Duisburg Sie zanken die Liebe herbei

Duisburg · Das Reibekuchentheater hat mit dem Stück "Frau Spitz und Herr Klotz" Premiere gefeiert. Beim jungen Publikum sprang der Funke über: Es verfolgte die Inszenierung mit deutlicher Anteilnahme, auch für die tiefere Botschaft.

Rheinhausen Mit einer Decke auf den Knien sitzt Frau Spitz (Anna Brass) im Liegestuhl in ihrem Garten. Sie liest Zeitung, trinkt heißen Tee und säufzt wohlig: "Zeitung, Tee, Ruhe, das ist das Glück." Plötzlich ein Aufschrei im Nachbargarten: "Eins, zwei, drei, achtmal Käferkacke. Wo war es? Irgendwo in einer Kiste", poltert ihr Nachbar Herr Klotz (Uwe Frisch).

Den kleinen und großen Zuschauern im Kommatheater war damit sofort klar, dass da am Gartenzaun zwei komplett unterschiedliche Charaktere aufeinander prallen. Der männliche Part des Stückes "Frau Spitz und Herr Klotz" ist schräg, darf hemmungslos fluchen, liebt Zahlen und ist ein Spitzentänzer. Seine neunmalkluge Nachbarin mag das gedruckte Wort und hat oft ein Lied auf den Lippen. So flogen bei der Premiere am Sonntagnachmittag die Fetzen.

Autorin zeigt sich angetan

Die Kinder, die im Schneidersitz in der ersten Reihe saßen, nahmen regen Anteil an dem Spektakel. Sie gaben freimütig ihre Kommentare ab – riefen zum Beispiel "Selbst Schuld", als Frau Spitz Herrn Klotz ihren Tee ins Gesicht schüttete. Oder "Die sind verliebt", als die beiden beim Gerangel um einen Kassettenrekorder plötzlich Händchen hielten.

Autorin Ulrike Winkelmann war begeistert von der Umsetzung ihres Stoffes durch das Reibekuchentheater: "Das Stück ist spannend, obwohl es anders ist als das Original. Eigentlich ist es für zwei Männer gedacht, die Liebesgeschichte und die Einbeziehung des Publikums hat das Ensemble so umgesetzt."

Gerade das half den Zuschauern ab fünf Jahren jedoch, die Botschaft des Stückes zu verstehen und Spaß zu haben. Denn die gegensätzlichen Charaktere, von denen niemand auf den ersten Blick geglaubt hätte, dass sie zusammenkommen, packen am Ende handfest zu und bauen an ihrem Glück.

Zum Erfolg des Stückes trug das Bühnenbild bei. Während der eine Garten adrett und durch spitze blaue und weiße Steine begrenzt ist, herrscht nebenan das Chaos: Bunte Kisten, die aussehen wie Bauklötze sind zu ungleichen Stapeln aufgetürmt. Die Garderobe der Figuren war dem Farbschema angepasst.

Die jungen Fans fieberten mit den Akteuren mit, die unter der Regie von Rene Linke bis zur Erschöpfung stritten, tanzten und flirteten. Sie bezogen mal Partei für Spitz, die dem Querkopf vorwirft, ständig herumzuhüpfen wie ein explodierter Frosch, mal für Klotz, der Streit total uncool findet. Am Ende forderten sie lautstark: "Zugabe".

(RP)
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