Duisburg Sich endlich trauen, selber etwas zu sagen

Duisburg · Auch in diesem Jahr haben 150 Grundschulkinder mit Zuwanderungsgeschichte an Sprachcamps teilgenommen.

 Die Teilnehmer des Sprachcamps auf dem Dellplatz.

Die Teilnehmer des Sprachcamps auf dem Dellplatz.

Foto: Reichwein

Zum letzten Mal zusammen gesungen und zum letzten Mal zusammen gebastelt. Dann wurde das Resümee der Sprachcamps gezogen, bei der Grundschulkinder mit Zuwanderungsgeschichte die Möglichkeit hatten, spielerisch Deutsch zu lernen. Interaktiv und vor allem freiwillig sollen die Grundschulkinder über ihren eigenen Schatten springen, auf andere zugehen können und sich trauen, selbst etwas zu sagen. Die deutsche Sprache soll hierbei nicht als Last gesehen werden, die man sich aneignen muss, sondern vielmehr als zwischenmenschliche Notwendigkeit, wie Uwe Bauer vom Jugendamt erklärte. Dabei sei es wichtig, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Wird es den Kindern zu viel, werden sie in die Pause entlassen, um sich richtig auszutoben. Die Camps waren, wie in jedem Jahr, über das komplette Stadtgebiet verteilt, vom Norden der Stadt, dem Stadtteil Marxloh bis nach Hüttenheim im Duisburger Süden. Das Angebot ist für die Kinder immer kostenlos.

Eines der insgesamt sieben Camps fand in diesen Herbstferien im Regionalzentrum Nord (RiZ) in Marxloh statt. In fünf Gruppen mit jeweils vier bis fünf Kindern arbeiteten die Lernwilligen an gemeinsamen Projekten. "Die Kinder sollen neue Freundschaften schließen und aus sich rauskommen. "Nach einer Woche mischen wir die Gruppen noch einmal neu", sagte Hatice Teymur, Leiterin des RiZ. Jede Gruppe hat dabei ein eigenes Thema. Dort wird gebastelt und getanzt, sogar eigene Lieder geschrieben und gemeinsam gesungen. "Heute haben wir zum Abschluss Hänsel und Gretel nachgespielt. Die Kinder verkleiden sich gerne und sind dann besonders motiviert", erzählte die Gruppenleiterin Ute Heidenstecker. "Die Kinder wollen selber mitmachen. Diese Freiwilligkeit sorgt für einen hohen Lernerfolg", sagte sie.

Finanziert werden die Sprachcamps zu 80 Prozent aus Geldern des Landschaftsverbandes Rheinland. Die restlichen 20 Prozent werden von der Stadt zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden in diesem Jahr 42.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Dieses Jahr haben insgesamt 150 Kinder an dem Projekt teilgenommen. Laut Uwe Bauer mit großem Erfolg: "Mit jedem Tag wurde die Sprachkompetenz besser und das Selbstbewusstsein wurde immer größer. Kinder, die zuvor keinen Laut von sich gegeben haben, erzählen mir jetzt spannende Geschichten vom Wochenende", so Bauer. Die Nachfrage nach Plätzen sei jedes Jahr groß. Doch auch wenn die Sprachcamps für dieses Jahr beendet wurden, hieß es für die Kinder nicht, sich verabschieden zu müssen. "Die meisten Kinder kommen auch nach den Ferien regelmäßig her. Außerdem gewöhnen sie sich an die Betreuer und sehen in ihnen eine Bezugsperson" sagte Hatice Teymur.

Jetzt, wo der Schulunterricht wieder regulär weitergeht, können die Kinder ihr neu gewonnenes Sprachwissen anwenden. "In den vergangenen Jahren haben wir Erhebungen zu den Lernerfolgen durchgeführt. Die Kinder, die an den Camps teilnahmen, haben sich nach den Ferien immer mehr am Unterricht beteiligt", so Bauer.

(RP)
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