Rp-Thema Christoph 9 Seit vier Jahrzehnten im Rettungseinsatz

Duisburg · Der Rettungshubschrauber Christoph 9 ist seit 40 Jahren im Dienst. Am 16. September 1975 flog das an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Buchholz stationierte Gefährt zum ersten Mal.

Oliver Tittmann ist kommissarischer Leiter der Feuerwehr in Duisburg. Im Hintergrund hat der Hubschrauber in Buchholz gerade abgehoben.

Oliver Tittmann ist kommissarischer Leiter der Feuerwehr in Duisburg. Im Hintergrund hat der Hubschrauber in Buchholz gerade abgehoben.

Foto: Andreas PRobst

Buchholz Von den Rotorenblättern peitscht ein scharfer Wind entgegen, als der Hubschrauber landet. Die Crew steigt aus - der Einsatz war diesmal kurz, es war kein außergewöhnlicher Notfall. Spannend sei jeder Einsatz mit Rettungshubschrauber Christoph 9 trotzdem, alleine durch das Fliegen. "Heute ist das Wetter aber ganz gut", sagt Andrè Huber, Pilot der Bundespolizei der Fliegerstaffel West/St. Augustin.

Im September ist Christoph 9 seit 40 Jahren im Dienst. Im Herbst 1962 wurden die ersten Landungen auf dem Gelände des BGU (Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik) Duisburg geprobt, am 16. September 1975 flog der Hubschrauber zum ersten Mal. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (je nach Wetterlage) fliegt seitdem die Crew mit dem Hubschrauber zu Patienten im Umkreis von 50 bis 70 Kilometern.

Der Pilot des Rettungshubschraubers muss gute Nerven haben. Hier bereitet er sich auf den nächsten Einsatz vor.

Der Pilot des Rettungshubschraubers muss gute Nerven haben. Hier bereitet er sich auf den nächsten Einsatz vor.

Foto: Pressefoto Andreas Probst

Die Maschine wurde mittlerweile drei Mal ausgetauscht - das letzte Mal im Sommer 2008. Ein Pilot, ein Rettungsassistent und ein Notarzt bilden das Einsatz-Team. Wo liegen die größten Vorteile der Rettung mit Christoph 9? "Der Notarzt kommt schneller zu den Patienten, und wir können die Menschen viel schneller versorgen und in geeignete Kliniken bringen", erklärt Oliver Tittmann, kommissarischer Leiter der Feuerwehr Duisburg. Manchmal würden selbst wenige Minuten den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. "Es ist außerdem die schonendste Methode, jemanden zu transportieren", fügt er hinzu. "Wenn Patienten komplizierte Brüche oder Schäden an der Wirbelsäule haben, ist es der beste Weg."

Der Arbeitstag auf dem Hubschrauber beginnt gewöhnlich mit einem gründlichen Check der Geräte und der Maschine. "Wenn am Hubschrauber was defekt sein sollte, ist es deutlich schlimmer als ein Auto, dass nicht mehr anspringt", sagt Tittmann. In der Luft müsse alles tadellos funktionieren. Deshalb sei eine tägliche Prüfung enorm wichtig. Danach heißt es für das Team: auf Einsätze warten. Bis auf die spezielle Arbeit mit der Maschine sei der Arbeitsalltag hier im Grunde wie der im Rettungsdienst auf dem Boden. Gibt es bestimmte Tageszeiten oder Wochentage, an denen mehr los ist? "Nein, eigentlich nicht", antwortet Tittmann. "Jeder Tag ist unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab."

Auch die Art der Notfälle unterliege keinem Muster. An manchen Tagen bliebe es bei relativ harmlosen Ereignissen - kleinen Unfällen zu Hause oder beim Sport zum Beispiel. Andere Schichten bringen Unfälle, bei denen sich auch der erfahrenen Crew die Kehle zusammenschnürt: "Es gibt manchmal Situationen, die sehr nah gehen können. Wenn man selbst Vater ist, ist beispielsweise bei Kinder-Notfällen immer die Gefahr da", sagt Huber. Sven Lundin, Notarzt des BGU, fügt hinzu: "Es gibt Fälle, in denen ich wei?, dass es keine Aussicht auf Überleben gibt - auch wenn der Patient am Einsatzort noch lebt." Besonders wenn Angehörige anwesend sind, sei es schwer zu erklären, dass die nächsten Minuten die letzten sein werden. Zum Glück seien derart kritische Fälle Ausnahmen: "Es passiert deutlich häufiger, dass wir durch die schnelle Ankunft Menschen rechtzeitig retten und versorgen können", sagt Tittmann.

An einen Einsatz erinnern die Männer sich sehr gut: "Es wurde der Biss einer schwarzen Mamba gemeldet", erzählt Andre Pelz, Rettungsassistent der Feuerwehr Duisburg. "Da es äußerst selten vorkommt, hatten wir das Gegenmittel nicht im Lager parat." Zum Glück half die Uniklinik Düsseldorf aus. "Da war Schnelligkeit wichtig - das Schlangengift wirkt schnell und ist tödlich", ergänzt Pelz. Der Patient aus Oberhausen hat überlebt.

(RP)
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