Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Seine Fahnen wehten auf 66 Schiffen

Duisburg · Der Reeder Karl Schroers baute in Kaßlerfeld eine Villa, die dem Palazzo Pitti in Florenz nachempfunden war. Seine Familie stieg auch ins Mineralwassergeschäft ein. Die Marken Brohler und Steinsieker sind heute Premiummarken.

 Das war die Schroers-Villa auf der Ruhrorter Straße 92-98. Die Aufnahme entstand Anfang des 20. Jahrhunderts.

Das war die Schroers-Villa auf der Ruhrorter Straße 92-98. Die Aufnahme entstand Anfang des 20. Jahrhunderts.

Foto: Firma Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH

1902 baute der Unternehmer Schroers ein stattliches Wohnhaus in Duisburg-Kaßlerfeld. Ein alter Stadtführer beschreibt 1902 das repräsentative Gebäude auf der Ruhrorter Straße 92-98 als Sehenswürdigkeit: "Dann folgt das großartige, dem berühmten Palazzo Pitti in Florenz nachgebaute Wohnhaus von Karl Schroers, das von dem Kunstsinn und dem kühnen Unternehmungsgeist seines Besitzers zeugt!"

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Was den Unternehmergeist betrifft: Karl Schroers (1858-1917) verkörperte einen Unternehmertypus, der keinen Konflikt scheute, wenn es darum ging, seine unternehmerischen Ideen umzusetzen. Wenn ihm Genehmigungsverfahren zu lange dauerten, wandte er sich mit deutlichen Worten direkt an den Oberbürgermeister oder Regierungspräsidenten. Ein Thema mit hoher Aktualität.

Schroers gründete mit 22 Jahren seine erste Firma, die sich mit der Fabrikation von geschmiedeten Nägeln befasste. Kurz darauf erkannte er den Transportbedarf der aufstrebenden Duisburger Industrie und stieg ins Reedereigeschäft ein. Mit überragendem unternehmerischen Erfolg: Die Farben der Schroers-Reederei wehten auf 66 Schiffen, davon 52 Rheinschiffe und 14 Raddampfer. "Wachsen oder weichen" lautete sein Unternehmer-Credo. Reederei-, Speditions- und Logistikbetriebe bildeten das Kerngeschäft, aber auch Bergbauanlagen, Ziegeleien, Kiesbaggereien, Fischzucht und Anteile an der Rhein-Ruhr-Zeitung, die ihm sein Vater hinterließ, gehörten zum Firmengeflecht. Mit der Modernisierung des Brohler Mineralbrunnens komplettierte Schroers 1906 den vielfältigen Branchenmix.

Das Firmengeflecht geriet im Jahr 1917 in schwieriges Fahrwasser. Damals zeichnete sich die Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg bereits ab. In der Folge brachten der Versailler Vertrag, die Reparationsforderungen der Siegermächte, Besatzungszeit und bürgerkriegsähnliche Zustände das Frachtgeschäft zum Erliegen. Die Flotte schrumpfte unter dem Druck der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse.

Der Tod des Patriarchen im Jahr 1917 war vor diesem Hintergrund eine Zäsur: Das Geschäftskonglomerat zerbrach. Spedition, Lagerhallen und Schifffahrt wurden laut Handelsregister 1942 aufgegeben.

Die Familie hatte bereits 1920 mit der Schroers Handelsgesellschaft das Brohler Mineralbrunnengeschäft übernommen. Jetzt fokussierten die Nachfolger alle Geschäftsaktivitäten auf das Mineralbrunnengeschäft. Erfolgreich. Das Familienunternehmen wird mittlerweile in der fünften Generation geführt und gehört heute mit seinen Marken Brohler und Steinsieker Mineralwasser zu den Premiummarken der Mineralwasserbranche.

Vergleicht man die Gründermentalität von Karl Schroers mit der Vision eines deutsch-chinesischen Handelszentrums in Kaßlerfeld ergibt sich eine Gemeinsamkeit: Nur mit Risikobereitschaft und Investitionen werden Arbeitsplätze und Wohlstand geschaffen. Schroers erkannte damals das Potenzial und stieg in die Logistikbranche ein. Ob ein vergleichbares Potenzial heute in der Handelsverbindung mit China steckt, wird die Zukunft zeigen.

Quelle: Niederrheinische Unternehmer, Willi Dittgen, Mercatorverlag.

(RP)
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