Duisburg Schwieriger Einsatz im Erdbebengebiet

Duisburg · Dr. Frank Marx, Rettungsdienstleiter in Duisburg, ist seit Sonntag in Nepal. Er begutachtet die Infrastruktur, plant Einsätze, sucht nach deutschen Vermissten, leistet Erste Hilfe. Die ISAR-Helfer sind unterwegs in ihr Einsatzgebiet.

Hilfsteams aus mehr als 15 Nationen sind mittlerweile im Erdbebengebiet in Nepal eingetroffen. Koordiniert werden sie von den Vereinten Nationen und der nepalesischen Regierung. Einer, der schon sehr früh vor Ort war, ist Dr. Frank Marx, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Feuerwehr Duisburg. Bereits am Sonntag flog er in das Katastrophengebiet. Als wir ihn gestern Mittag anriefen, war er gerade am Flughafen in Kathmandu.

"Wir sprechen hier heute gezielt Deutsche an und nehmen ihre Personalien auf", sagt Marx. Es gebe eine Vermisstenliste, auf der 160 Deutsche stehen. "Wir hoffen, dass sich unter denjenigen, die hier gestrandet oder nach und nach aus dem Umland hierher gekommen sind, viele von ihnen befinden." Diese Personensuche, sagt er ganz offen, sei nicht einfach. Gerade erst habe er mit einem Vater in Deutschland telefoniert, der immer noch nichts von seiner Tochter gehört habe. "Das hat mir schwer zu schaffen gemacht. Ihm am Ende des Telefonats sagen zu müssen, dass ich nicht weiß, wo seine Tochter ist und wie es weitergeht. Da denke ich als Vater natürlich an meine eigene Tochter und daran, wie unerträglich diese Situation für mich wäre."

Neben der Vermisstensuche hat Marx auch noch andere Aufgaben in Nepal. Und die liegen gar nicht mal so sehr im medizinischen Bereich. In der Deutschen Botschaft in Kathmandu hat der Rettungsarzt zwar schon Erste Hilfe geleistet und kleinere Verletzungen behandelt. Offiziell ist er aber als Repräsentant von Malteser International vor Ort und soll gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk und der Welthungerhilfe ein so genanntes Assessment durchführen. "Meine Aufgabe ist vor allem die Organisation und Einsatzplanung", sagt er.

Nepal: Erdbeben zerstört Weltkulturerbestätten
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Erdbeben zerstört Weltkulturerbestätten

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Foto: dpa, bjw

Auf Erkundungsfahrten durch die Berge hat er bereits versucht herauszufinden, wie sicher die Infrastruktur in dem zerstörten Gebiet ist. "Im Zentrum Kathmandus ist die Zerstörung überraschend überschaubar. Hotels öffnen wieder, Leute kehren langsam in ihre Häuser und Wohnungen zurück. Es trifft immer mehr Hilfe ein. In den Außenbezirken dagegen sieht das ganz anders aus", berichtet er. Hier stelle sich die Frage, wie man diese entlegenen Gebiete schnellst- und bestmöglich erreichen kann. "Können wir da mit Lkw hin? Und wo können wir diese Lkw mieten?" Antworten auf Fragen wie diese wollte er auf seiner Erkundungstour finden.

Die 52 Helfer der Duisburger Hilfsorganisation ISAR Germany, die am Dienstag in Nepal gelandet sind, sind unterdessen auf dem Weg zu ihrem Einsatz in einem Dorf rund 60 Kilometer westlich von Kathmandu. Unter ihnen sind Rettungshundeführer mit sieben Rettungshunden, Experten zur Ortung Verschütteter, Bergungsexperten sowie Ärzte, Pfleger und Sanitäter.

Erdbeben in Nepal: Mount-Everest-Basislager verschüttet
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Foto: afp, ras/fk

"In dem Dorf gibt es ein Hospital, das noch funktioniert", sagt ISAR-Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister, zugleich Rechtsdezernentin in Duisburg. Dort werden die ISAR-Helfer eingesetzt, um medizinische Hilfe zu leisten. Dass dieses Krankenhaus noch funktioniert, ist großes Glück, denn an vielen anderen Orten wurde die medizinische Infrastruktur durch das Beben zerstört. "Wir treffen auf massive Schäden, vor allem in den Außengebieten der Hauptstadt Kathmandu", sagt ISAR-Sprecher Simon Pake. Damit sei die medizinische Versorgung, die bereits vor dem Beben problematisch war, sehr schwierig geworden.

Erschwerend für die Rettungsarbeiten sei, dass auf den Straßen viel Schutt liegt: "Ein Durchkommen ist kaum möglich", sagt Pake. Viele Menschen schliefen unter freiem Himmel. Durch die starken Schauer seien einige vollkommen durchnässt.

Das sei vor allem für die Kranken ein Problem. Für die Überlebenden sei zudem die Versorgung mit Trinkwasser schwierig.

Unter dem Stichwort "Erdbeben Nepal" rief gestern auch die in Duisburg ansässige Kindernothilfe zu Spenden für die Erdbebenopfer in Nepal und den benachbarten Gebieten auf. "Mit den Spenden unterstützen wir die Hilfsmaßnahmen unserer Bündnispartner im Katastrophengebiet", so die Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann. "Um rasche und effektive Hilfe nach einem Beben leisten zu können, ist ein erprobtes und gut funktionierendes Netzwerk wichtig - vor Ort und in Deutschland."

(RP)
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