Duisburg Schwerer Kampf gegen Vorurteile

Duisburg · Der christlich-islamischer Gesprächskreis Duisburg engagiert sich für den Abbau von Ängsten gegenüber Muslimen. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung verbringen 84 Prozent der Muslime ihre Freizeit mit Nicht-Muslimen.

 Die Moschee in Marxloh gilt auch dank vieler öffentlicher Veranstaltungen (hier ein Bild von der Ruhr-Triennale) als Symbol für ein gutes Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen.

Die Moschee in Marxloh gilt auch dank vieler öffentlicher Veranstaltungen (hier ein Bild von der Ruhr-Triennale) als Symbol für ein gutes Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen.

Foto: christoph sebstian (rp-bildarchiv)

"Muslime in Europa. Integriert aber nicht akzeptiert". Dies ist der Titel einer neueren Studie der Bertelsmann Stiftung, die jetzt in der Marxloher Kreuzeskirche von Prof. Wolf-Dieter Just vorgestellt wurde. Hülya Ceylan und Just leiten den Duisburger christlich-islamischen Gesprächskreis, der das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen in Duisburg fördern und Vorurteile abbauen will. Die Bertelsmann-Studie zeigt, dass die Integration muslimischer Einwanderer in fünf westeuropäischen Ländern, darunter Deutschland, große Fortschritte gemacht hat.

Sie räumt auf mit den üblichen Vorurteilen, dass Muslime nicht integrationswillig und - fähig seien, in "Parallelgesellschaften" lebten und die Sprache des Aufnahmelandes nicht lernen wollten. 84 Prozent der in Deutschland geborenen Muslime verbringen ihre Freizeit regelmäßig mit Nichtmuslimen. Nichtmuslimische Deutsche gehören zu ihrem engsten Freundeskreis.

Jeder zweite Muslim hat einen deutschen Pass und 96 Prozent von ihnen betonen ihre enge Verbundenheit mit Deutschland. Für 73 Prozent der in Deutschland geborenen Muslime ist Deutsch die erste Sprache, und auf dem Arbeitsmarkt unterscheidet sich die Erwerbsbeteiligung von Muslimen nicht mehr vom Bundesdurchschnitt.

"Leider werden diese Tatsachen von der Mehrheit der Deutschen nicht zur Kenntnis genommen, wie auch andere Studien zeigen", so Just. Während die Integration der Muslime große Fortschritte mache, wüchsen die Ängste und Vorbehalte der Mehrheitsgesellschaft. So empfänden 57 Prozent der Deutschen den Islam als bedrohlich; im Osten, wo nur zwei Prozent der Muslime in Deutschland leben, sogar 66 Prozent.

Dass der Islam nicht in die westliche Welt passe, meinen 61 Prozent der Deutschen. Unter den Teilnehmenden des Gesprächskreises war auch die muslimische Mutter, Tuba, die unlängst ihre beiden kleinen Töchter beim Sportverein BSF Hamborn 07 Top Fit zu einem Schnuppertanzkurs einladen wollte und keinen Zutritt erhielt, weil sie ein Kopftuch trug. Sie schilderte eindrücklich, wie sehr sie sich gedemütigt fühlte und wie verzweifelt sie war, dass ihre Töchter schon im jüngsten Kindesalter Diskriminierung und Stigmatisierung wegen ihrer Religionszugehörigkeit erfahren müssen.

Dabei war ihr Wunsch, die Kinder in einem deutschen Verein tanzen zu lassen, doch ein Zeichen dafür, wie gut sie integriert ist. Der christlich-islamische Gesprächskreis möchte nun seine Dialog-Arbeit bekannter machen und mit Plakataktionen und Vorträgen in Schulen Vorurteile abbauen und für einen friedlichen und respektvollen Umgang zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen werben. Wer dabei mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen.

Weitere Informationen gibt es telefonisch (0203 / 7399357) und per Mail: huelya.ceylan@googlemail.com; wd.just@arcor.de.

(RP)
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