Duisburg Schulterschluss der Christen

Duisburg · Gastredner beim Jahresempfang der katholischen Stadtkirche war Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Es ging um Rechtspopulismus und Barmherzigkeit.

 Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, forderte Duisburg auf, gastfreundlich zu bleiben.

Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, forderte Duisburg auf, gastfreundlich zu bleiben.

Foto: Bernd Schaller

Die evangelischen und katholischen Christen rücken zusammen. Das zeigte sich jetzt beim Jahresempfang der Katholischen Stadtkirche. Daniel Wörmann, Vorsitzender des Katholikenrats in Duisburg, begrüßte als Gastredner mit Christoph Pistorius einen prominenten Vertreter der evangelischen Kirche. Pistorius war gebeten worden, über ein Thema zu sprechen, das Pfingsten als Kampagne der evangelischen Kirche im Rheinland initiiert wurde: "Wir sind Mitmenschen. Christen zeigen Gesicht gegen Fremdenfeindlichkeit." Bevor der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland das Wort ergriff, meldete sich aber auch die "katholische Seite" zu Wort. Daniel Wörmann beließ es nicht bei der Begrüßung der Ehrengäste, sondern ging auf aktuelle Herausforderungen in der Stadt ein. Sein Hauptaugenmerk galt der Flüchtlingssituation in der Stadt. Integration müsse von Anfang an das Ziel im Umgang mit den Menschen sein, die oft aus großer Not den Weg hierhin gefunden hätten. Wörmann wies auf die Rechtspopulisten und die montäglichen Pegida-Aufmärsche hin, die dazu beitrügen, das Klima in der Stadt zu vergiften. Allerdings warnte er davor, die Verunsicherung der Menschen angesichts der zahlreichen Flüchtlinge, zu verschweigen. Als Christen habe man in dieser Situation eine besondere Verantwortung. Mit einem Zitat von Albert Schweitzer (evangelisch) brachte er die Zuhörer zum Schmunzeln und zum Nachdenken: "Es reicht als Christ nicht, in die Kirche zu gehen. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht..."

Stadtdechant Bernhard Lücking, der einige Woche zuvor in seinem Osterbrief übrigens auf die Geschichte der (nun evangelischen) Salvatorkirche eingegangen ist, stellte den Begriff der Barmherzigkeit in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Dabei bezog sich Lücking auf Papst Franziskus, der ein Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen hatte. Der Papst versteht, wie Lücking herausarbeitete, Barmherzigkeit in einem durchaus rigorosen Sinne. Barmherzigkeit im päpstlichen Sinne sei eine Forderung an Christen, über den eigenen Kirchturm hinaus zu denken. Der Einsatz für Arme, Unterdrückte und Verfolgte sei ein Gebot der christlichen Barmherzigkeit. Besonders bei der jüngsten Mexiko-Reise des Papstes sei dies deutlich geworden. Da habe Franziskus, unter Bezug auf die geforderte Barmherzigkeit, auch die Versöhnung mit der Befreiungstheologie gesucht; einer Theologie, die in den Jahren zuvor oftmals im Konflikt mit der Kurie stand. Die Seligsprechung des 1980 ermordeten Bischofs Oscar Romero, der für soziale Gerechtigkeit eingetreten war, sei ein Zeichen für dieses durchaus neue barmherzige Denken.

Christoph Pistorius zeigte sich beeindruckt von seinen Vorrednern. Er lobte die überkonfessionelle Offenheit. In seiner Ansprache versuchte Pistorius Mitmenschlichkeit und die Ablehnung von Fremdenhass biblisch zu begründen. Die christliche Nächstenliebe werde in der Bibel oftmals mit Geschichten von Menschen, die unter die Räuber gefallen sind, verdeutlicht. "Die Bibel kennt viele Fluchtgeschichten", sagte Pistorius in Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingslage. Die Forderung nach Gastfreundschaft und die "Pflege einer Vergebungskultur" seien aus der Bibel abzuleiten. Die Weihnachtsgeschichte berichte von der Menschwerdung Gottes; der Gedanke der Gottesebenbildlichkeit bedeute für Christen, dass die Würde des Menschen aus misslichen Verhältnissen nicht geringer sei als die Würde von Wohlhabenden.

Am Schluss seiner Ansprache lobte Pistorius die guten Ansätze, die es in Duisburg beim Miteinander der Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen Religionen gebe. Ein Schulterschluss aller Christen könne diese positive Entwicklung fördern. "Bleiben Sie ein gastfreundliches Duisburg", rief er unter dem Beifall der Zuhörer, darunter auch Mitglieder der Moscheegemeinden, aus.

(pk)
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