Duisburg Schulmensen in Duisburg kaum genutzt

Duisburg · Ungesund, unhygienisch, zu lange warm gehalten - mit diesen Problemen hat Verpflegung in deutschen Schulmensen deutschlandweit zu kämpfen (die RP berichtete). Wie sieht es in Duisburg aus?

 Die Servicekraft Angelika Königer reicht in der Mensa des St.-Hildegardis-Gymnasiums an der Realschulstraße einer Schülerin einen Teller mit Nudeln.

Die Servicekraft Angelika Königer reicht in der Mensa des St.-Hildegardis-Gymnasiums an der Realschulstraße einer Schülerin einen Teller mit Nudeln.

Foto: Christoph Reichwein

Laut Bundesregierung beziehen 60 Prozent der Schulen, die Mittagessen anbieten, die Mahlzeiten fertig von einem Caterer. Handlungsbedarf bestehe demnach auch bei den Qualitätskontrollen. Diese fänden lediglich bei 28 Prozent der Schulen statt. Allein in Duisburg gibt es 87 Schulmensen. Auch hier werden die meisten durch Caterer beliefert. Das muss nicht grundsätzlich negativ sein. Die Herstellung der Schulessen wird - sowohl bei den Caterern als auch in den schuleigenen Küchen - in Nordrhein-Westfalen außerdem von der kommunalen Lebensmittelüberwachung kontrolliert.

"Wir verfolgen an den Schulen in Duisburg kein einheitliches Konzept. Das Angebot kann sich nur nach der Nachfrage richten", sagt Ralph Kalveram, Leiter des Amts für Schulische Bildung der Stadt Duisburg. In Stadtteilen wie Marxloh oder dem Duisburger Süden seien die Bedürfnisse völlig verschieden. "In Marxloh muss das Essen zum Beispiel ,halal' sein", erklärt er.

Vor vier bis fünf Jahren habe die Stadt alle weiterführenden Schulen mit Ausgabeküchen ausgestattet. "Teilweise werden die aber nur wenig genutzt", weiß er. Was im Offenen Ganztag der Grundschulen noch gut funktioniere, ließe sich in den Jahrgangsstufen 5 und 6, teilweise auch in der siebten noch fortführen. "Man kann die Schüler ja nicht verpflichten, in der Schule zu essen. Wir sind in einem Ballungsraum. Da gibt es viele Anbieter direkt neben den Schulhöfen." Und dass Pizza, Döner, Pommes und Co. viele Schüler mehr locken als gesundes Mensaessen, dürfte seit Generationen nichts Neues sein.

An zu langen Warmhaltezeiten des durch Caterer gelieferten Mittagstisches sollte es jedenfalls nicht liegen. "Bei uns kommt das Essen gegen 12.45 Uhr an, gegessen wird ab 13.30 Uhr bis 14.30 Uhr", sagt Ralf Buchthal, Schulleiter des Steinbart Gymnasiums. Zu einem Preis von durchschnittlich 3,20 Euro pro Mittagessen nutzen hier lediglich 15 von 1150 Schülern regelmäßig die Möglichkeit des warmen Mittagessens. Wenig mehr sind es am Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) in Rumeln-Kaldenhausen: Von 860 Schülern essen rund 30 bis 50 regelmäßig in der Schulmensa. Der Preis beträgt hier 3,20 bis 3,50 Euro pro Mahlzeit.

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Foto: Königs, Bastian

Auf wesentlich größeren Zuspruch stößt das Schulessen am St. Hildegardis-Gymnasium. Obwohl die Schule im Stadtzentrum liegt und die Schüler hier jede Menge externe Alternativen finden würden, nutzen rund 200 der 720 Schüler das Angebot. Dementsprechend groß ist auch die Auswahl. Aus vier verschiedenen Gerichten können die Jugendlichen wählen. Ein Nachtisch und frisches Obst gehören immer mit dazu und der Durchschnittspreis beträgt 3,30 Euro. "Unserer Caterer liefert nach dem Cook & Chill Verfahren", sagt Dr. Sabine Kretschmann-Dulisch, die stellvertretende Schulleiterin. Das bedeutet, dass das Essen extern vorgekocht und runtergekühlt wird. "Bei uns wird das dann regeneriert. Das Verfahren ist besonders vitaminschonend."

Ganz anders an der Gesamtschule Duisburg Mitte: "Diese Art der Mittagsverpflegung ist so nicht mehr gewünscht", musste Schulleiter Ernst Wardemann feststellen. Im vergangenen Herbst hatte die Schule noch versucht, über einen Caterer warmes Mittagessen anzubieten. "Nur etwa zehn bis zwölf Essen gingen täglich weg. Das ist ein wirtschaftliches Problem und lohnt sich für den Caterer nicht", so Schulleiter Ernst Wardemann. Inzwischen gibt es an der Schule kein warmes Mittagessen mehr, nur noch den Kiosk einer Großbäckerei. "Es gab gerade mal einen Protest-Anruf von Eltern, als wir die Schulmensa eingestellt haben", so Wardemann.

Ein völlig anderes Konzept wird an der Gesamtschule Duisburg Süd verfolgt: Dort gibt es eine große Küchenanlage, die früher sogar mal ein Ausbildungsbetrieb war. Jetzt fungiert sie als eine Art Zentralstation für den Duisburger Süden. "Der Hauskoch" Ulrich Lütke kocht dort frisch für diese Schule und die Mensa am Mannesmann Gymnasium, die auch von der Sekundarschule Biegerpark genutzt wird. Insgesamt kommt Lütke so auf rund 200 warme Mittagessen pro Tag. "Die werden komplett dort gekocht", sagt seine Mitarbeiterin Petra Urban.

Für die kommende Woche plant die Stadt Duisburg ein Treffen mit Caterern und den anderen Beteiligten, um neue Modelle der Schulverpflegung zu besprechen und auszuprobieren. "Wir können aber kein einheitliches Konzept vorschreiben", sagt Ralph Kalveram. Dazu seien die Bedürfnisse zu unterschiedlich.

(RP)
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