Duisburg Triennale-Kunst: Fasziniert und erschreckt von Industriewüsten

Duisburg · Tags zuvor noch lieferte der Berliner Filmkünstler Julian Rosefeldt das bewegte Bühnenbild für das Film-Konzert "Die Schöpfung" mit der Musik von Joseph Hayden unter der Leitung von René Jacobs in der Kraftzentrale des Duisburger Landschaftsparks. Nun ist die aus seinem Szenenmaterial entnommene Filminstallation "In the Land of Drought" (Im Land der Trockenheit) im nahegelegenen Schalthaus Ost zu sehen.

 Das Amphitheater auf der Halde Prosper-Haniel ist das Ziel der Kamerafahrt mit der Drohne über das Ruhrgebiet.

Das Amphitheater auf der Halde Prosper-Haniel ist das Ziel der Kamerafahrt mit der Drohne über das Ruhrgebiet.

Foto: Ruhrtriennale

Eine Dreiviertelstunde dauert der komplette Film-Durchlauf "Im Land der Dürre", denn so heißt der ins Deutsche übersetzte Originaltitel der neuen Ruhrtriennale-Creation. Der Film zeigt Menschen in weißen Einmal-Overalls mit aufgesetzter Kapuze, weißen Überziehschuhen und gleichfarbigem Mundschutz, die durch Wüstenlandschaften ziehen. "Der Film spielt in der Zukunft und die Menschen, die darin zu sehen sind, schauen zurück auf das, was übrig geblieben ist von ihrer Welt", so drückte es Intendant Johan Simons bei der Eröffnung aus, anstelle des nach Berlin zurückeilenden Rosefeldts, dessen Frau zur Stunde nämlich ein Kind erwartete.

Gedreht wurde der Film in Marokko und im Ruhrgebiet, und zwar jeweils mittels einer Drohne. Die Aufnahmen wurden später verlangsamt und geschnitten, mit einer Soundcollage aus dumpfen, unmelodischen Geräuschen unterlegt und so zu einer meditativ anmutenden Filminstallation vereint. Aufnahmen vom Boden aus wurden nicht gemacht. So erscheint vieles, wenn nicht gar alles mit distanziertem und zugleich viel sagendem Blick. Die Pilgerreise der Menschen startet in der Natur-Wüste Marokkos mit dem Ziel einer verlassenen, teilzerstörten Tempelanlage. Dort bilden die Kapuzenmänner und -frauen abschließend einen Kreis, um sich anschießend weiter in Richtung Industrie-Wüste Ruhrgebiet aufzumachen.

Die ersten Bilder von dort zeigen ein ehemaliges Steinkohleabbaugebiet - oder zeigen sie ein Rheinisches Braunkohlerevier, dass es im Ruhrgebiet allerdings nicht gibt? In der zweiten Einstellung ist zweifellos der Landschaftspark Duisburg-Nord mit dem begehbaren Hochofen 5 zu erkennen. Die Kamerafahrt mit der Drohne steigt aus dem Bauch des Industriedenkmals nach oben auf und liefert faszinierende Bilder. Von dort aus setzen sich die Menschen weiter in Richtung Halde Prosper-Haniel auf der Stadtgrenze Bottrops und Oberhausens in Bewegung. Ziel ist das auf dem 159 Meter hohen Haldenplateau aufgesetzte Amphitheater. Hier treffen sie sich in der Mitte der kreisrunden Bühne und vereinen sich zu einem Menschenerdball. Auf dem Weg dorthin werden sie Zeugen der Spuren einer zurückgelassenen postkapitalistischen Industriewelt als Wüste verbrannter Abraumerde, Schlacke und Kohlenstaub. Rosefeldts Werk "ist eine prozesshafte Arbeit, die nicht nach einem Drehbuch entstand", so Simons. Ihn interessiere das Verhältnis von Mensch und Umwelt, von Kultur und Natur in einer globalisierten Welt. Die Filmarbeit ist bis zum 26. September täglich in der Zeit von 13 bis 21 Uhr im Schalthaus Ost des Landschaftsparks Duisburg-Nord zu sehen. Der Eintritt ist frei. Das Filmen und Fotografieren der Installation ist nicht gestattet.

(RP)
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