Duisburg "Ruhrpottwache": Realität ist anders

Duisburg · Die gestern angelaufene Fernsehserie von SAT 1 ist typische Vorabend-Kost. Mit der Stadt Duisburg und ihren Einwohnern hat sie nicht viel zu tun.

Duisburg: "Ruhrpottwache": Realität ist anders
Foto: Sat 1-Screenshot

Die Realität in Duisburg mag bisweilen eine harte sein. Aber solche durchgeknallten, abgewrackten Typen, wie sie uns gestern der private Fernsehsender SAT 1 vorführte, leben hier hoffentlich nicht. "Ruhrpottwache" nennt der Sender seine neue Vorabendserie, die die Ermittler der Duisburger Polizei bei der Arbeit zeigen soll. Echte Polizisten seien da im Einsatz in aufbereiteten echten Fällen. Die Duisburger Polizei hat bereits erklärt, dass weder ihre Beamten da mitspielen, noch dass sie echte Fälle als Stoff für die Drehbücher zur Verfügung gestellt hat (wir berichteten). Das Beruhigende an diesem Vorabend-Nicht-Spaß: In den kurzen Sequenzen zwischen den Handlungen ist Duisburg allenfalls für Insider zu erkennen. Aber leider reden die Akteure immer wieder davon, in welcher Stadt sie sich aufhalten Und darum ging es gestern knapp eine Stunde lang: Eine Abi-Fete läuft aus dem Ruder. Eine Frau wird von ihrem Gatten verprügelt, und die Tochter ist verschwunden. Ein Pärchen wird nachts von einem Unbekannten angeschossen. Ganz großes Kino, wie die vermeintlichen Polizisten die Fälle blitzschnell lösen.

Duisburg: "Ruhrpottwache": Realität ist anders
Foto: Sat 1-Screenshot

Ihren Arbeitsplatz haben sie in der Polizeiwache Duisburg-Nord, in Wirklichkeit die ehemalige Schule an der Bergiusstraße in Ruhrort. Sie sind um Hochdeutsch bemüht, während die Bösen in bestem Ruhrpottslang schreien und poltern. Geschrien wird viel, gejammert auch. Die Bösen schlagen wild um sich, und die guten lösen Streitigkeiten mit ein paar gezielten Tritten und Griffen, mit klaren Ansagen und eben dem, was der Sender unter dem Auftreten von Respektspersonen versteht. Das Beruhigende: Nach weniger als einer Stunde ist alles vorbei. Das Beunruhigende: Es gibt Fortsetzungen. Das mit der Abi-Fete lief übrigens nur schief, weil die Oma einer der Schüler in das Gebäck, das der Enkel mit zur Party brachte, Cannabis gemischt hatte. Das vermeintlich entführte Kind entdeckten die "Beamten" unversehrt in der Nähe des Tatorts. Und die Schüsse hatte der Sohn eines gewalttätigen Proleten abgefeuert, der nicht nur seine Frau, sondern auch sein Kind schlug und ihm androht: "Dein Arsch hat gleich Kirmes". Niveauvoll ist anders und die Realität zum Glück auch.

(RP)
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