Duisburg Rotraud Hantke übergibt Studio an Nachfolger

Duisburg · Seit 40 Jahren gehört die bekannte Duisburger Ballettpädagogin zu den prägenden Persönlichkeiten in der Duisburger Kultur.

 Rotraud Hanke vor dem Duisburger Theater.

Rotraud Hanke vor dem Duisburger Theater.

Foto: Franz Möller

Die Nachricht löst Betroffenheit aus: Nach 40 Jahren muss die bekannte Duisburger Ballettpädagogin Rotraud Hantke aus gesundheitlichen Gründen ihr Studio im Dachgeschoss des Duisburger Stadttheaters aufgeben. Rotraud Hantke gehört zweifellos zu den prägenden Persönlichkeiten in der Duisburger Kultur. Obendrein ist sie eine ungemein sympathische Vertreterin der Tanzszene; durchaus selbstbewusst, aber dennoch gänzlich uneitel.

 Monique Janotta unterrichtete bei den Sommertanzwochen.

Monique Janotta unterrichtete bei den Sommertanzwochen.

Foto: DOR

Im Jahre 1976 hatte sie zum Start des Ballettstudios mit sieben Kindern begonnen. Die Qualität des Unterrichtes sprach sich sehr schnell herum. Nach kurzer Zeit zählte das Ballettstudio Rotraud Hantke mehr als 100 Mitglieder: Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Rotraud Hantke konnte 1979 ihren ersten Ballettabend auf der Bühne des Duisburger Stadttheaters unter dem Titel "Aspekte - Ballett und Tanztheater mit und für vier Generationen" mit großem Erfolg aufführen. Die "Aspekte"-Ballettabende wurden dann im Laufe der Jahre regelmäßig aufgeführt und sozusagen zu einem Markenartikel von Rotraud Hantke. Die letzte Aufführung fand im März 2014 statt. In einer Kritik lautete die Überschrift zu einer dieser Vorstellungen "Ein unverschämt guter Ballettabend".

Aber nicht nur die Aufführungen im Theater Duisburg sorgten für Begeisterung. Auftritte des Ballettstudios im Lehmbruck-Museum, in der Salvatorkirche, im ehemaligen Hafenforum, im Micro-Electronic-Center (Kleine Dreigroschen-Oper) und, und, und... waren immer von Erfolg gekrönt. Der Ruf von Rotraud Hantke war auch bis Moskau gedrungen, denn als das russische Nationalballett "Schwanensee" und "Dornröschen" im Theater am Marientor aufführte, waren Eleven des Ballettstudios in vielen Szenen dieser Vorstellungen mit auf der Bühne.

Das Ballettstudio Rotraud Hantke führte gemeinsam mit der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule die Oper "Dido und Aeneas" in Duisburgs Partnerstadt Calais, Frankreich, auf. Das Studio war Preisträger des Wettbewerbes "TanzAufRuhr" in Witten mit dem Stück "Tempus ex Machina", war gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern im Theater Duisburg für das Benefiz-Konzert "Ein Dach für die Delfine" vertreten. Dies sind nur einige Beispiele des Schaffens von Rotraud Hantke.

Persönliche Highlights für Rotraud Hantke waren zwei Aufenthalte in China. Duisburgs Partnerstadt Wuhan bat die damalige Duisburger Kulturdezernentin Iris Magdowski eine Ballettexpertin für einige Wochen nach Wuhan zu entsenden, um die dortigen Schüler der Kunstschule zu unterrichten. Die Gastdozententätigkeit wurde ein voller Erfolg, der auch anerkannt wurde: Rotraud Hantke wurde zum Abschluss des Aufenthaltes zur Ehrenprofessorin der Kunstschule Wuhan ernannt. - Davon hatte man in Peking gehört und wollte ein Jahr später die Schüler der Kunstakademie in Peking ebenfalls von Rotraud Hantke unterrichten lassen. Auch das war von Erfolg gekrönt. Der damalige Ministerpräsident von NRW, Johannes Rau, ließ es sich nicht nehmen, die Reisekosten nach Peking für Rotraud Hantke zu übernehmen.

Der Ballettunterricht von Rotraud Hantke lief immer unter dem Motto "Ein bisschen Ballett geht nicht", und die Schüler wussten das zu schätzen. Genauso hieß es auch "Ballett tut oft weh", ihr müsst euch schon anstrengen. Viele Schüler des Studios haben die Ausbildung in Sachen Ballett später mit ihren beruflichen Zielen verknüpft. Bis hin zu Aljoscha Lenz, der seit einiger Zeit Solist im Ensemble von John Neumeiers Ballett in Hamburg ist.

Überregional bekannt wurden auch die Sommer- und Wintertanzwochen im Ballettstudio von Rotraud Hantke. Für die Ferienzeiten engagierte Rotraud Hantke Tänzerinnen und Tänzer, die in verschiedenen Sparten des Tanzes, vom klassischen Tanz bis zum Jazz-Dance, freien Unterricht gaben. Diese Tanzwochen waren stets sehr beliebt, nicht zuletzt deshalb, weil Rotraud Hantke durchweg herausragende Künstler engagieren konnte. Sogar Monique Janotta, die 20 Jahre lang Solotänzerin bei der Rheinoper war, zweifellos ein Star der internationalen Ballettszene, unterrichtete bei den Sommertanzwochen von Rotraud Hantke im Stadttheater.

Nun geht also diese Ballett-Ära zu Ende. Aber Rotraud Hantke hat würdige Nachfolger gefunden. Das Ehepaar Marina Dzhigauri und Nour Eldesouki wird die Tradition des Ballettstudios unter dem Dach des Stadttheaters fortführen und zum Beginn des neuen Schuljahres, am 24. August, mit dem Unterricht starten. Marina Dzhigauri, geboren in Tiflis (Georgien), absolvierte ihre Ballett-Ausbildung in Tiflis und war später u.a. Solotänzerin in Moskau und Kairo. Nour Eldesouki stammt aus Ägypten, machte seine Ausbildung in der Cairo Opera Ballet Company, hatte dann Engagements in Kairo, Connecticut (USA), Semperoper Dresden und beim Ensemble des Bayerischen Staatsballetts München. Seit 2010 ist er als Solotänzer beim Aalto-Theater, Essen, engagiert.

Beide wollen das Ballettstudio im Theater Duisburg im Sinne von Rotraud Hantke weiterführen.

(pk)
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