Rp-Serie Mein Tierisches Revier Reparieren, wenn der Löwe schläft...

Duisburg · Torsten Bours ist im Zoo für alles zuständig, was irgendwie mit Strom zu tun hat. Er ist gefragt, wenn eine Schiebetür nicht mehr funktioniert, wenn es im Tropenhaus zu kalt wird, wenn im Affenhaus Strahler angebracht werden müssen usw.

 Toursten Bours bei der Reparatur einer Stromleitung im Rio Negro. Toursten Bours bei der Reparatur einer Stromleitung im Rio Negro.

Toursten Bours bei der Reparatur einer Stromleitung im Rio Negro. Toursten Bours bei der Reparatur einer Stromleitung im Rio Negro.

Foto: Christoph Reichwein

Normalerweise ist die Reparatur einer elektrischen Schiebetür für Torsten Bours keine Sache, vor der ihm Bange ist. Doch einmal war dem stattlichen Handwerker doch mulmig zumute: Er musste die Reparatur in unmittelbarer Nähe zu einem schlafenden Löwen durchführen. Der war zuvor vom Tierarzt narkotisiert worden, zuckte aber immer mal wieder mit den Augenliedern, wie Torsten Bours bemerkte, während er seinen unbedingt notwendigen Job machte. Die Schiebetür ließ sich nämlich auch mit der Hand nicht mehr bewegen. Das Ganze ist zwar schon einige Jahre her, doch vergisst man ein solches Erlebnis, das gut ausging, natürlich nicht.

Der Arbeitsplatz im Duisburger Zoo ist etwas Besonderes - für jeden, der dort arbeitet. Auch für Torsten Bours, der seit 1992 als Elektriker am Kaiserberg beschäftigt ist.

29 Jahre alt war Bours, als er sich nach einer schlaflosen Nacht dafür entschied, seine besser bezahlte Stelle in einer Mönchengladbacher Zeitarbeitsfirma aufzugeben, um fortan im Duisburger Zoo zu arbeiten. Die Stelle in der Zeitarbeitsfirma sei - entgegen der allgemeinen Beurteilungen solcher Verträge - gut gewesen. Sieben Jahre lang war Bours dort beschäftigt, hatte viele Betriebe und Aufgaben kennengelernt, war zum Obermonteur und Sicherheitsbeauftragten aufgestiegen, stand kurz vor einem neuen Aufstieg zum Einsatzleiter. Entschieden hat sich Bours für den Duisburger Zoo zum einen, weil er als junger Familienvater eine Perspektive mit einer sicheren Stelle auch für die Zukunft haben wollte. "Die Zeitarbeitsfirma war toll für junge Leute, doch wer älter als 50 ist, hatte da schlechte Karten", sagt Bours freimütig. Der älteste Kollege sei damals 52 Jahre alt gewesen. Gereizt habe ihn aber auch der Zoo als Arbeitsplatz. Allerdings habe er erst im Laufe der Zeit gemerkt, wie vielseitig der ist. Nur sechs Wochen Zeit hatte Bours' Vorgänger, der damals in Rente ging, um seinen Nachfolger einzuarbeiten. "Ich wurde damals ins kalte Wasser geworfen und musste mich in die unterschiedlichsten Bereiche reinknien", berichtet Bours rückblickend. Richtig fit habe er sich eigentlich erst nach zwei Jahren gefühlt. Das Aufgabengebiet sei nun einmal ungemein vielfältig im Zoo. "Ich bin bei allen Sachen gefragt, die irgendwas mit Strom zu tun haben", sagt Bours. Und da gibt es viel. Das Spektrum reicht von der Klingel bis zur Wasserentkeimung, vom elektrischen Weidezaun bis zu LED-Strahlern im Affenhaus. Das Wort "Problem" höre er nicht gerne. Er spreche lieber von Lösungen, sagt Bours durchaus selbstbewusst. Eine besondere Herausforderung sei das Blockheizkraftwerk, das der Zoo vor rund drei Jahren angeschafft hat. Torsten Bours musste sich damals schnell in die Technik einarbeiten. Per Computer kann er nun das Blockheizkraftwerk steuern. Damit er bei Notfällen schnell reagieren kann, hat er auch zu Hause einen Laptop, mit dem er Zugriff auf die zoo-eigene Anlage hat. Neben diesem Blockheizkraftwerk gibt es im Zoo auch noch eine Holzhackschnitzel-Anlage, mit dem für die nötige Wärmeversorgung unter anderem im Affenhaus und im Delfinarium gesorgt wird.

Im Laufe der Zeit hat Bours eine ganze Reihe von Fortbildungslehrgängen absolviert, die alle zertifiziert sind. Darunter beispielsweise Systemsteuerung oder Gerätetester. Bereut hat Bours bislang niemals, dass er die Stelle im Zoo angenommen hat.

Einen abwechslungsreicheren Arbeitsplatz könne er sich nicht vorstellen. Wobei er zwei Dinge in den Vordergrund stellt: Die Sicherheit der Menschen, die den Zoo besuchen und dort arbeiten, und das Wohl der Tiere. "Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn durch meine Nachlässigkeit die Heizungsanlage ausfällt und ein Tropentier deshalb sterben würde", sagt Bours. Gleichwohl habe er kein ausgesprochenes Lieblingstier. "Ich bin für alle Bewohner des Zoos zuständig", sagt er.

Torsten Bours gehört zum Handwerker-Team im Zoo, dem auch zwei Schreiner, ein Installateur, ein Schlosser, zwei Gärtner und drei Mitarbeiter der Baukolonne angehören. Es sei selbstverständlich, dass jeder jedem helfe, sagt er. Wenn der Schreiner zwei zusätzliche Hände zum Anpacken brauche, helfe er selbstverständlich. Und umgekehrt könne er sich darauf verlassen, dass auch er Hilfe bekommt, wenn er darum bittet. Die Arbeit im Zoo gefällt Bours nicht zuletzt deshalb so gut, weil das Betriebsklima stimmt. Bei unserem Gespräch wurde er von einer Kollegin um Hilfe gerufen, weil eine Beleuchtungsanlage nicht funktionierte. "Kannst du kommen und wieder mal zaubern?" fragte sie. Klar, dass Torsten Bours zaubernd hilft.

(pk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort