Repair-Café in Duisburg Hobby-Bastler retten defekte Geräte vor dem Müll

Duisburg · Überwältigt und fast sprachlos steht Christian Lerz an einem Tisch mit defekten Kaffeemaschinen, einem kleinen Backofen, einer Nähmaschine und zahlreichen anderen Geräten, die ihren Geist aufgegeben haben. Mit so viel Andrang hatte der Organisator des ersten Duisburger "Repair-Cafés" in der Christengemeinde in Ruhrort nicht gerechnet.

 Von links: Mario Adams (Vors. Bürgerverein Ruhort), Bürgermeister Manfred Osenger, Bezirksbürgermeister Hans Paschmann, Gemeindeleiter Heiner Heseding, Initiator Christian Lerz.

Von links: Mario Adams (Vors. Bürgerverein Ruhort), Bürgermeister Manfred Osenger, Bezirksbürgermeister Hans Paschmann, Gemeindeleiter Heiner Heseding, Initiator Christian Lerz.

Foto: Christoph Reichwein

Das Konzept des Treffs, der nun regelmäßig stattfindet, ist kurz erklärt: Besucher kommen mit kaputten Geräten und helfen sich gegenseitig bei der Reparatur. Einen Grundstock an Werkzeug und einfache Hilfestellung bietet der Veranstalter.

Jörg Starke ist das personifizierte Konzept des Repair-Cafés. Er hat im Forum des Bürgervereins Ruhrort über die Veranstaltung gelesen und seinen defekten Videorekorder sowie eigenes Werkzeug eingepackt. Er erhofft sich nicht nur Hilfe zu erhalten, sondern bietet den zahlreichen anderen Besuchern auch sein Können an.

Besucher fachsimpeln über Bohrmaschinen und Kaffeemaschinen

In Michael Pyta hat er auch den Ersten gefunden, der dieses Angebot dankend annimmt. Mit einem Gesichtsausdruck der Ärger über einen Defekt, aber auch Hoffnung auf eine Reparatur ausdrückt, sitzt Pyta vor seiner Bohrmaschine. "Normales Bohren geht noch, aber die Schlagbohrfunktion, setzt nicht ein", erklärt er. Während Pyta noch das Problem erläutert, hat Starke schon die Verkleidung des Gerätes entfernt und misst nun die Stromspannung an der Elektronik. "Die Pole sind ok. Hier hinten sieht es gut aus", urteilt er. Ein Beobachter des Geschehens im roten Handwerker-Overall und Jörg Starke sind sich schnell einig, dass dann wohl das Getriebe kaputt sei. Zwar hatte Michael Pyta gehofft, seine Maschine wieder richtig nutzen zu können, aber er zieht schnell ein Fazit, das man beim Repair-Café oft hört. "Jetzt weiß ich wenigstens, woran es liegt. Heute wird ja kaum noch was repariert oder auseinandergebaut", sagt er.

Christian Lerz will mit dem Repair-Café erreichen, dass bei den Besuchern das Interesse am Basteln geweckt wird. "Es soll ein Austausch stattfinden. Wir wollen kein absoluter Dienstleister sein, bei dem einer sich in allen Bereichen auskennt und die Geräte von Leuten repariert, die sich überhaupt nicht an Reparaturen herantrauen", sagt das Mitglied der Christengemeinde. Lerz ist passionierter Tüftler, hat mit dem Modellbau angefangen, dann am Fahrrad geschraubt und später Teile seines Autos repariert.

Organisation als "Chaos-Variante"

Als Organisator einer solchen Veranstaltung ist Christian Lerz jedoch Laie. Seine Frau hat ihn auf die Idee des Repair-Cafés aufmerksam gemacht. Er hat sich dann im Internet über das Konzept schlau gemacht und Veranstaltungen in anderen Städten, wie zum Beispiel Köln, besucht. Die etwas unbedarfte Herangehensweise für die Organisation der Veranstaltung in Duisburg nennt Lerz die "Chaos-Variante".

Auch wenn sich um Lerz immer wieder Menschentrauben bilden, ist von Chaos nichts zu spüren. Geduldig lauscht er den Problemen der Besucher, die mit Radios, Verstärkern und Staubsaugern gekommen sind. Dankend nimmt er das Lob von Bürgermeister Manfred Osenger und Bezirksbürgermeister Hans Paschmann entgegen. Auch Gemeindeleiter Heiner Heseding ist begeistert von der Veranstaltung. Seiner Meinung nach soll der Treffpunkt nicht nur dazu dienen, Geräte zum Leben zu erwecken, die den Geist aufgegeben haben, sondern auch Menschen zu helfen, die ein geistreiches Gespräch und den persönlichen Austausch suchen.

(ac)
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