Duisburg Rainer Wendt rechnet wieder ab

Duisburg · Sein Buch "Deutschland in Gefahr" widmet sich der inneren Sicherheit.

Für die Bild-Zeitung ist er Deutschlands bekanntester Polizist, für viele Duisburger ein engagierter Christdemokrat, der nie die Klappe hält, unpopulistische Forderungen und Thesen medial wirksam in den Raum stellt und der Deutschen Polizeigewerkschaft durch seine unzähligen Auftritte in Rundfunk und Fernsehen und durch seine Interviews in Zeitungen und Zeitschriften zu enormer Bekanntheit verholfen hat. Gestern war Rainer Wendt (mal wieder kurz) zu einer Stippvisite in Duisburg. Und sein Buch brachte er gleich mit, über das derzeit in vielen Medien berichtet wird. "Deutschland in Gefahr" lautet der Titel und ist eine Abrechnung mit Politik, Parteien, gesellschaftlichen Gruppierungen, aber auch mit nachsichtiger Justiz und mit den "Gutmenschen", die vor der Wahrheit die Augen verschließen.

"Vor gut einem Jahr sprach mich ein Journalist an, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ein Buch über die deutsche Sicherheitslage zu schreiben. Er hätte sogar schon einen Verlag, in dem das Werk erscheinen könne", erzählt er. "Ich hatte dazu überhaupt keine Lust und auch gar keine Zeit. Zum Glück zerschlug sich das Projekt dann auch kurze Zeit später." Doch der Verlag blieb am Ball und schickte ihm einen "Ghostwriter". Nach einigen Gesprächen legte dieser ihm ein 200-Seiten-Manuskript vor, "das ich nur kurz überflogen und dann in die Tonne gehauen habe". Offenbar kannten die Verantwortlichen den Duisburger nicht. Denn "das Wort aus dem Mund nehmen", ließ er sich noch nie, "und darum habe ich mich selbst ans Schreiben gemacht".

Das Ergebnis ist eine annähernd 190 Seiten umfassende Abrechnung mit denen in der (Bundes- und Landes-)Politik, die mehr Sicherheit fordern und versprechen und gleichzeitig die Polizei schwächen durch Rotstift-Entscheidungen. Seine immer wiederkehrenden Schilderungen vom harten Alltag in den Polizeibehörden werden vermutlich mehr als nur seine Kollegen unterschreiben, mit denen er früher in Meiderich, in Rheinhausen oder auch in der Innenstadt Streife gefahren ist: Personalmangel, Materialmangel, schlechte räumliche Unterbringung, immer mehr neue Aufgaben, immer gewaltbereitere Kriminelle, immer weniger Respekt in der Bevölkerung, immer häufiger Gerichte, die den Schwarzfahrer hinter Gittern bringen, den Straftäter aber mit einer Geldstrafe davonkommen lassen - das erleben Wendts Kollegen quer durch die Republik täglich. Weil die offenbar seine deutlichen Worte lieben, ist der 59-jährige Duisburger vor kurzem als Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft wiedergewählt worden. Im kommenden Jahr übt er dieses Amt bereits seit zehn Jahren aus - und wenn es nach ihm geht, dann folgen noch viele weitere. Dass sein Buch inzwischen bei einem Onlinehändler schon vergriffen ist, mag Folge seiner Popularität sein, denn wie gesagt: Manche halten ihn für Deutschlands bekanntesten Polizisten....

(RP)
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