Duisburg Polizei zeigte erfolgreich Stärke

Duisburg · Die massive Polizeipräsenz nach den Silvesterkrawallen in Hochheide wirkte: Die Zahl von Straftaten ist deutlich gesunken. Im internen Abschluss-Bericht der Polizei zum „Projekt Hochheide“ klingt auch Kritik an zu lascher Strafverfolgung ermittelter jugendlicher Straftäter an.

hochheide Die Polizei schuftet, um Straftäter zu ermitteln – und dann lässt man sie wieder laufen. Diese Kritik schwingt mit im internen Abschlussbericht der Polizeiinspektion West zum „Projekt Hochheide“. Die Bezeichnung steht für die Maßnahmen, welche die Polizei nach den Silvesterkrawallen in der Hochheider Ladenstadt einleitete und die bis zur Mitte des Jahres dauerten. „Stärke zeigen“ lautete das Motto der Polizei, welche unter anderem durch Einsatz der Hundertschaft massiv präsent war. Dies habe „zu einer deutlichen und anhaltenden Beruhigung der Lage geführt“, wie es im Abschlussbericht heißt. So sei die Zahl der Straftaten von monatlich 170 am Ende vergangenen Jahres auf 73 im Februar gesunken. Dieses Niveau habe „mit nur leichten Schwankungen stabilisiert werden“ können.

Vier Haupttäter

Bei den Silvesterkrawallen wurden Sachbeschädigungen und Diebstähle in sieben „deutschen Geschäften“ verübt. Darüber hinaus registrierte die Polizei Körperverletzungen, Beleidigungen, Landfriedensbruch, Widerstand und versuchte Gefangenenbefreiung. Die Krawalle seien von jugendlichen Intensivtätern angezettelt bzw. begangen worden, die schon vorher der Polizei bekannt waren: Sie gehörten zu einer Gruppe von 20 bis 30 meist jugendlichen Personen, welche bereits im Sommer 2007 als verantwortlich für einen stetigen Anstieg von Straftaten in Homberg-Hochheide galten. Vier Haupttäter der Krawalle und 13 weitere Beteiligte habe man ermittelt – bis auf eine Person ausschließlich junge Ausländer.

Allerdings deutet der Bericht zum Projekt Hochheide auch an, dass die Arbeit der Polizei nur dann sinnvoll sein kann, wenn die Strafverfolgung ermittelter Täter funktioniert. So sei bereits seit 2006 festgestellt worden, dass die „jugendliche Problemszene“ in Hochheide immer aggressiver und selbstbewusster gegenüber der Polizei auftrat. Dies sei auch darauf zurück zu führen gewesen, „dass ermittelte Straftäter praktisch regelmäßig folgenlos agieren konnten und unmittelbar im Anschluss an Festnahmen auf frischer Tat wieder entlassen werden mussten“. Der Bericht führt ein konkretes Beispiel an: Ein 20 Jahre alter Ausländer war 2007 wegen zahlreicher Gewalt- und Eigentumsdelikte zu 15 Monaten Haft verurteilt, die Strafe aber zur Bewährung ausgesetzt worden. Im Anschluss habe man ihm rund 20 weitere Straftaten nachgewiesen, ohne dass die Bewährung widerrufen wurde. Auch die Silvesternacht blieb für ihn ohne Konsequenzen, obwohl der 20-Jährige zu den Rädelsführern gehörte. Erst einige Wochen später sei er aufgrund eines erneuten Raubdeliktes in U-Haft gekommen.

Wissenschaftliches Projekt

Das Projekt Hochheide wird noch ein wissenschaftliches Nachspiel haben. Polizeibeamte in der Ausbildung zum gehobenen Dienst werden sich ab Oktober mit den Ausschreitungen, ihren Ursachen und den ergriffenen Maßnahmen beschäftigen. Auch Befragungen von Bürgern und Geschäftsleuten in Hochheide seien vorgesehen. „Vielleicht sprechen wir auch mit den Jugendlichen“, sagt Polizeioberrätin Ursula Schrix, die als Dozentin das Projekt an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Duisburg leiten wird. Erste Ergebnisse sollen Anfang 2009 vorliegen.

(RP)
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