Duisburg Pilzsammler sollten vorsichtig sein

Duisburg · Stadtförster Stefan Jeschke rat, worauf man achten sollte - auch wenn man glaubt, sich gut auszukennen.

 Eine frisch "geschlüpfte" Stinkmorchel.

Eine frisch "geschlüpfte" Stinkmorchel.

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Durch den Stadtwald spazieren wohl die wenigsten, um nach einer leckeren Mahlzeit Ausschau zu halten. Eine frische Pilzpfanne aus den heimischen Wäldern - das stellt man sich unter einer typischen Duisburger Mahlzeit eher nicht vor. Schließlich hat Duisburg als Industriestadt nicht den Ruf, große Pilz-Schätze zu beherbergen.

 Stadtförster Stefan Jeschke ist mit RP-Mitarbeiterin Julia Zuew durch den Stadtwald gelaufen.

Stadtförster Stefan Jeschke ist mit RP-Mitarbeiterin Julia Zuew durch den Stadtwald gelaufen.

Foto: Julia Zuew

"Hochwertige Speisepilze wie der Steinpilz sind selten in Duisburger Wäldern", bestätigt auch Stefan Jeschke, Förster der Stadt Duisburg. Aber: "Essbare Pilze wie der Hallimasch kommen häufig vor", fügt er hinzu. Es komme auf das Wetter an und darauf, die richtige Zeit zu erwischen: Mal sei es möglich, an einer Stelle viele Pilze zu finden, zwei Wochen früher oder später könnte dieselbe Stelle leer sein. "Manche Pilzsammler schneiden auch den kompletten Bestand runter", sagt der Förster und schüttelt den Kopf.

Der eigentliche Pilz - auch Myzelium genannt - ist zwar unter der Oberfläche, die gesammelten Teile sind nur die Fruchtkörper. Allerdings können sich neue Fruchtkörper leichter entwickeln, wenn sie nicht komplett abgeerntet werden. Feucht und kühl sollte es sein, Extremtemperaturen vertragen die meisten Pilze eher nicht.

Doch gibt es eigentlich viele Pilzsammler in Duisburg? "Nein, es sind wirklich sehr wenige", antwortet Jeschke. Die wenigsten würden sich mit den Pilzen auskennen, und dementsprechend bescheiden sei auch die Sammelaktivität im Herbst.

Vielen Menschen fehle mittlerweile der Bezug zur Natur, sagt Jeschke. Und die meisten holen ihre Champignons und Pfifferlinge abgepackt im Supermarkt. Es gibt jedoch eine Faustregel, an die sich auch der Förster selbst bei der Pilzsuche hält: "Ich sammle keine Lamellenpilze und auch keine, die eine rote Unterseite haben." Aber auch wenn es einfach klingt: Sammeln und essen sollten Laien lieber nur Pilze, die wirklich gut bekannt sind. Und der Schein trügt schnell: Nur weil ein Pilz appetitlich riecht oder aussieht, sei dieser noch lange nicht zum Verzehr geeignet, betont Jeschke.

Bei einem Spaziergang durch die Böschung im Stadtwald zeigt sich auch ein anderes Beispiel. An einer lichten Stelle liegt plötzlich ein süßlicher, leicht beißender Geruch in der Luft. Ein Blick vor die Füße erklärt's: Zwischen Moos und trockenem Gras schaut die grüne Spitze einer Stinkmorchel hervor. Auch wenn der Geruch alles andere als appetitlich ist: Die Knollen sind essbar, solange der Pilz noch nicht "geschlüpft" ist.

Begrüßenswert sei die Absicht schon, Pilze selbst zu sammeln. Aber der Förster warnt ausdrücklich vor giftigen Arten wie dem Knollenblätterpilz. Und ein Pilz, der in anderen Regionen der Welt essbar ist, könnte hier einen "bösen Zwilling" haben - was beispielsweise Flüchtlingen zum Verhängnis werden kann, wie die Stadt warnt. Essbare Pilze aus den Herkunftsregionen können giftigen Pilzen hierzulande ähneln. Symptome und Folgen der Vergiftung können außerdem erst Stunden nach dem Verzehr auftreten. Wer Anzeichen einer Vergiftung feststellt, sollte sofort ins Krankenhaus gehen und gegebenenfalls eine Probe des Erbrochenen mitbringen, um die Art der Vergiftung besser bestimmen zu können.

Pilze sind weit mehr als nur schwammige Hütchen im Moos: Die Häufigkeit und Verbreitung gewisser Arten sagen viel über die Entwicklung des Waldes aus. "Als ich vor 20 Jahren anfing, gab es gar keine Steinpilze hier", erklärt der Förster. Mittlerweile seien einige Exemplare des hochwertigen Speisepilzes im Duisburger Wald anzutreffen. "Dies ist eindeutig ein Zeichen, dass der Wald sich von der Industrie-Belastung erholt."

Doch nicht nur Pilze gehören zur herbstlichen Ernte im Wald. Bei Holunder und Brombeeren ist die Sammelbereitschaft größer als bei Pilzen. "Die Leute kochen sich Gelee und Sirup aus den Beeren", sagt Jeschke. Besonders an Brombeeren sei Duisburg reich. Und was gibt's beim Beerenpflücken zu beachten? "Besonders Beeren aus dem unteren Teil der Büsche sollte man vor dem Verzehr waschen", rät er. Grund dafür ist der Fuchsbandwurm, der sich auch beim Menschen einnisten kann.

(zuew)
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