Duisburg Philharmonischer Abschied vom TaM

Duisburg · Das jüngste, zwölfte Philharmonische Konzert war das letzte in der Ausweichspielstätte Theater am Marientor (TaM). Die silbrig klingende Solistin im Violinkonzert von Beethoven war die 1987 geborene Chloe Hanslip.

 Solistin des letzten Konzerts der Saison war die 1987 geborene, aber längst international erfolgreiche Chloe Hanslip.

Solistin des letzten Konzerts der Saison war die 1987 geborene, aber längst international erfolgreiche Chloe Hanslip.

Foto: benjamin ealovega

Der Philharmoniker-Intendant Dr. Alfred Wendel bekam eingangs viel Beifall bei seiner kurzen Ansprache, als er erwähnte, dass das nächste, erste Philharmonische Konzert der kommenden Saison 2016/17 im September in der dann wieder eröffneten Philharmonie Mercatorhalle stattfindet. Beifall gab es aber auch für seine ausdrückliche Danksagung an das Theater am Marientor (TaM) als "die beste denkbare Ausweichspielstätte, mit plüschigen roten Sesseln und einem sehr gastfreundlichen und hilfsbereiten Team".

Doch erst einmal galt es das jüngste, zwölfte Philharmonische Konzert zu absolvieren. Auf dem Programm standen zwei umfangreiche Repertoirewerke von zwei großen "B", dirigiert von einem dritten "B". Zunächst gab es das Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 (1806) von Ludwig van Beethoven. Die Solistin war die 1987 geborene, aber längst international erfolgreiche Chloe Hanslip. Sie gefiel hier mit einem reinen und silbrigen Ton, einem konsequenten Zug durch das Werk und einem guten Ohr für das Zusammenspiel mit dem Orchester. Leider folgte sie auch der unguten Tradition bei diesem Stück, manche Läufe zu beiläufig und vor allem viele Passagen zu langsam zu spielen. Da war es bewundernswert, wie die Duisburger Philharmoniker unter GMD Giordano Bellincampi die nicht immer ganz schlüssige Gestaltung einfühlsam zu einem Ganzen abrundeten.

 Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi sorgte mit für einen würdigen Abschied vom TaM.

Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi sorgte mit für einen würdigen Abschied vom TaM.

Foto: andreas köhring

Nach der Pause folgte die gut einstündige Sinfonie Nr. 4 Es-Dur von Anton Bruckner, komponiert 1874, aber in jener dritten Fassung "letzter Hand" von 1888, die in jüngster Zeit wieder öfter aufgeführt wird. Man kann sich darüber streiten, ob diese Fassung wirklich auch den Absichten des Komponisten entspricht- schließlich war es nicht Bruckner selbst, sondern der Wiener Konservatoriumslehrer Ferdinand Löwe, der mit dieser "Verbesserung" begonnen hatte. Aber vielleicht können die drei Fassungen dieser Sinfonie einfach gleichberechtigt nebeneinander stehen. Für das TaM erschien diese leicht geglättete Version jedenfalls bestens geeignet, auch wenn hier an einigen Stellen die Holzbläser verdoppelt werden mussten (?). Jedenfalls kam der allgemein bildhafte Charakter dieser Musik, wie er in dem - nicht von Bruckner stammenden - Beinamen "Romantische" zum Ausdruck kommt, gut zur Geltung. An allen Pulten breiteten sich die Töne gelassen aus.

Das war mehr als die Summe gelungener Einzelheiten, zum Beispiel spielten die Bratschen das Trauermarsch-Thema im langsamen Satz herrlich herzzerrreißend. Das krönte sich schließlich endgültig zu einem Klang-Dom, der einen würdigen philharmonischen Abschied vom TaM bedeutete.

(hod)
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