Duisburg Oratorium erfolgreich uraufgeführt

Duisburg · Nach der Uraufführung eines anspruchsvollen und zudem religiösen Musikstückes gibt es selten lang anhaltenden und begeisterten Beifall. So war es aber jetzt bei "Nikolaus Groß", dem Oratorium des 1959 geborenen Komponisten Stefan Heucke, in der gut gefüllten Philharmonie Mercatorhalle.

Die Uraufführung fand auf den Tag genau zehn Jahre nach der Seligsprechung des Bergmanns, Journalisten, Familienvater und Märtyrers Nikolaus Groß (1898-1945) statt. Das imposante Auftragswerk des Bistums Essen in vier Teilen für Soli, Chöre, Orchester und Orgel erzählt die beeindruckende Lebensgeschichte des Seligen.

Neben seinem Kampf gegen den Nationalsozialismus und seine Religiosität stellt das Oratorium die Familie des Märtyrers in den Blick, speziell Nikolaus' Gattin Elisabeth. Die Mutter seiner sieben Kinder stand ihrem Ehemann stets zur Seite und sorgte nach dessen Tod für das Überleben der Familie. Fünf der Groß-Kinder waren jetzt bei der Uraufführung zugegen.

Musikalisch lieferte Stefan Heucke keine abgehobene Avantgarde, sondern blieb auf der Linie der klassischen Moderne etwa eines Benjamin Britten oder Hans Werner Henze. Auch Anspielungen an Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn als den verehrten Großmeistern des Oratoriums blieben nicht aus. Dissonante Dramatik wechselt wirkungsvoll mit tonaler Sicherheit - als Leitmotiv fungieren die ersten vier Töne des ökumenischen Chorals "Gott wohnt in einem Lichte", dessen Dichter Jochen Klepper ebenfalls ein Opfer des Nazi-Regimes war.

Dass die Uraufführung so umwerfend wirkte, lag auch daran, dass sämtliche Ausführende ihr Bestes gaben, und das war enorm. Allen voran das erstklassige Quartett der Gesang-Solisten: die junge Sopranistin Caroline Melzer von der Volksoper Wien als warmherzige Elisabeth Groß, der Tenor Tilman Lichdi als prägnanter Erzähler, der Charakterbariton Sebastian Noack als würdevoller Nikolaus Groß und der Bassist Sami Luttinen von der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg als Stimme des Bösen.

Großartig wieder einmal der Philharmonische Chor Duisburg (Einstudierung: Marcus Strümpe), ergänzt durch den Extrachor der Rheinoper, der Mädchenchor am Essener Dom (Einstudierung: Raimund Wippermann und Matthias Staut) als Stimme der Kinder und nicht zuletzt die bestens disponierten Duisburger Philharmoniker unter der Leitung des Krefeld/Mönchengladbacher Noch-Generalmusikdirektors Graham Jackson als merklich Heucke-erfahrener Dirigent.

(RP)
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