ISAR-Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister Erdbeben: Helfer kennen die Gefahren

Duisburg · Am Sonntag sind 52 ehrenamtliche Helfer der in Duisburg ansässigen Organisation ISAR Germany nach Nepal aufgebrochen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister, wie sich die Rettungsexperten vor Ort versorgen und warum Spenden so wichtig sind.

 I.S.A.R-Chefin Dr. Daniela Lesmeister ruft zu Spenden auf.

I.S.A.R-Chefin Dr. Daniela Lesmeister ruft zu Spenden auf.

Foto: Reichwein

Sind die 52 Helfer von ISAR schon in Nepal eingetroffen und haben Sie bereits Kontakt zu ihnen aufnehmen können?

Lesmeister Inzwischen dürften sie Kathmandu erreicht haben. Sie sind am Sonntag von Frankfurt aus nach Delhi geflogen und sollten im Lauf des gestrigen Tages nach Nepal weiterreisen. Wir arbeiten eng mit Schweizer Rettern zusammen, die schon am Unglücksort sind und uns einweisen und instruieren können. Von den Schweizern weiß ich, dass schon wichtige Vorarbeiten für unseren Einsatz geleistet worden sind. Wir wissen zum Beispiel, wo wir unsere Lager aufbauen können und was uns vermutlich an Aufgaben zugeordnet wird.

Wo werden denn die Einsatzschwerpunkte der ISAR-Mitarbeiter sein?

Lesmeister In Kathmandu und in Gebieten westlich der Hauptstadt. Das kann sich aber jeden Tag noch ändern. Wir selber entscheiden nicht frei darüber, wo wir hingehen. In solchen Fällen ist es extrem wichtig, dass die Hilfe von außen professionell koordiniert wird. Die UN hat diese Arbeit übernommen und hat einen Überblick darüber, welche Organisationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten dabei sind und wo sie am wirkungsvollsten helfen können. Sie kennt auch die Schlagkraft unserer Truppe, denn wir sind UN-zertifiziert, übrigens als einzige Hilfsorganisation aus Deutschland.

Werden die ISAR-Helfer auch in die abgelegenen Gebiete fahren, in die bislang noch keiner gekommen ist?

Lesmeister Das ist nicht ausgeschlossen. Das wird sich sicherlich in den kommenden Tagen vor Ort entscheiden, wenn feststeht, welche Form von Hilfe an welcher Stelle benötigt wird. Manche betroffenen Regionen kann man nach meinem Wissen bislang noch gar nicht erreichen, weil die Zufahrtsstraßen zerstört oder verschüttet sind. Wir müssen abwarten.

Nepal und Indien: Viele Tote bei Erdbeben in Zentralaisen
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Viele Tote bei Erdbeben in Nepal

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Foto: dpa, ns bjw

Weil es in der Region immer wieder zu schweren Nachbeben kommt, fürchten Sie um die Sicherheit Ihrer Leute?

Lesmeister Nein. Das ist normal, das kennen wir aus vielen anderen Einsätzen in Erdbebengebieten. Und das weiß ich auch aus eigener Erfahrung, weil ich einige dieser Einsätze mitgemacht habe. Wir sind geschult und wissen, was bei einem Erdbeben zu beachten ist und wie die Gefahr minimiert werden kann, selbst verschüttet oder von herabstürzenden Trümmern begraben zu werden. Bei unserer Arbeit müssen wir natürlich in die Ruinen klettern. Aber auch da gilt, dass Eigensicherung oberstes Gebot ist. Wir selbst leben bei unseren Einsätzen nicht in Häusern, sondern in Zelten unter freiem Himmel. Wir sind an diesen Krisenorten bei der Versorgung immer autark, brauchen weder das örtliche Trinkwasser noch Nahrungsmittel aus dem Einsatzgebiet. Wir nehmen alles mit. Wir haben zum Beispiel eigene Trinkwasseraufbereitungsanlagen dabei. Denn es wäre unverantwortlich, den Menschen, die dort leben und in allergrößter Not sind, auch noch das wenige, was ihnen geblieben ist, wegzutrinken oder wegzuessen.

Wie lange wird der Einsatz dauern?

Lesmeister Üblicherweise dauern solche Einsätze zehn Tage. Danach kommt es darauf an, was das betroffene Land sagt. Wenn es weiterhin internationale Hilfe in Anspruch nehmen will, kann so ein Aufenthalt auch länger dauern. Doch man muss eines bedenken: Alle unsere Helfer sind ehrenamtlich tätig. Sie nehmen sich für einen solchen Einsatz Urlaub oder freie Tage. Manchmal können sie darum nicht einfach so den Aufenthalt beliebig verlängern. Zu unserer Einsatztruppe gehören Ärzte und Pflegepersonal aus Krankenhäusern und anderen Einrichtungen. Wir haben viele Handwerker dabei und Notfallseelsorger. Auch die Duisburger Berufsfeuerwehr hat Mitarbeiter, die für ISAR tätig sind.

Wie können die Bürger von hier aus ISAR unterstützen?

Lesmeister Die größte Hilfe sind Spenden. Weil wir wie gesagt ehrenamtlich tätig sind, sind wir auf dieses Geld angewiesen. Einen Teil der Ausstattung lassen wir in der Regel vor Ort zurück, damit die Helfer dort nach unserer Abreise zum Beispiel noch Medikamente, Zelte oder Werkzeuge haben, um weitermachen zu können. Wir müssen also immer wieder unser Equipment erneuern und ergänzen. Auch das funktioniert nur mit Hilfe der Spendengelder.

(RP)
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