Duisburg Musical "Cabaret" in schlüssiger Inszenierung

Duisburg · In zahllosen Nachtclubs im Berlin der ausgehenden 1920er Jahre tanzte, trank und feierte man verzweifelt gegen den grauen Alltag an: die Inflation, die Armut, die Arbeitslosigkeit und die Angst vor der Zukunft. Dort ließ es sich leben, wenn man Geld hatte...

 Zurück ins Berlin der 20er Jahre: Die Kulisse ist stimmig. Heute gibt es eine dritte "Cabaret"-Aufführung in Duisburg.

Zurück ins Berlin der 20er Jahre: Die Kulisse ist stimmig. Heute gibt es eine dritte "Cabaret"-Aufführung in Duisburg.

Foto: Birgit Hupfeld

Der junge amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw hat keines, aber dafür das Glück, sich schon auf der Reise nach Berlin mit dem sympathischen Ernst Ludwig anzufreunden. Der bringt ihn nicht nur bei dem ältlichen, aber tatkräftigen Fräulein Schneider unter, sondern auch gleich am ersten Abend in den Kit Kat Klub, den "heißesten Platz von Berlin". Hier lernt Cliff den Star der Show, die Nachtclubsängerin Sally Bowles, kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Das beruht auf dem Berlin-Büchern des britischen Schriftstellers Christopher Isherwood und wurde vor 50 Jahren zu dem erfolgreichen Musical "Cabaret" von Fred Ebb (Gesangstexte) John Kander (Musik) und Joe Masteroff (Buch), noch bekannter seit der Verfilmung 1972.

In diesen Tagen gastiert das Schauspiel Essen im Theater Duisburg mit "Cabaret" in der schlüssigen Inszenierung von Reinhardt Friese. Das Grelle und das Surreale gehen darin eine großartige Synthese ein. Beglaubigt wird das durch die sieben durchweg treffsicheren Darsteller, allen voran Jan Pröhl als Conférencier oder vielmehr teuflischer Strippenzieher mit Hitler-Ähnlichkeit. Wenn Cliff erkennt, dass Ernst ein Nazi ist, ritzt sich der Conférencier mit viel Theaterblut ein Hakenkreuz auf das Unterhemd. Janina Sachau zeigt sehr schön, wie unter der Oberfläche der Bar-Sängerin der Mensch Sally steckt, fast so gut wie Liza Minelli im Film. Unermüdliche Antreiber des Abends sind sieben unwiderstehlich tanzwütige Musical-Studierende der Folkwang-Universität der Künste und nicht zuletzt die pfiffige Kit Kat-Band, die es auch mal jazzig krachen lässt..

Am heutigen Donnerstag, 21. Januar, um 19.30 Uhr, gibt es eine dritte Vorstellung von "Cabaret".Hingehen lohnt sich, es gibt noch Karten unter Telefon 0203 283 62 100.

(hod)
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