Duisburg Meister der gekonnten Schmähattacken

Duisburg · Wolfgang Trepper zog bei seinem zehnten Auftritt im Steinhof mal wieder alle Register. In der Zugabe bewies der Comedian und Kabarettist aber auch, dass er die leisen Töne beherrscht.

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Foto: Christoph Reichwein

Wie immer bei seinen Gastspielen in seiner Geburtsstadt Duisburg sagte Wolfgang Trepper zu Beginn, dass er "wirklich sehr gerne hier" sei. Aber diesmal war es "kein Gesülze", denn fast wäre der Auftritt des längst deutschlandweit bekannten Comedian und Kabarettisten im vollbesetzten Steinhof geplatzt: Als Trepper nämlich am Sonntagmorgen in Berlin im Flugzeug saß, stürmte ein Sondereinsatzkommando den Flieger und führte eine verdächtige Person ab, die, wie sich später herausstellte, dem gesuchten und inzwischen verhafteten Dschaber al Bakr nur ähnlich sah. Allerdings mussten alle Passagiere das Flugzeug verlassen, und das Gepäck wurde nochmals kontrolliert. Trepper hatte als Handgepäck einen kleinen Koffer mit Mikrofon und Aufnahmegerät an Bord. Als er vom Sicherheitsbeamten gefragt worden sei, wozu die einzelnen Kabel im Koffer dienten, habe er geantwortet: "Das weiß ich nicht, darum kümmern sich immer die Techniker." Die Antwort habe dazu geführt, dass er stundenlang in Berlin festgehalten wurde...

Die Gegenwart sei "beschissen", meinte Trepper in der gewohnt scheinbar zornigen Tonlage, die er problemlos über Stunden einhalten kann. Trepper ist ein Meister der gekonnten Schmähattacken, wobei er sich gerne des großen Arsenals an Schimpfworten bedient, dass die deutsche Sprache bereithält. So einige Ausdrücke, die er jetzt im Steinhof mit ziemlicher Phonstärke zum Besten gab, könnte man in die nächste Auflage des Dudens aufnehmen...

Da die Gegenwart "beschissen" ist, nahm Trepper die Vergangenheit ins Visier. Und da vor allem die 70er und 80er Jahre, eine Zeit, in der der jugendliche Trepper die Hitparade, Dallas, Denver-Clan und Daktari im Fernsehen guckte. Den jungen Leuten im Publikum riet er gelegentlich zu googeln, damit sie nachvollziehen können, worüber die Leute aus Treppers Generation aus voller Kehle lachen.

Zur Illustration der vergangenen Zeit hatte Trepper eine fast 40 Jahre alte Ausgabe der Bravo mitgebracht, die heute wie die Satire einer Jugendzeitschrift wirkt. Trepper erzählte vom Starschnitt, das ist eine lebensgroße Fotografie, die von Ausgabe zu Ausgabe in der Bravo zum Ausschneiden veröffentlicht wurde. Von Winnetou Pierre Brice hatte Trepper alle Fototeile zusammen, nur die Beine nicht. An der Wand hing schließlich der Apachen-Häuptling in der bekannten Wildleder-Montur. Die "Ersatzbeine" waren allerdings die kurzbehosten von Paul Breitner. "Das merkt man nur, wenn man es weiß", habe ihn damals die Mutter getröstet, meinte Trepper. Das Steinhof-Publikum johlte vor Vergnügen.

Überhaupt kam Treppers Revue-passieren-Lassen besonders gut an, wobei man keineswegs von einem "Schwelgen" in der Vergangenheit reden kann. Vielmehr ist es das Gegenteil von Schwelgen, wenn Trepper die Schlagertexte und gelegentlich auch die schlichten Melodien der Schnulzen aus den 70er Jahren auf der Bühne grantig wiederholt.

Etwas weniger harmlos wurde Trepper, als er auf die Politik zu sprechen kam, wobei er besonders die AfD-Vertreterinnen aufs Korn nahm.

Er warte nur darauf, dass Frauke Petri und Beatrix von Storch, die er in seinen Programmen als dummdreiste Politikerinnen bloßstellt, ihn vor den Kadi ziehen wollen. "Dann müssten die nämlich das Gegenteil beweisen...", so Trepper mit schadenfrohem Grinsen.

Dass Trepper aber auch die leisen Töne beherrscht, zeigte er in der Zugabe. Als er von seinem Vater erzählte und den Erinnerungen, die das Leben zu etwas Besonderem machten, da wurde es im Publikum mucksmäuschenstill.

Am Schluss rief Trepper das Publikum dazu auf, die Künstler bei ihren Auftritten auf der Bühne zu besuchen und nicht nur auf fernsehbekannte Akteure zu setzen. Beim Fernsehen komme es nur auf die Quote an, nicht auf die Qualität. Beim begeisterten Steinhof-Publikum lief Trepper mit seinem Appell offene Türen ein.

(pk)
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