Duisburg Mehr Windpocken als im Vorjahr

Duisburg · Laut Robert-Koch-Institut ist die Zahl der Windpockenfälle in Duisburg im Vergleich zum Vorjahr um 17,4 Prozent gestiegen. Es besteht die Gefahr von Folgeerkrankungen. Das Institut rät dazu, Kinder unbedingt impfen zu lassen.

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Foto: dapd, dapd

Die Zahl der Windpocken-Infektionen in Duisburg hat sich in den ersten elf Wochen des Jahres im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Daten des Robert-Koch-Instituts besagen, dass die Erkrankungen um 17,4 Prozent, also von 23 auf 27 Fälle, gestiegen sind. Kurioserweise hat die Stadt Duisburg auf Nachfrage andere Zahlen vorgelegt.

Laut Gesundheitsamt gab es in Duisburg in den ersten Wochen des Jahres nur einen Fall mehr als im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit. Im vergangenen Jahr waren von Januar bis April 30 Menschen erkrankt, in diesem Jahr somit 31. Wie genau diese Tatsache zustande kommt, dass das Robert-Koch-Institut und die Stadt unterschiedliche Zahlen haben, ist unklar. Glaubt man den Zahlen des Robert-Koch-Institutes, sind die Erkrankungen in ganz Nordrhein-Westfalen gestiegen - von insgesamt 1139 im Vergleichszeitraum 2015 auf 1508 in diesem Jahr.

Professor Thorsten Rosenbaum, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Sana-Klinikum in Duisburg, kann sich gestiegene Zahlen durch eine Impfmüdigkeit erklären. "Bei der Windpockenimpfung handelt es sich, genau wie der Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln, um einen Lebendimpfstoff. Im Gegensatz zu Totimpfstoffen, haben Impfungen mit lebenden Viren höhere Nebenwirkungen", erklärt Rosenbaum. Viele Kinder würden etwa eine Woche nach der Impfung Fieber bekommen. "Diese Reaktion ist unbedenklich und nach ein bis zwei Tagen wieder verschwunden." Alleine die Aussage, dass es Nebenwirkungen gebe, führe bei vielen Eltern dazu, ihr Kind nicht impfen zu lassen. "Die Angst vor den Nebenwirkungen ist aber unbegründet", sagt Rosenbaum. Der Chefarzt geht sogar noch weiter und rät unbedingt zur Impfung. Denn nur die biete einen wirklichen Schutz vor der Infektionskrankheit, die vor allem bei Säuglingen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zu erheblichen Problemen führen kann. Wer an den Windpocken erkrankt, habe als Folge häufig mit einer Entzündung des Kleinhirns zu tun, sagt Rosenbaum. Das sei eine typische Erkrankung, die aus einer Windpocken-Infektion resultiere und die meist erst einige Wochen später auftrete. Auch wer sich während der Schwangerschaft kurz vor der Entbindung anstecke, gehe das Risiko ein, dass das Kind nicht überlebt.

Das tückische an den Windpocken ist, dass sie ansteckend sind, etwa zwei Tage, bevor man etwas sieht. Hat man sich einmal angesteckt, dauert es zwei bis drei Wochen, bis die Krankheit ausbricht. Weiter geht es mit Fieber und Abgeschlagenheit. Es folgt der typische Hautausschlag. "Erst sind Pünktchen zu sehen, dann juckende Bläschen", sagt Rosenbaum. In den Bläschen befindet sich eine klare Flüssigkeit, in der viele Viren enthalten sind. Da die Viren lange in der Luft schweben, kann die Infektion tatsächlich durch Wind über große Entfernung übertragen werden - daher ihr Name Windpocken. Nach ein bis zwei Wochen ist in der Regel alles überstanden. Rosenbaum: "Komplett sicher kann man sein, dass es vorbei ist, wenn die letzten Krusten abfallen." Wer nicht immun ist, steckt sich meist sofort an. Wer schon einmal mit der Krankheit infiziert war oder geimpft wurde, kann sich dagegen nicht anstecken. Der Impfschutz wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen vom Kinderarzt überprüft. Das Robert-Koch-Institut und der Kinderarzt empfehlen die erste Impfung für Kinder im Alter von elf bis 14 Monaten. Die zweite Impfung sollte in einem Lebensalter von 15 bis 23 Monaten erfolgen.

(RP)
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