Duisburg Angehörige hoffen auf Gerechtigkeit

Duisburg · An der Loveparade-Gedenkstätte haben rund 150 Menschen der Opfer des Unglücks in Duisburg vor sieben Jahren gedacht. Zum ersten Mal fand die Trauerveranstaltung öffentlich statt. Hannelore Kraft kam als Privatperson.

Trauernde bei der Gedenkveranstaltung zum Loveparade Unglück. Vor sieben Jahren waren hier 21 Menschen während der Loveparade ums Leben gekommen.

Trauernde bei der Gedenkveranstaltung zum Loveparade Unglück. Vor sieben Jahren waren hier 21 Menschen während der Loveparade ums Leben gekommen.

Foto: Roland Weihrauch

Als zum ersten Mal Musik aus den Lautsprechern erklingt, hält Hannelore Kraft die Hand von Edith Jakubassa, deren Tochter Marina bei der Loveparade-Katastrophe in Duisburg ums Leben gekommen ist. Die ehemalige Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen spendet ihr Trost und reicht ihr ein Taschentuch. Kraft ist nicht als Politikerin, sondern als Privatperson zur Gedenkfeier an den Unglücksort gekommen. Still und leise hat sie sich unter die Betroffenen gemischt. Kraft, die vor sieben Jahren beim offiziellen Trauergottesdienst sprach, pflegt mit vielen Hinterbliebenen bis heute einen regelmäßigen Kontakt.

Etwa 150 Menschen haben gestern Nachmittag an der Gedenkstätte der 21 Todesopfer gedacht. Die Trauerveranstaltung am siebten Jahrestag der Tragödie, bei der am 24. Juli 2010 infolge einer Massenpanik 21 Menschen starben und mehr als 600 verletzt wurden, fand zum ersten Mal öffentlich statt. Der Karl-Lehr-Tunnel, durch den damals die Besucher zum Festivalgelände drängten, war für den Verkehr gesperrt.

Die Angehörigen legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Unter ihnen waren auch die Eltern aller ausländischen Opfer - aus China, Australien, Spanien, Italien und den Niederlanden. 21 Glockenschläge erinnerten an die 21 Todesopfer. Ein weiterer Glockenschlag stand für die verletzten und traumatisierten Besucher der Technoparade. Organisiert wurde die Gedenkfeier von der Loveparade-Stiftung "Duisburg 24.7.2010".

Pfarrer Jürgen Thiesbohnenkamp, der die Veranstaltung leitete, sagte, dass es für die Traumatisierten und Angehörigen trotz allen Leids auch Zuversicht und Trost gebe. "Das Vergangene ist nicht tot. Nicht einmal vergangen. Denn das, was war, vergeht nicht einfach", betonte der Geistliche. "Wir Bürger der Stadt Duisburg übernehmen so gut wie wir es können Verantwortung - anders als damals, als das Wort Verantwortung ein rares war."

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) sagte am Rande des Gedenktages, dass er es allen Betroffenen wünsche, dass die juristische Aufarbeitung ihnen dabei helfe, mit den schmerzhaften Ereignissen ein Stück weit abschließen zu können. Thiesbohnenkamp wies in seiner gut halbstündigen Rede daraufhin, dass der Prozess auch viele bange Tage mit sich bringen werde. "Viele Erwartungen richten sich an diesen Tag. Viele hoffen, dass er Klärung bringt für das Leid und die vielen ungeklärten Fragen", so der Pfarrer. "Wir hoffen auf Gerechtigkeit."

Für die Hinterbliebenen bedeutet Gerechtigkeit, dass ihnen endlich jemand sagt, wieso ihre Kinder, Enkelkinder, Verwandten und Freunde sterben mussten - und wer dafür die Verantwortung zu tragen hat. Die juristische Aufarbeitung beginnt am 8. Dezember. Beobachter rechnen mit einem der größten Strafprozesse der Nachkriegszeit. Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalters. Sie müssen sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Wegen der vielen Verfahrensbeteiligten findet die Hauptverhandlung im Congress Center Düsseldorf statt. Das Verfahren liegt aber beim Landgericht Duisburg, wo keine Räumlichkeiten für einen solchen Strafprozess gefunden werden konnten.

Loveparade-Katastrophe in Duisburg: Nacht der 1000 Lichter:
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Nacht der 1000 Lichter: Gedenken an Loveparade-Opfer

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Foto: dpa, rwe vge

Bereits am Sonntagabend hatten an der Gedenkstätte bei der "Nacht der 1000 Lichter" mehrere Menschen der Toten und Verletzten gedacht. In der Duisburger Salavatorkirche hatte es zudem einen nicht öffentlichen Gedenkgottesdienst für die Betroffenen gegeben.

(csh)
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