Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Logistikdrehscheibe auch im Mittelalter

Duisburg · Die Globalisierung ist keine Erfindung der Neuzeit. Duisburger Kaufleute betrieben schon im frühen Mittelalter Fernhandel. Die Knotenpunkte Hafen und Hellweg bildeten vor 1100 Jahren die Wurzeln für die Leitbranchen Handel und Logistik.

 Schon im frühen Mittelalter betrieben Duisburger Kaufleute Fernhandel. Auch damals schon war der Duisburger Hafen ein Knotenpunkt.

Schon im frühen Mittelalter betrieben Duisburger Kaufleute Fernhandel. Auch damals schon war der Duisburger Hafen ein Knotenpunkt.

Foto: Duisport

Den unternehmerischen Funken entzündeten die Friesen, die mit ihren Handelsschiffen rheinaufwärts fuhren und in Duisburg anlegten. Dort, wo heute der Innenhafen liegt, floss damals noch der Rhein. Im Gegensatz zu den Franken besaßen die Friesen nicht nur Flussboote, sondern seegehende Schiffe (Holk und Kogge). Hafenbetrieb und Lagerhäuser im Bereich der Niederstraße am heutiger Innenhafen sind archäologisch bereits seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar.

Die europaweite Verbreitung der Duisburger Silberpfennige im 11. und 12. Jahrhundert spiegelt die Attraktivität des Handelsplatzes wider. Handel und Schifffahrt waren untrennbar miteinander verbunden. Auch für den Handel über Land entlang des Hellwegs nach Osten war die Hafenstadt Duisburg ein günstiger Ausgangspunkt. Kaiser Barbarossa sah sich als Wirtschaftsförderer für die Stadt. Auf seinen Druck hin wurde der widerrechtlich erhöhte Zoll für die Duisburger Kaufleute vom Mainzer Erzbischof wieder herabgesetzt. Der Kaiser befreite die Stadt vom Zoll in Utrecht und ließ 1173 zwei große Messen für die flandrischen Tuchhändler in Duisburg einrichten. "Dabei wird ausdrücklich betont, dass diese Jahrmärkte per aquam, also auf dem Wasserweg besucht werden", schreibt der ehemalige Stadtarchivar Milz. Wein aus dem Mittelrheingebiet, Tuche aus Flandern, Eifel-Tuffstein und Stockfische aus dem Nord- und Ostseeraum fanden den Weg nach Duisburg. Die Stadtmauer, der Bau der Salvatorkirche, die Johanniterniederlassung mit der Marienkirche und die ersten Steinhäuser waren Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs.

Der Niedergang kam schleichend. Mit der Rheinverlagerung und der allmählichen Verlandung des Altrheins endete im ausgehenden 14. Jahrhundert die mittelalterliche Schifffahrt in Duisburg. Dr. Joseph Milz, der ehemalige Duisburger Stadtarchivar, nennt neben der Rheinverlagerung weitere Gründe für den Niedergang. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts nahmen die kriegerischen Auseinandersetzungen (Fehden) im Rheinland deutlich zu und lähmten den Handel. Für politische und militärische Ausgaben unter Engelbrechts von der Mark (1366-1391) mussten Schulden aufgenommen werden. Sinkende Einnahmen, steigende Schulden und hohe Zollbelastungen verstärkten die krisenhafte Entwicklung.

Zwischen 1390 und 1413 fand ein Exodus der Duisburger Kaufmannschaft statt, so dass von über 100 im Handel mit Köln Tätigen nur noch 20 übrig blieben. 1450 wird Duisburg gar zeitweise aus der Hanse ausgeschlossen. Es gab immer wieder Probleme mit den Beitragszahlungen. Duisburg, die Glanzstätte von Handel und Logistik, verlor an Bedeutung und wurde zur Ackerbürger- und Handwerkerstadt. Erst 1716 Jahre erwachte in dem damals noch eigenständigen Ruhrort der Schifffahrts- und Hafenbetrieb zu neuem Leben. Der Wiederaufstieg des Duisburger Hafens ist untrennbar mit Ruhrort verbunden. Hier lag vor 300 Jahren mit dem Beginn des Hafenbaus die Keimzelle für den Neuanfang.

Heute wie damals gilt es, die Wachstumschancen des boomenden Außenhandels und den Anstieg der Importe zu nutzen. Wer sich nicht auf die Anforderungen einer neuen Welthandelsordnung einstellt, wird zum Globalisierungsverlierer. Dies unterstreicht, wie stark der internationale Handel die Wirtschaftskraft unserer Region antreibt. Dazu ist der reibungslose Transport von Waren und Gütern eine ganz entscheidende Voraussetzung.

Duisport ist durch intelligente Vernetzung der Verkehrsträger ein Erfolgsmodell. Nur im Verbund und grenzüberschreitend können die Herausforderungen gelöst werden. Die aktuellen Fragen lauten: Welchen Beitrag kann Informationstechnologie für eine bessere Verkehrssteuerung liefern? Und was muss die Politik tun, um eine Ausgewogenheit zwischen kommerziellen und sozialen Interessen zu schaffen? Belebt ein Freihandelsabkommen die Wirtschaft und damit auch die Logistik ?

Die Logistikdrehscheibe Duisburg braucht eine gut vernetzte Verkehrsinfrastruktur - im Mittelalter, heute und in der Zukunft.

(kue)
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