Duisburg Lächelnde Lebenslust trotzt der Angst

Duisburg · Der "Spieltrieb"-Jugendclub im Theater Duisburg spielt jetzt im Foyer III erfolgreich "Heute bin ich blond" von John von Düffel nach dem gleichnamigen Drehbuch von Katharina Eyssen und dem Buch von Sophie van der Stap.

 Yale Sevis spielt die ebenso übermütige wie kluge Sophie, die hier zeitweilig Trost bei Martin (Stefan Nachmann) findet.

Yale Sevis spielt die ebenso übermütige wie kluge Sophie, die hier zeitweilig Trost bei Martin (Stefan Nachmann) findet.

Foto: sascha kreklau (spieltrieb)

Sophie ist 21 Jahre jung, voller Pläne und gerade dabei, sich frisch zu verlieben, als man bei ihr eine ebenso seltene wie aggressive Krebsform (ein "Rhabdoyosarkom") diagnostiziert. Operieren ist unmöglich, das bedeutet 32 Wochen Chemotherapie, stationär. Sophie nimmt den Kampf auf. Als sie durch die Therapie ihre Haare verliert, helfen ihr Perücken, in immer neue Rollen zu schlüpfen.

Die Autorin Sophie van der Stap hat selbst den Krebs besiegt und ihren Kampf für das Leben in ihrer Autobiografie "Das Mädchen mit den neun Perücken" festgehalten, die bei ihrem Erscheinen 2006 in den Niederlanden und 2008 auch in Deutschland zum Bestseller wurde. 2013 kam die Verfilmung von Marc Rothemund in die deutschen Kinos. John von Düffel hat daraus ein bemerkenswertes Stück gemacht über den Mut zum Leben, über Freundschaft und Selbstfindung - und über den Tod, der zum Leben dazu gehört, auch wenn Sophie ihm für diesmal entkommt.

Jetzt spielt der "Spieltrieb"-Jugendclub im Theater Duisburg "Heute bin ich blond" erfolgreich im Foyer III unterm Dach des Hauses. Das ist wie gemacht für die 17 Darsteller, denn die Figuren sind überwiegend in ihrem Alter.

Das ist auch für das Publikum eine ebenso angenehme wie aufschlussreiche Mischung aus philosophischer Tiefe - Sophie muss sich ihren Namen, der ja "Weisheit" bedeutet, "erst verdienen" - und schwarzem Humor, mit Dialogen der Güteklasse "Im Internet steht, meine Überlebenschancen liegen bei 15 Prozent." - "Na und, im Internet steht auch, dass Michael Jackson noch lebt."

Das sind in der brillanten Regie von Dana Brüning gut 100 pausenlose, ebenso packende wie kurzweilige Minuten, auf den Punkt gebracht mit minimaler Ausstattung (Bühne und Kostüme: Rabea Stadthaus). Das bringt, wie fast immer beim "Spieltrieb", klare Rollenporträts, allen voran Yale Sevis als ebenso übermütige wie kluge Sophie. Sehr gut auch Julia Maryniak als Sophies wahrhaft beste Freundin Annabel und Kristina Pernitzki als Sophies liebevolle Schwester Saskia. Schlicht und ergreifend: Melena Roß als Chantal, die dem Tod geweiht ist und dennoch nie die lächelnde Lebenslust verliert. Das Ganze muss man erlebt haben.

(hod)
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