Rp-Interview Angelika Hoffmann "Kirchturmdenken muss verschwinden"

Duisburg · Die Vorsitzende des Fördervereins "Rettet St. Barbara" gibt in wenigen Wochen ihr Amt ab, weil sie nach Nürnberg zieht. Im RP-Interview spricht sie über die Projekt-Gemeinde, die Vorbild eines anderen Gemeindelebens werden könnte.

 Die Mitglieder der St.-Barbara-Gemeinde gingen in die Öffentlichkeit, um für den Erhalt ihrer Kirche und den Fortbestand des Gemeindelebens zu kämpfen.

Die Mitglieder der St.-Barbara-Gemeinde gingen in die Öffentlichkeit, um für den Erhalt ihrer Kirche und den Fortbestand des Gemeindelebens zu kämpfen.

Foto: andreas probst (archiv)

Angelika Hoffmann gehört zu den treibenden Kräften in der katholischen St. Barbara-Gemeinde im Duisburger Norden, die sich gegen die vom Bischof verfügte Schließung ihrer Gemeindekirche wendeten. Mit ihrem Widerstand machte Angelika Hoffmann überregional Schlagzeilen. Der Widerstand blieb nicht folgenlos. St. Barbara wurde zu einer Projektgemeinde im Bistum Essen, bei der Laien eine besondere Verantwortung bekommen. Das heißt konkret: Die Gemeinde verfügt über keinen eigenen Geistlichen oder andere hauptamtliche Mitarbeiter und erhält keinerlei finanzielle Mittel aus der Kirchensteuer. Alles, was in St. Barbara an Gemeinde- und Verwaltungsarbeit geschieht, wird von ehrenamtlichen Laien geleistet. Mit bischöflicher Genehmigung und der Unterstützung der Großpfarrei St. Johann wird ein neues Gemeindemodell, um so die Kirche vor Ort zu erhalten - Angelika Hoffmann wird im Herbst nach Nürnberg zur Familie ihrer Tochter ziehen. Am 18. Juni findet die Jahreshauptversammlung des Fördervereins "Rettet St. Barbara" statt. Dann endet die Amtszeit von Angelika Hoffmann als Vorsitzende des Fördervereins.

 Angelika Hoffmann bei einer Versammlung im Bistum.

Angelika Hoffmann bei einer Versammlung im Bistum.

Foto: roth

Sie verlassen demnächst Duisburg und damit die Gemeinde, für die Sie sich jahrelang eingesetzt haben. Wie ist Ihnen zumute?

Hoffmann Ich schaue mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge zurück. Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht, aber nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, diesen Schritt zu tun. Meine Devise war immer, Kirche und Gemeinde mitzugestalten und meine Fähigkeiten einzusetzen, auch wenn Hindernisse auftreten. Dies glaube ich, habe ich bewerkstelligt in der Zeit, wo ich an vorderster Front im Duisburger Norden war. Da schau ich doch mehr denn weniger stolz darauf, was ich mit vielen anderen geschafft beziehungsweise bewegt habe. Jetzt liegt es in der Hand derer, die weitermachen und vor allen in Gottes Hand.

Wenn Sie auf die vergangenen Jahre seit der Neustrukturierung des Bistums zurückblicken: Hat sich der Einsatz für St. Barbara gelohnt?

Hoffmann St. Barbara ist richtungweisend für eine Erneuerung der festgefahren Kirchenstrukturen. Für St. Barbara hat es sich soweit gelohnt, dass sie weiterhin Gemeinde Vorort ist mit einem eigenen Konzept, was sich stetig den Gegebenheiten anpassen muss.

Im Bistum Essen, das auch für Duisburg zuständig ist, heißt es, dass in den kommenden Jahren weiter gespart werden muss und dass weitere Kirchenschließungen folgen werden. Können angesichts dieser Lage die katholischen Gemeinden von St. Barbara etwas lernen?

Hoffmann St. Babara ist Vorreiter eines anderen Gemeindelebens. Da sie sich pastoral und finanziell selbst verwaltet, gibt es bereits viele Erkenntnisse, die man sich mittlerweile zunutze machen kann. Daraus könnte man durchaus neue Konzepte für Gemeinden entwickeln. Dies kann aber nicht pauschal gesehen werden. Jede Gemeinde hat seine Schwerpunkte, sein eigenes Leben.

Haben Sie selber Wünsche oder Wunschvorstellungen, wie die katholische Kirche der Zukunft aussehen soll?

Hoffmann Das Umdenken der Hauptamtlichen, das sie nicht krampfhaft den alten Strukturen nachjammern sich auf die Gegebenheiten Vorort einlassen, und mehr Mut den Ehrenamtlichen ihre Fähigkeiten einzusetzen und auch durchsetzten. Hauptamt und Ehrenamt muss sich auf Augenhöhe begegnen. Kirche der Zukunft muss sich anders aufstellen. Sie muss kreativ werden mit ihren Angeboten an den verschiedenen Standorten. Das Kirchturmdenken muss verschwinden.

Möchten Sie in Ihrer neuen Nürnberger Heimat auch aktiv am Gemeindeleben teilhaben oder reicht Ihnen es jetzt?

Hoffmann In Nürnberg werde ich erst einmal versuchen anzukommen und Fuß zu fassen. Sicherlich werde ich mich nach und nach umschauen, was im kirchlichen Umfeld passiert. Wo ich für mich mit meinen Angeboten einen neuen Schwerpunkt setzten werde, weiß ich noch nicht. Es richtet sich nach den Gegebenheiten, die ich vorfinden werde.

(pk)
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