Duisburg Kesser Tanz auf der Hormonwelle

Duisburg · Die von Gerburg Jahnke inszenierte Wechseljahre-Revue "Heiße Zeiten" wurde vom meist weiblichen Publikum im vollbesetzten Theater am Marientor mit Begeisterung aufgenommen. Weitere Vorstellungen bis Sonntag.

 Purer Klamauk, feminine Anzüglichkeit, gelegentliche Deftigkeit, aber auch Lebensklugheit kennzeichnen die "Heiße Zeiten"-Revue im Theater am Marientor.

Purer Klamauk, feminine Anzüglichkeit, gelegentliche Deftigkeit, aber auch Lebensklugheit kennzeichnen die "Heiße Zeiten"-Revue im Theater am Marientor.

Foto: André JÜchli

120 höchst vergnügliche Minuten bescherte am Dienstagabend im vollbesetzten Theater am Marientor die Wechseljahre-Revue "Heiße Zeiten". Das Publikum, das schätzungsweise zu 90 Prozent weiblich war, feierte am Schluss enthusiastisch die vier singenden Darstellerinnen sowie die vier Musiker, die als "männliche Stewardessen" nicht nur für einen mitreißenden Sound sorgten, sondern auch noch komische Einlagen gaben. Die blonden Perücken im Prinz-Eisenherz-Stil trugen die Herren tapfer.

Geschrieben wurde "Heiße Zeiten" von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz; inszeniert wurde die Revue von Gerburg Jahnke. Dass die bekannte Kabarettistin von der schriftlichen Vorlage begeistert war, ist kein Wunder: Die Mischung aus purem Klamauk, femininer Anzüglichkeit, gelegentlicher Deftigkeit und auch Lebensklugheit entspricht genau dem, was man von der Ex-"Missfit"-Dame kennt.

Das Gerüst der Story ist einfach: Vier höchst unterschiedliche Frauen treffen sich am Flugsteig und warten auf den Abflug nach New York. Drei der Frauen haben die 50 überschritten. Sie sind in den berüchtigten Wechseljahren. Da ist die Karrierefrau, die in New York einen wichtigen Geschäftstermin wahrnehmen muss. Leider hat sie die entscheidenden Unterlagen zu Hause liegengelassen. Kann passieren, wenn frau gerade eine tolle Nacht mit einem jüngeren Liebhaber verbracht hat ... Die zweite Reisende ist eine pummelige Hausfrau, die von ihren Kindern zur Feier des Klimakteriums das Ticket nach Übersee geschenkt bekam. Ihr zurückgebliebener Ehemann nervt telefonisch mit tollpatschigen Küchenfragen. Die dritte Dame ist reich verheiratet, kann vor lauter Vornehmheit anfangs kaum ein Alltagsgespräch führen. Sie möchte ihre Tochter besuchen, die in der Bronx als Ärztin arbeitet. Einen Strich durch die Reisepläne könnte der alte Vater machen, der aus dem Seniorenheim laufen geht, weil ihm dort das Essen nicht schmeckt. Zu den drei Wechseljahre-Damen gesellt sich eine 39-Jährige, deren Kinderwunsch sich bislang nicht erfüllt hat und die in einer New Yorker Klinik nach einer "Lösung" sucht, von der ihr Verlobter nichts wissen darf.

Diese Personenkonstellation eignet sich hervorragend für spritzige Dialoge voller Scharfzüngigkeit und Pointenreichtum. Was sich die Damen da gegenseitig an den Kopf werfen, um es gleich darauf wieder mit Wohlverhalten abzuwischen, ist köstlich und ließ das weibliche Publikum bei der Duisburger Premiere vor Vergnügen bisweilen aufkreischen. Und auch der männliche Quotenanteil hatte seinen Spaß. Die "Probleme mit dem Druckausgleich", über die sich das Damenquartett mit den schwankenden Hormonschüben beklagt, werden auf der Bühne mit Bravour gelöst. Für Running Gags sorgt die markante Stimme des ehemaligen Tagesschau-Sprechers Wilhelm Wieben, der mit seinen Lautsprecherdurchsagen im seriösen Flughafenstil humorvolle Atemhol-Pausen schafft.

Zu einer abendfüllenden Revue werden die "Heißen Zeiten" aber erst durch die Musik. Bekannte Songs aus Rock, Pop, Jazz, Gospel und Disco werden mit witzig-frivolen deutschen Texten versehen ("Ich hab' ne Welle") und von dem Darstellerinnen-Quartett schlichtweg umwerfend präsentiert. Susanne Hayo, Sabine Urig, Jutta Habicht und Ines Martinez (im Wechsel mit Gilla Cremer, Bildmitte) sind erstklassige Sängerinnen, Schauspielerinnen und Tänzerinnen. Wie die vier über die Bühne fegen, (auch die vollschlanke Sabine Urig als Hausfrau) ist fantastisch. Besonders im ersten Teil reiht sich eine Paradenummer an die nächste. Nach der Pause gibt es einige ruhigere Momente, die sich gut in die Dramaturgie des Abends fügen. Am Schluss heißt es aber "Wir heben ab" zur Musik von "It's Raining Men".

(RP)
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