Duisburg Kein leichter Job - Küster tauschen sich aus

Duisburg · Das 114. Jahrestreffen der Arbeitsgemeinschaft rheinischer Küster fand in Meiderich statt.

Gottesdienstvorbereitungen, Bestuhlung Gemeindehaus für 120 Leute, 500 halbe Brötchen, Mikrofone, Blumenschmuck und Mittagessen. Eigentlich ein ganz normaler Tag im Leben einer Küsterin. Nur mit dem Unterschied, dass Uta Rogalla, in der evangelischen Gemeinde Mittelmeiderich, bei der Ausrichtung des diesjährigen Küstertags 120 Kollegen auf die Finger schauen.

Rogalla engagiert sich bei der Arbeitsgemeinschaft rheinischer Küster und Küsterinnen (arkk), und ihre Gemeinde ist Gastgeberin des Berufsverbandes der kirchlichen Mitarbeiter, die von Amts wegen wissen, wo die Glocken hängen. Es ist das 114. Jahrestreffen der Arbeitsgemeinschaft, die um 1900 noch "Bund der evangelischen Kirchenbeamten Preußens Abteilung Küster" hieß. Die verbeamteten Küster sind längst Geschichte, die Zahl der hauptberuflichen Küster geht zurück, wie die Gemeindegliederzahlen. Im evangelischen Kirchenkreis Duisburg gibt es nur noch 13,5 Küsterstellen. Dabei versehen die "Wächter" vom lateinischen Wort "custos" eines der ältesten und wichtigsten Ämter im kirchlichen Dienst der Verkündigung, wie Superintendent Armin Schneider als Gast des Treffens sagte. Ein Küster ist weit mehr als nur Hausmeister einer Kirche. Er ist Eventmanager, Dekorateur, Handwerker, Florist, Seelsorger, Altenpfleger, Erzieher, Fremdenführer und Sanitäter in einem. Er ist morgens als Erster in der Kirche und schließt abends hinter dem letzten Besucher das Gemeindehaus ab. Und weiß dabei nicht, wie lange es seine Stelle noch geben wird. "Wir bewegen uns beruflich alle auf sehr dünnem Eis", sagte Nikolaus Schneider, der Alt-Präses der rheinischen Landeskirche, der im Eröffnungsgottesdienst des Küstertages predigte.

Er fügte ein Wort von Dietrich Bonhoeffer an, um die Situation zwischen Frust und Hoffnung zu beschreiben: "Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht."

Mit der Einladung war für Nikolaus Schneider eine besondere Ehrung verknüpft. Der Kirchenmann, der sich in seiner Dienstzeit immer für die Belange der Küster eingesetzt hat, bekam vom arkk-Vorsitzenden Manfred Heller, die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes verliehen. "Ich habe sie auf Synoden schon beim Küsterdienst gesehen, wenn sie mit der Glocke die Geschwister wieder zusammengerufen haben", sagte Heller und überreichte dem neuen Küster ehrenhalber eine eigene Glocke als Geschenk. Zusammen mit Schneider wurde Helga Ulrich ausgezeichnet, die dem Verband seit fast 40 Jahren engagiert angehört.

(cobr)
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