Duisburg Karfreitagsmusik in Salvator mit Pergolesis "Stabat mater"

Duisburg · Jedes Jahr am Karfreitag steigt es in der Salvatorkirche ein Konzert mit passender Musik. Gestern war es in dem großen und gut gefüllten gotischen Gotteshaus am Burgplatz wieder so weit, es gab zwei besinnliche Meisterwerke der Barockmusik.

Zuerst kam die kurze Kantate "Widerstehe doch der Sünde" BWV 54 für Alt, zwei Violinen, zwei Violen und Basso Continuo, komponiert von Johann Sebastian Bach wohl 1714 für Weimar. Die Kantate beginnt mit einer überraschenden Dissonanz, die sofort in das Thema des Werkes einführt. Bach verwendete die Musik der ersten Arie erneut in seiner (verschollenen) Markus-Passion. Das Hauptwerk der frühen Abendstunde war aber jenes "Stabat mater" für Sopran, Alt, Streicher und Continuo, das Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) kurz vor seinem frühen Tod schrieb und das schnell sein bekanntestes Werk wurde. (Auch Bach führte eine deutsche Fassung nach Psalm 51 mit dem Titel "Tilge, Höchster, meine Sünden" in der Leipziger Thomaskirche auf.) Der Text ist eine spätmittelalterliche, dem Franziskanerpater Jacopone da Todi zugeschriebene lateinische Sequenz über die am Kreuz ihres Sohnes stehende Gottesmutter. Die Besetzung bei Pergolesi entspricht einer älteren Vertonung des selben Textes von Alessandro Scarlatti - wahrscheinlich schrieb der Jüngere sein "Stabat mater" im Auftrag der Bruderschaft "Zu den sieben Schmerzen Mariens" in Neapel, um dort jene seit zwei Jahrzehnten jeden Freitag aufgeführte Fassung des Älteren durch ein moderneres Stück zu ersetzen. Die Musik nimmt bewusst Anregungen aus der damaligen Opernmusik auf.

Das Duisburger Konzert jetzt war geprägt von weitgehend erfolgreichen Annäherungen an die stilistischen Gratwanderungen der beiden aufgeführten Werke. Das gelang der Altistin Carola Günther vom Theater Hagen, noch mehr der jungen Sopranistin Evelyn Ziegler mit ihrer frischen Stimme. Salvatorkantor Marcus Strümpe leitete vom Orgelpositiv aus Tonio Schibel und Helen Kim-Hoffmann (Violine), Olga und Veaceslav Romaliski (Viola) sowie Anja Schröder (Violoncello) und Max Dommers (Kontrabass). Nur in der Bach-Kantate wirkte das stellenweise noch etwas verschwommen, vor allem in der fugierten Schlussarie "Wer Sünde tut, der ist vom Teufel" - in Salvator ist die Akustik eben etwas anders als in der Weimarer Schlosskirche, wo die Kantate wahrscheinlich uraufgeführt wurde. Das Publikum applaudierte hier jedenfalls zutiefst erfüllt.

(RP)
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