Duisburg Junges Streichquartett aus den USA

Duisburg · Das Dover Quartet ist längst herausragend in seiner Intonation.

 Milena Pajaro-van de Stadt vom Dover Quartett.

Milena Pajaro-van de Stadt vom Dover Quartett.

Foto: Zoltan Leskovar

Das Dover Quartet ist benannt nach dem Werk "Dover Beach" für Streichquartett mit Singstimme von Samuel Barber. Dieser Komponist war einer der berühmtesten Schüler des Curtis Institute of Music in Philadelphia, wo sich Joel Link und Bryan Lee (Violine), Milena Pajaro-van de Stadt (Viola) und Camden Shaw (Violoncello) vor zehn Jahren kennen lernten. Inzwischen ist ihr Ensemble erfolgreich und vielfach preisgekrönt.

Für Duisburg hatten sie ein kluges und attraktives Programm aus Repertoirewerken zusammengestellt. Das begann mit dem experimentierfreudigen Streichquartett Nr. 35 f-Moll op. 20 Nr. 5 (1772) von Joseph Haydn, in dem das Menuett an zweiter (statt wie damals üblich an dritter) Stelle steht und dessen Finale eine kunstvolle Fuge mit zwei Themen ist, deren erstes dem Chor "Durch seine Wunden" aus Georg Friedrich Händels "Messias" ähnelt. Als starker Kontrast kam dann das Streichquartett Nr. 2 D-Dur (1881) des russischen Komponisten Alexander Borodin.

Es handelt sich dabei um das kammermusikalische Hauptwerk des hauptberuflichen Chemieprofessors. Gewidmet hat er es seiner Frau Katharina, die er zwei Jahrzehnte zuvor in Heidelberg kennen gelernt hatte. Aus den zahlreichen Imitationen zwischen erster Violine und Cello meint man einen Dialog zwischen Mann und Frau herauszuhören, vor allem in dem bekannten langsamen Satz "Notturno". Wenn diese beiden Werke vor der Pause These und Antithese bildeten, dann kam hernach die Synthese in Form jenes Streichquartetts f-Moll op. 80, mit dem Felix Mendelssohn 1847 auf den frühen Tod seiner geliebten Schwester Fanny reagierte - nur vier Monate, bevor er gleichfalls einem Aneurysma erlag. Dieses "Requiem für Fanny" wirkt ebenso verzweifelt wie konzentriert.

Das Dover Quartet ist längst herausragend in seiner Intonation, seinem Zusammenspiel und seiner Transparenz. Im Kammerkonzert waren seine Aufführungen umso souveräner und konsequenter, je jünger die betreffende Musik war - bei Haydn erschien vieles noch zu unruhig und zu undeutlich. Der Primarius übertreibt es manchmal etwas mit dem Vibrato. Jedenfalls war das Ganze so mitreißend, dass der Jubel gewaltig anschwoll und nach einer Zugabe verlangte. Es wurde "etwas aus Amerika", nämlich der Blues "In a Sentimental Mood" von Duke Ellington.

Im nächsten, achten Kammerkonzert am Sonntag, 6. Mai, um 19 Uhr, bringen Julia Sophie Wagner (Sopran), David Jerusalem (Bass) und ein Barockensemble der Duisburger Philharmoniker plus Stefan Wilkening (Rezitation) unter dem Titel "Verliebt, verschmäht, verrückt - barock!" verschiedene Arien und Szenen aus Opern von Georg Friedrich Händel, Johann Christoph Pepusch, Antonio Vivaldi, Henry Purcell und Giovanni Maria Bononcini.

Karten gibt es am einfachsten im Internet unter karten@theater-duisburg.de per E-Mail.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort