Duisburg Jubel zum Abschied

Duisburg · FlicFlac begeisterte das Publikum bei seiner Premiere im Landschaftspark Duisburg-Nord. Mit dem Programm "ARTgerecht" gehen die beiden Zirkusgründer Benno und Lothar Kastein auf Abschiedstournee.

FlicFlac auf Abschiedstournee: So spektakulär kann Zirkus sein
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FlicFlac auf Abschiedstournee: So spektakulär kann Zirkus sein

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Mit seinem neuen Programm "ARTgerecht" hat der Zirkus FlicFlac einmal mehr Maßstäbe gesetzt. Am Freitagabend gab es im Landschaftspark Nord die umjubelte Duisburg-Premiere.

Wenn man auf dem Höhepunkt seines Schaffens aufhört, behalten die Anhänger einen wenigstens in guter Erinnerung. Das mögen sich auch die beiden Zirkusgründer Benno und Lothar Kastein gedacht haben: Nach 20 Jahren, in denen FlicFlac die wilde Mischung aus traditionellem Zirkus, Rock-Oper, Variete, Spitzenakrobatik und Comedy zu einem zirzensischen Gesamtkunstwerk immer weiter perfektionierte, ist die Truppe nun auf Abschiedstournee. Und das mit dem aktuellen Programm "ARTgerecht" (Regie: Bruno Darmagnac), das zweifellos zu dem Besten gehört, was FlicFlac in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf die Beine gestellt hat. Das liegt nicht zuletzt an der Düsseldorfer Rock-Röhre Frank Fabry und der elfenhaften Ukrainerin Alexandra Gerbey, die mit ihren überzeugenden Live-Stimmen die musikalisch vergleichsweise eintönige Musik des Vorgänger-Programms "Underground" schnell vergessen lassen. Dass es nicht zuletzt Artisten auf Weltniveau sind, die FlicFlac eine riesige Fangemeinde verschafft haben, bewies die russische Tsisov-Truppe auf dem Hochseil. Nicht von ungefähr bekamen sie für ihre atemberaubende Nummer auf dem 33. Zirkus-Festival in Monte Carlo den Silbernen Bären, den Oscar der Zirkusbranche. Ähnlich stark: Die auf LKW-Schläuchen Salto schlagenden "Bikers" aus Moldawien, Yulia Galenchyk am Vertikalnetz oder die "Heros" am Flugtrapez. Ebenso komisch wie eindrucksvoll: Anatoli Zhukov, der russische Feuerspucker, der mühelos literweise Flüssigkeiten in sich reinschüttet. Besser denn je zeigte sich auch Tatjana Kastein, deren Körperkunst den Zuschauern beinahe schmerzhaft spürbar deutlich macht, was aus der Grundposition eines Handstandes alles noch machbar ist — schier unglaublich. Auch Larissa Kastein machte an der Stange eine gute Figur. Über die wagemutigen Kolumbianer im "Globe of Speed" muss ohnehin nichts mehr gesagt werden. Zu acht gaben die Teufelskerle auf zwei Rädern in der Kugel wieder so richtig Gas. Dass man auch ohne großen Aufwand zum Star des Abends werden kann, zeigte Steve Eleky. Der gebürtige Ungar und in Krefeld lebende Künstler sorgte als Jongleur, Comedian und Magier gleichermaßen für intensive Zwechfellmassagen. Der komische Mann in Schottenrock und Smoking jonglierte mit mehreren Sprachen und elf (!) Tennisbällen gleichzeitig. Wer wissen will, wie das funktionieren kann, sollte selbst hingehen. Auch das in jeder Hinsicht stürmische Finale riss die Besucher im bestens gefüllten schwarz-gelben Zirkus zu stehenden Ovationen hin.

Ein bedrückender Abschied sieht anders aus.

(RP)
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