Duisburg Jeder fünfte Zuwanderer ist Rumäne oder Bulgare

Duisburg · Unter den Zugewanderten aus Rumänien in Marxloh ist nicht ein einziger mit einem sozialversicherungspflichtigen Job, haben Wissenschaftler festgestellt. Bei den Bulgaren hingegen ist es nur jeder Dritte.

Nachts unterwegs in Duisburg-Marxloh
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Nachts unterwegs in Duisburg-Marxloh

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Foto: Christoph Reichwein

In dieser Woche wird im Sozialausschuss eine Untersuchung vorgestellt, die das Nurec-Institut Duisburg unter anderem mit Unterstützung durch Wissenschaftler der UDE sowie durch Mitarbeiter der Entwicklungsgesellschaft Duisburg auf Grundlage von Untersuchungen zwischen April und Dezember vorigen Jahres erstellt hat. Es geht um die rumänischen und bulgarischen Zuwanderer in Marxloh und um deren Wahrnehmung durch die alteingesessenen Stadtteilbewohner.

Zum Stand 31. Dezember vorigen Jahres lebten in dem Nordstadtteil 2201 Bulgaren und 1764 Rumänen. Sie stellten damit zusammen einen Anteil von 20 Prozent an der Marxloher Bevölkerung. Diese Quote ist weit höher als die in Gesamt-Duisburg (knapp drei Prozent) und die der Bundesrepublik (0,6 Prozent). Die Verfasser haben ermittelt, dass die Zahl der Rumänen und Bulgaren in der jüngsten Zeit signifikant gestiegen ist und weiterhin wächst. Der Stadtteil lockt insbesondere Rumänen an, weil sie dort bereits Verwandte oder Bekannte haben. Und wie die Bulgaren kommen sie vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

Duisburg-Marxloh: Angela Merkel beim Bürgerdialog
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Angela Merkel besucht Duisburg-Marxloh

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Foto: dpa, rwe mg

Bemerkenswert: 40 Prozent der Zugewanderten aus diesen beiden Bevölkerungsgruppen sind unter 15 Jahre alt. Bei den Rumänen, Mehrheitlich Roma, reicht dieser Anteil sogar einen Wert von über 50 Prozent. Unter den Bulgaren sind vor allem solche, die der türkischen Minderheit in ihrem Heimatland angehören und aufgrund ihrer Türkisch-Sprachigkeit es leichter haben, sich in Duisburg zurechtzufinden als das bei den Rumänen der Fall ist.

Ebenfalls bemerkswert: Zwei Drittel der Bulgaren, die in Marxloh leben, haben eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Bei den Rumänen fanden die Verfasser der Studie hingegen keinen einzigen.

Bulgaren wie Rumänen, die in Marxloh leben, erklärten gegenüber den Verfassern der Studie, dass sie sich durch die Alteingesessenen diskriminiert fühlen. Die "Urbevölkerung" hingen gab an, dass sie gegenüber den Zugewanderten aus Osteuropa benachteiligt werde, was vor allem für diejenigen Auskunftgeber galt, die selbst einst zugewandert sind. Sie fühlen sich insbesondere durch die Stadt und durch die Politik im Stich gelassen, was auch schon beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 deutlich wurde.

Durch diese negative Einschätzung der gegenseitigen Akzeptanz komme es in Marxloh zu neuen ethischen Hierarchien und Abgrenzungen, stellten die Wissenschaftler fest. In dem Stadtteil ist zum Beispiel immer zu hören, dass die einst Zugewanderten mit türkischen Wurzeln, auf die früher die Deutschen schimpften, heute zu denen gehören, die gemeinsam mit den deutschstämmigen Marxlohern gegen die Bulgaren und vor allem die Rumänen Front machen.

Die deutschen und die türkischstämmigen Marxloher bilden so zusagen den etablierten Bevölkerungsteil gegenüber den unterpriviligierten Rumänen und Bulgaren. Daraus ergeben sich erhebliche soziale und die Integration negativ beeinflussende Folgen, vor allem für die Rumänen, warnen die Verfasser der Studie und schlagen unter anderem vor, muttersprachliche Beratung- und Begleitangebote zu unterbreiten.

(RP)
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