Duisburg Iphigenie in Duissern

Duisburg · Das Ensemble Companeras führt am Sonntag, 22. März, Goethes Drama "Iphignie auf Tauris" in der Notkirche Duissern auf. Die RP war bei den Proben für das aufwändig inszenierte Stück dabei.

Knisternde Spannung liegt in der Luft. Lampenfieber, aber auch Vorfreude ist bei den Proben zu spüren. Angelika Ortmann, Schauspielerin und Regisseurin der Laienspielgruppe "Ensemble Companeras", hat sich viel vorgenommen. Am Sonntag, 22. März wird das klassische Drama "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe in der Duisserner Notkirche aufgeführt.

Goethe (1749 bis 1832) wurde zu seiner Zeit berühmt u.a. mit Werken wie "Götz von Berlichingen" (1771) und "Die Leiden des jungen Werther" (1774). Beide Dramen, dessen Protagonisten unangepasst sind und am Rande der Gesellschaft stehen, werden der literarischen Epoche des Sturm und Drangs zugeordnet. Iphigenie auf Tauris (1786) dagegen ist ein typisch klassisches Drama. Sie verkörpert das ideale Menschenbild, steht für Verantwortungsbewusstsein und Ehrlichkeit. In der damaligen Zeit fiel dieses Stück beim Publikum durch.

Das wird in Duissern nicht der Fall sein. Sechs starke Frauen haben sich zusammengefunden, um sich mit Goethe und der Iphigenie auseinanderzusetzen. Sechs Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, Lehrerinnen, Bürokaufleute, Hausfrauen. Durch Zufall, beim Sport oder im Konzert, lernten sie sich kennen.

Angelika Ortmann erkannte ihr Potenzial und führte die Gruppe zusammen. Bei ihren Aufführungen überlassen sie nichts dem Zufall. Sie schauspielern, führen Regie, kreieren Bühnenbild und Kostüme selbst. Nach Erfolgen mit "Szenen aus klassischen Stücken" (von Büchner bis Dürenmatt) und den "Gespenstern" von Ibsen, lassen sie nun "Iphigenie auf Tauris" lebendig werden. " Das Thema ist hochaktuell", sagt Angelika Ortmann. "Iphigenie wurde von ihrem Vater geopfert und trotzdem vergötterte sie ihn. Dieses Trauma führte dazu, dass sie unfähig wurde, eine Beziehung einzugehen. Auch heute noch haben Frauen unter der Ignoranz und Arroganz der Macht zu leiden." Doris Jones Dickenson, die den König Thoas spielt, sieht es genauso. "Iphigenie war sehr mutig. Mit ihrem Verhalten ist sie den Frauen ein Vorbild."

Wer das Ensemble bei der Probe beobachtet, erkennt sofort, mit welcher Freude sie die Sache angehen. Schon Goethe wusste, dass erst die Schauspieler den Versen Seele verleihen. Und so lassen sich die Companeras (spanisch = Gefährten) nicht vom Versmaß des alten Dichterfürsten abschrecken und präsentieren seine Figuren beeindruckend natürlich.

Das schlichte, moderne Bühnenbild und das Ambiente der alten Notkirche tragen zusätzlich zu einer gelungenen Atmosphäre bei. "Iphigenie auf Tauris" – das wird ein Leckerbissen nicht nur für Goethe-Fans!

(RP)
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