Duisburg Im Reich der Korallen

Duisburg · Der Moerser Thomas Siodmok züchtet Korallen und hat sich mit einem eigenen Geschäft selbstständig gemacht.

 An das Aquarium in "Findet Nemo" erinnert das Becken, in dem Thomas Siodmok seine Korallen züchtet. Die Fische darin sind nicht zu verkaufen. "Sie sind meine Mitarbeiter", sagt er.

An das Aquarium in "Findet Nemo" erinnert das Becken, in dem Thomas Siodmok seine Korallen züchtet. Die Fische darin sind nicht zu verkaufen. "Sie sind meine Mitarbeiter", sagt er.

Foto: Dieker

Der Blick ins hell erleuchtete Becken ist famos. Steinkorallen unterschiedlichster Formen schimmern in hundert Farben. Anemonen-Arme tanzen in der Strömung, Garnelen krabbeln durch den Sand. Bunte Fische schweben durch das Wasser, das nach Strand und Urlaub duftet. Ein tropisches Meeresparadies, das man fast für echt halten könnte, wäre die Halle, in der das Becken steht, nicht erfüllt von einem leisen Blubbern und Surren von Pumpen und Filtern.

 Links: Die Begeisterung für Aquarien hat Thomas Siodmok von seinem Vater geerbt.

Links: Die Begeisterung für Aquarien hat Thomas Siodmok von seinem Vater geerbt.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Wir sind im Verkaufsraum der "Korallenzucht Moers" von Thomas Siodmok. In einem Geschäftspavillon an der Eichenstraße hat er sich eingerichtet, nachdem er fünf Jahre lang Korallen im heimischen Keller gezüchtet hatte. Die Sache sei gewachsen und gewachsen, die Laufkundschaft habe zugenommen. "Du musst was tun", habe ihn seine Frau Beate aufgefordert. Also mietete er Geschäftsräume.

Duisburg: Im Reich der Korallen
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Korallen? Züchten? Bis vor einigen Jahren, ungefähr 20, so schätzt der Scherpenberger, hatte man das tatsächlich für unmöglich gehalten. Für viele Korallenarten gilt dies weiterhin. Bei anderen haben der Fortschritt der Technik und die zähen Versuche vieler Aquarianer schließlich zum Erfolg geführt. "Jeder einzelne hat dazu ein bisschen beigetragen." Heute sei die Korallenzucht gar nicht so schwer, findet Siodmok. "Man muss aber gewisse Regeln beachten." Licht in der richtigen Farbe und Stärke, der Salzgehalt und die Temperatur des Wassers, die Strömung, Nährstoff- und Sauerstoffgehalt - all das muss stimmen. Die Begeisterung für Aquarien liege ihm im Blut, sagt der gelernte Schlosser. "Mein Vater hatte Süßwasserfische." Thomas Siodmok mache es dem Papa nach. 2005 stieg er dann auf Seewasserbecken und tropische Wasserwesen um. An Korallen fasziniert den 46-Jährigen die Vielfalt an Farben und Formen. Steinkorallen (die dem Wasser Kalzium entziehen und ein hartes "Skelett" formen) bilden Riffe, Atolle, Inseln. "Ganz Polynesien besteht aus Steinkorallen." Die meisten Korallenarten lebten in Symbiose mit Algen. Unter Lichteinfluss produzieren diese Zucker, der den Korallen als Nahrung dient. In der Natur, sich selbst überlassen, seien Korallen recht widerstandsfähig. Ihr größter Feind sei der Klimawandel. Wassertemperaturen über 30 Grad führten auf Dauer zum Tod der Polypentiere.

Wie viele Korallenarten es insgesamt gibt, wisse niemand genau. Mehrere Tausend jedenfalls. Immer wieder entdecke man neue. Leidenschaftliche Taucher und Spezialisten wie der australische Meeresbiologe John Veron hätten der Erforschung der Korallen ihr Leben gewidmet. Verons Enzyklopädie "Corals of the World" befindet sich selbstverständlich in Siodmoks Besitz. Es sei die Bibel der Korallenfreunde.

Siodmok selbst ist kein Taucher. Es habe sich nicht ergeben. Beim Schnorcheln im Ägypten-Urlaub hat er aber schon Korallen in ihrer natürlichen Umgebung bewundert. Ansonsten reicht ihm das Tropen-Aquarium, in dem er wenn auch nicht körperlich, so doch gedanklich abtauchen kann. Der Anblick der bunten Wasserwelt im Becken sei für ihn pure Entspannung.

In seinem Geschäft hat Siodmok einige Hundert Korallenarten vorrätig, die in den Gewässern vor Australien, den Fidschi-Inseln, Indonesien oder im Roten Meer heimisch sind. Die Preise beginnen bei etwa zehn Euro und können bei seltenen, begehrten Arten, in die Hunderte gehen. Für rare Tropenfische zahlten Sammler mitunter sogar deutlich mehr. Auch Siodmok drängt es auf diesen Markt. Dafür ist eine Genehmigung nötig, die er bereits beantragt hat. Die Kupferstreifen-Pinzettfische, Königs-Feenbarsche, Masken-Nasendoktorfisch und andere Exoten in Siodmoks Ausstellungsbecken sind nicht zum Verkauf bestimmt. "Das sind meine Mitarbeiter", meint er lachend.

Die Meerwasser-Aquaristik verzeichne einen Boom, sagt Siodmok. "Ich habe Kundschaft in fast ganz Europa." Aquarianer aus Holland, Belgien, Frankreich oder Polen besuchen ihn, um einzukaufen und Rat zu holen. Zudem betreibt Siodmok einen Internet-Handel. Mit dem richtigen Versandpartner sei dies kein Problem. Der Kunde erhalte eine Garantie über die Lebendankunft der Bestellung. Anfängern rät Siodmok, 2000 bis 3000 Euro in ein 500-Liter-Becken inklusive Technik zu investieren. "Dann hat man schon etwas Schönes." Der lebende Beckeninhalt kostet dann noch etwas extra. Aber Vorsicht! "Es ist wie eine Sucht", sagt er "Es gibt Leute, die haben irgendwann das Becken voll und die Taschen leer."

Korallenzucht Moers, Eichenstraße 172, www.korallenzucht-moers.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort