Duisburg Im Foyer III wird live gekocht

Duisburg · Beim Stück "Kochen mit Elvis" stehen neben den Profis Ulrike Volkers und Kai Bettermann die beiden Jungschauspieler Hannah Joe Huberty und Tim Zielke, die einst im "Spieltrieb" unter Michael Steindl debütierten, auf der Bühne.

 Intendant Steindl führt bei "Kochen mit Elvis" Regie.

Intendant Steindl führt bei "Kochen mit Elvis" Regie.

Foto: P. Klucken

Die Antwort auf die Frage, ob sie vorhaben, das Schauspielen zum Beruf zu machen, kommt zunächst verhalten-optimistisch: "Mal sehen", sagen unisono Hannah Joe Huberty und Tim Zielke. Im Laufe des Gesprächs konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass es Hannah Joe Huberty, die in wenigen Tagen 19 Jahre alt wird, und der 21-jährige Tim Zielke ernst meinen. Sie wollen ganz gewiss auf die Bühne. Und das sind keine Flausen in den Köpfen junger Menschen. Sowohl Hannah Joe Huberty als auch Tim Zielke haben Bühnenerfahrung beim Duisburger Schauspiel-Jugendclub "Spieltrieb" gesammelt, der 2005 vom Duisburger Schauspiel-Intendanten Michael Steindl gegründet wurde und der mit mittlerweile 47 großen Produktionen und 14 kleineren Tagesveranstaltungen das Schauspiel-Angebot am Duisburger Theater bereichert hat. Hannah Joe Huberty war bereits als 15-Jährige beim Spieltrieb dabei und fiel dem Publikum und der Kritik stets positiv auf, beispielsweise bei "Alice im Wunderland". Nach ihrem Abitur, das sie im Sommer bestand, absolviert sie zurzeit ein "Freiwilliges Soziales Jahr Kultur". Tim Zielke bekam zuletzt in Mrozeks "Emigranten" eine Hauptrolle, für die er sich als "idealer Darsteller" (so unsere Kritik) erwies. Er geht mittlerweile gezielt auf eine Schauspiel-Karriere zu.

 Hannah Joe Huberty und Tim Zielke auf der Bühne.

Hannah Joe Huberty und Tim Zielke auf der Bühne.

Foto: Sascha Kreklau

Jetzt bekommen Hannah und Tim von Michael Steindl die Chance, in einer Eigenproduktion des Duisburger Stadttheaters neben den den beiden renommierten Profi-Schauspielern Ulrike Volkers und Kai Bettermann mitzuwirken. Und zwar in einem Stück, das vermutlich das Publikum in Scharen ins Foyer III des Stadttheaters locken wird. Es heißt "Kochen mit Elvis". Geschrieben hat es der britische Dramatiker und Drehbuchautor Lee Hall (Jahrgang 1966), der unter anderen das Drehbuch für den Film "Billy Elliot" geschrieben hat. Geprobt wird seit November - bis auf eine Weihnachtspause - täglich von morgens bis abends.

Premiere hat "Kochen mit Elvis" am Samstag, 13. Januar. Es folgen bis zum Sommer elf weitere Vorstellungen in Duisburg. Michael Steindl führt selber Regie. Das macht er sehr gerne, denn er kennt das Stück bestens. Im Jahr 2000 war Steindl der zuständige Dramaturg, als das Stück in Essen seine Deutschland-Premiere feierte. "Kochen mit Elvis" hatte Lee Hall ursprünglich 1998 als Hörspiel geschrieben, doch bald darauf selber für die Bühne adaptiert. In England kam das Stück 1999 erstmals auf die Bühne. Obwohl die Essener Inszenierung ein großer Erfolg wurde, blieb "Kochen mit Elvis" auf deutschen Bühnen bislang eine Rarität. "Umso schöner, dass wir es hier in Duisburg zeigen können", sagte Steindl jetzt bei der Vorstellung des ungewöhnlichen Schauspiels. Darum geht's: Dad war einst Elvis-Imitator. Nach einem Autounfall sitzt er querschnittsgelähmt und sprachunfähig im Rollstuhl. Mum kommt mit der Situation nicht klar; sie will noch etwas haben vom Leben; sie trinkt und sucht Bekanntschaften mit jüngeren Männern. Tochter Jill ist vierzehn und sucht das Heil der Welt im Kochen - und im Essen. In dieses gebrochene Familienidyll gerät der 26-jährige Stuart, den Mum "aufgegabelt" hat und der zunächst ein wenig einfältig wirkt. Tochter Jill ist anfangs entsetzt, weist Stuart ab. Doch das ändert sich...

"Kochen mit Elvis" sei ein Stück, das tiefsinnig und überaus unterhaltsam zugleich ist, sagt Steindl. Die Duisburger Aufführung profitiere davon, dass die Darstellerin der pubertierenden Jill selber noch sehr jung ist und ihren Part authentisch spielen kann. Lobend sagt Steindl: "Ohne Hannah Joe Huberty hätte ich das Stück niemals inszeniert." Die schnellen Dialoge und der sarkastische Humor seien ein wahrer Bühnengenuss. Beim Wort "Genuss" müssen Hannah und Tim schmunzeln, denn bei der Vorstellung singt Kai Bettermann in surrealen Erinnerungsszenen nicht nur Elvis-Songs (inklusive gekonntem Hüftschwung), es wird auch live gekocht. "Das gebrauchte Geschirr bringen wir nach jeder Vorstellung in die Kantine, wo es freundlicherweise von den Mitarbeitern gespült wird", berichtet Steindl.

(pk)
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