Duisburg Hommage auf den Bergmann im Revier

Duisburg · Im ausverkauften Filmforum wurde als Vorabaufführung Adolfs Winkelmanns Film "Junges Licht" gezeigt. Der Regisseur war anwesend und erzählte von der zarten und zugleich brutalen Geschichte, die er nach einem Roman verfilmt hat.

 Die Sichtweise des Zwölfjährigen gewinnt im Film die Oberhand - ruhrgebietstypische Szenerie inklusive.

Die Sichtweise des Zwölfjährigen gewinnt im Film die Oberhand - ruhrgebietstypische Szenerie inklusive.

Foto: Filmforum

Erneut hat Kai Gottlob, Leiter des Filmforums, die Preview eines preisverdächtigen Films für Duisburg an Land gezogen, der nächste Woche seinen Kinostart hat: Es ist Adolf Winkelmanns neuer Film "Junges Licht", der sich in der Vorauswahl für den diesjährigen Deutschen Filmpreis befindet. "Junges Licht" ist ein Heimatfilm und reiht sich ein in Winkelmanns Ruhrgebietstrilogie seiner Kult-Filme "Die Abfahrer" (1978), "Jede Menge Kohle" (1981) und "Nordkurve" (1993). "Das Thema meines neuen Films hat mir vor Augen geführt, dass ich das, worum es mir eigentlich geht, noch gar nicht erzählt habe", sagte im Filmforum der im westfälischen Hallenberg geborene und in Dortmund lebende erfolgreiche Filmemacher. Als textliche Grundlage seiner Filmerzählung diente ihm der gleichnamige Roman von Ralf Rothmann, den dieser 2004 geschrieben hatte. Darin beleuchtet der Ich-Erzähler seine Kindheit in einer Bergarbeitersiedlung, während auf einer zweiten Erzählebene die Arbeit des Vaters unter Tage geschildert wird. Doch die zarte und zugleich brutale Geschichte habe sich nicht in eine gängige Spielfilm-Dramaturgie pressen lassen, erzählte Winkelmann, so das er zusammen mit den Brüdern Nils und Till Beckmann, die man in Duisburg vom "Kom'ma"-Theater her kennt, ein Drehbuch schrieb, mit dem sich die Handlung in eine einfache reduzierte Filmsprache übertragen ließ.

"Ich wollte, dass man die Menschen, die darin zu sehen sind, beobachten kann", sagte er als Begründung auf die Frage, warum sich Roman und Drehbuch stilistisch teils voneinander entfernt hätten. "Manch einer glaubte sogar, der Roman sei unverfilmbar." Doch der Buchautor habe mir freie Hand gelassen beim Drehbuch- und Filmemachen. Rothmann: "Winkelmann hat nicht einfach einen Heimatfilm über das Ruhrgebiet geschaffen oder es lediglich abgebildet. Ihm ist die Wiedergabe eines Lebensgefühls gelungen", heißt es in einer Stellungnahme von ihm.

Das sah auch Kai Gottlob so, als er beim anschließenden Gespräch mit Winkelmann dem Film "eine große Seele" bescheinigte. Höchst poetisch erzählt nämlich der Film eine Ruhrgebietsgeschichte aus den 1960er-Jahren, zeichnet ein einfühlsames Stimmungsbild jener Zeit und zeigt ein Revier, das es heute so nicht mehr gibt. Von daher verwundert es nicht, dass der Film eine ungewöhnliche Bild- und Formatgestaltung bekommen hat. "Anfang der 1960er-Jahre war das Fernsehen noch schwarz-weiß", so Winkelmann. "Die historische Wirklichkeit war dagegen farbig. An einigen Stellen des Films war es mir wichtig, die Bilder von überflüssiger Farbinformation zu befreien und auf das Wesentliche zu reduzieren. An anderen Stellen half mir die Farbe, den Blick des Zuschauers zu schärfen und zu erfrischen. Manchmal brauchte es dazu Breitwand, manchmal aber nur ein 4:3-Format."

"Dieser Film ist eine Hommage an die Figur des Bergmanns. So wie in diesem Film, ist seine Arbeit unter Tage noch nie gezeigt worden", ließ er das Publikum wissen. Folglich startet Winkelmann seinen Kohlenpott-Streifen auch unter Tage und lässt das Steiger-Lied als Glockenspiel im Hintergrund dazu erklingen. Mit dieser Einstimmung will er keineswegs eine nostalgische Verklärung heraufbeschwören, stattdessen gewinnt die Sichtweise des zwölfjährigen Jungen auf das (Zeit)Geschehen die Oberhand. Dabei begegnen ihm Sex und Gewalt, Angst, Enttäuschung und Schuld, aber auch Hoffnung und ein Gefühl von Freiheit. Gedreht wurde im Sommer 2015 in Bottrop, Bochum, Marl und Dortmund sowie in den MMC Studios in Köln-Ossendorf. In den Hauptrollen zu sehen sind Oscar Brose (als Sohn Julian), Charly Hübner (als dessen Vater) und Lina Beckmann (als dessen Mutter). Außerdem sind Peter Lohmeyer, Stephan Kampwirth, Caroline Peters, Greta Sophie Schmidt, Nina Petry und Ludger Pistor neben weiteren anderen zu sehen.

Der Film dauert 122 Minuten und ist freigegeben ab zwölf Jahren. Kinostart im Filmforum ist am Donnerstag, 12. Mai, 21 Uhr. Folgevorführungen gibt es dort von Freitag, 13. Mai, bis Mittwoch, 18. Mai. Mehr Infos unter "www.filmforum.de".

(RP)
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