Duisburg Hoffnung in der Ausweglosigkeit

Duisburg · Die Schuldnerberatung kennt viele Fälle, in denen nach Jobverlust die Familie auf den finanziellen Abgrund zusteuert.

 Wer in der Schuldenfalle sitzt, muss zuerst eine Bestandsaufnahme machen, um zu sehen, wie man da wieder heraus kommen kann. Die Schuldnerberatung bietet dafür Hilfe an.

Wer in der Schuldenfalle sitzt, muss zuerst eine Bestandsaufnahme machen, um zu sehen, wie man da wieder heraus kommen kann. Die Schuldnerberatung bietet dafür Hilfe an.

Foto: Jeanette Dietl Donaustauf

Der Alltag finanziell auf Kante genäht und dazu drücken Schulden: Es sah nicht gut aus für den Vater und seine drei Kinder. Der Jobverlust des Alleinverdieners und eine lange Liste Gläubiger machten der Hochheider Familie schwer zu schaffen. Nachdem der Mann aus dem Duisburger Westen lange keinen neuen Arbeitsplatz fand, bestritt die Familie ihr Leben zudem mit dem knapp bemessenen Arbeitslosengeld II. Ratsuchende wie der Hochheider begegnen Sonja Brönner von der Schuldnerberatung der Grafschafter Diakonie gGmbH-Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers, Abteilung Duisburg West, häufig.

Wenn Arbeitslosigkeit und Verschuldung zusammen kommen, wissen die Betroffenen nicht, was zu tun ist, so die Erfahrung der Fachkraft aus dem fünfköpfigen Team der Schuldnerberatung der Diakonie Duisburg West: "Viele sagen verständlicherweise 'ich kann ja nichts abbezahlen, ich habe doch kein Geld." Doch Brönner weiß, wie wichtig es ist, dass sich die Betroffenen gerade in dieser scheinbar ausweglosen Situation professionelle Hilfe suchen.

So wie der Familienvater aus dem Duisburger Westen: Gemeinsam stellte er mit der Schuldnerberaterin eine Übersicht über das vorhandene Einkommen aus staatlichen Leistungen den Ausgaben gegenüber. Zusammen fertigten sie eine Gläubigerliste an und verschafften sich so einen Überblick. Dabei ging es zunächst um die pure Existenz: Als ersten Schritt stellt Brönner sicher, dass die Zahlungen für Miete und Strom gesichert sind und veranlasste, dass das Jobcenter diese direkt an Vermieter und Stadtwerke überwies. Die Angst vor der fristlosen Kündigung der Wohnung war dem Familienvater damit genommen. "Viele spüren nach diesem ersten Schritt schon eine große Erleichterung", berichtet Brönner von den Erfahrungen.

So gelang es dem Familienvater, den dieser erste Lichtblick motivierte, weitere Schritte zu unternehmen. Wie kann das geringe Einkommen vielleicht gesteigert werden? Kann ich Kinderzuschlag beantragen, gibt es die Möglichkeit für einen Mietzuschuss oder für Wohngeld? Habe ich die Befreiung von den Rundfunkgebühren (ARD/ZDF) beantragt und bekommen die Kinder über das Bildungs-und Teilhabepaket Kosten für ihr Mittagessen in der Schule oder Ausflüge erstattet? Dann nahm sich Brönner die Liste der Gläubiger vor: Sind deren Forderungen berechtigt, sind sie vielleicht zu hoch oder bereits verjährt? Kann über eine geringe Rate, ein Vergleich vereinbart werden und sind die Gläubiger zu Stundungen bereit?

"All das bedeutet für die Ratsuchenden eine enorme Hilfe", sagt Brönner. Und sie weiß außerdem: Auch wenn alle Stricke reißen, gibt es einen noch einen Ausweg. "Als letzten Schritt können wir unter Umständen mit dem Schuldner eine Verbraucherinsolvenz vorbereiten und ihn auch auf diesem Weg begleiten."

Das Verfahren bietet die Chance, sich innerhalb von sechs Jahren komplett von den Schulden zu befreien. Dafür hat sich auch der junge Vater aus Rheinhausen entschieden. Seine Beraterin freut sich mit ihm: "Die Familie ist inzwischen auf einem guten Weg und der Vater hat sich mit neuem Mut an die Jobsuche gemacht."

(RP)
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