Duisburg Höhenluft der Schubert-Sonaten

Duisburg · Im jüngsten, sechsten Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM) gastierte der 1981 in Frankreich geborene, schon recht etablierte Pianist David Fray. Er vertiefte sich in den romantischen Kosmos von Franz Schubert.

 Im TaM bestach David Fray durch eine zuverlässige Spieltechnik, einen meist klaren Klang und differenzierten Anschlag, er wirkte überwiegend ruhig und abgeklärt.

Im TaM bestach David Fray durch eine zuverlässige Spieltechnik, einen meist klaren Klang und differenzierten Anschlag, er wirkte überwiegend ruhig und abgeklärt.

Foto: ARchiv

Ein klug konzentriertes Programm hatte das jüngste, sechste Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM). Es erklangen drei der etwa 20 nachgewiesenen Klaviersonaten von Franz Schubert (1797-1828), beispielhaft ausgewählt für die Schaffensphasen des Wiener Romantikers, ähnlich und doch ganz unterschiedlich.

Die erste war die Sonate e-Moll D (= Deutsch-Verzeichnis der Schubert-Werke) 566 (1817), von der nur zwei Sätze sicher überliefert sind, halb in der Nachfolge Ludwig van Beethovens und halb mit einem schon ganz eigenen Tonfall, ein erstaunliches Stück für einen gerade einmal 20 Jahre jungen Komponisten. Die zweite war die düstere und reife Sonate a-Moll op. 143 D 784 (1823) - sie löst das Problem der Dreisätzigkeit, indem der dritte und letzte Satz zugleich Scherzo und abschließendes Rondo ist. Die dritte nach der Pause war schließlich die noch bekanntere, höchst eigenwillige, viersätzige, große und "späte" (sofern man das bei einem Meister sagen kann, der kaum älter wurde als 30 Jahre) Sonate G-Dur op. 78 D 894 (1826).

Gast in diesem Duisburger Kammerkonzert war David Fray, geboren 1981 im südfranzösischen Tarbes als Sohn einer Deutsch-Lehrerin und eines Kant- und Hegel-Forschers. Er ist schon recht etabliert, wurde von bedeutenden Künstlern gefördert, tritt mit wichtigen Dirigenten und Orchestern in führenden Konzert-Sälen auf und wurde vielfach ausgezeichnet. Im TaM bestach der junge Pianist durch eine zuverlässige Spieltechnik, einen meist klaren Klang und differenzierten Anschlag, er wirkte überwiegend ruhig und abgeklärt. Vordergründige Virtuosität ist seine Sache nicht.

Schubert-Sonaten sind freilich ganz hohe Schule; in diesen künstlerischen Höhen ist die Luft sehr dünn. Sicher, Fray hatte sich hörbar in diesem Kosmos vertieft, viele Besonderheiten dieser Musik verinnerlicht. Doch über die existenziellen Abgründe von Schuberts Stil, über seine faszinierenden Zumutungen spielte er mit allzu flacher Artikulation und Phrasierung weitgehend hinweg. Das wirkte über weite Strecken einfach zu unverbindlich. Der größte Teil des Duisburger Publikums war dennoch begeistert und erklatschte sich eine Zugabe, die David Fray selbstironisch so ansagte: "Sch-sch-Schubert...?"

Im nächsten, siebten Kammerkonzert am Sonntag, 19. April, um 19 Uhr, im Theater am Marientor, spielt Kolja Blacher, Duisburgs "Artist in Residence" (Gastkünstler) der laufenden Saison, zusammen mit dem prominenten Cellisten Clemens Hagen und Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker Werke von Maurice Ravel (Sonate für Violine und Violoncello), Brett Dean ("Electric Preludes" für elektrische Violine und Streicher) und Dmitri Schostakowitsch (Sinfonie Nr. 15 A-Dur op. 141 in einer Bearbeitung für Kammerensemble von Viktor Derevianko).

Karten gibt es am einfachsten im Servicebüro des Stadttheaters, Neckarstraße 1, unter der Telefonnummer 0203 283 62 100.

(hod)
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