Duisburg Heute wie vor 30 Jahren

Duisburg · Die Duisburger Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte Doris Freer feiert ihr Dienstjubiläum. Sie war 1985 eine der ersten mit dieser Position in einer Stadtverwaltung. Die Frauenbewegung hat ihr Leben beeinflusst.

Als dienstälteste Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in ganz Deutschland blickt Doris Freer jetzt auf 30 Jahre engagiertes Berufsleben in Duisburg zurück. Die studierte Germanistin und Historikerin (Jahrgang 1952) arbeitete als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitskreis "Wissenschaftlerinnen NRW" an der Ruhr-Universität Bochum, als die im Grundgesetz verankerte "Gleichberechtigung von Mann und Frau" Mitte der 80er Jahre auch gemeinderechtlich festgeschrieben wurde. Wie so viele in ihrem Alter fühlte sie sich als "Kind der Frauenbewegung" und hat daraus auch ihr berufliches Engagement abgeleitet. Mit ihrem Mann Jürgen lebt sie im Duisburger Stadtteil Buchholz, Kinder hat sie keine. Die 63-Jährige hält sich fit, sie schwimmt und macht Kraft-Ausdauer-Training.

Neben Gelsenkirchen und Köln führten die großen Ruhrgebietsstädte 1985 die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten ein. In Duisburg wurde Freer unter 306 Mitbewerbern ausgewählt. "Das Konzept für unsere Arbeit ist heute wie vor 30 Jahren das gleiche", erzählt Freer. "Wir arbeiten dafür, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter im Bewusstsein der Menschen in unserer Stadt verankert und im privaten und gesellschaftlichen Alltag aller Nationalitäten umgesetzt wird." Die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten erstrecken sich auf alle Politikfelder, sämtliche Ämter und Fachbereiche der Verwaltung und ihrer 6000 Mitarbeiter sowie die Belange aller Einwohnerinnen und Einwohner.

"Unsere Dienststelle ist zwar die kleinste der Stadt Duisburg", erläutert die engagierte Frauenbeauftragte, "aber wir sind mit massiven Rechten ausgestattet. Wir sitzen in allen Ausschüssen, überwachen jedes Personalauswahl-Verfahren und achten darauf, dass Frauen nicht benachteiligt werden. Darüber hinaus vermitteln wir kompetente Beratungen und Hilfe in allen Lebenslagen von A wie Adoption über G wie Gewalt gegen Frauen und S wie Schulden bis hin zu Z wie Zwangsheirat."

Mit ihrem Team hat sie zu Beginn der 90er Jahre das erste Frauengeschichtsbuch in Nordrhein-Westfalen herausgegeben. Dahinter steht die Auffassung: "Wenn wir nicht unsere eigene Geschichte sichern, tut das niemand für uns", sagt sie. Doris Freer und ihre fünf Mitarbeiterinnen (mit Voll- oder Teilzeitstellen) haben im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ein umfangreiches Netzwerk von Expertinnen zu allen Lebensbereichen geschaffen, das ständig aktualisiert und erweitert wird. Wichtige Themen sind hier zum Beispiel "Umwelt- und Klimaschutz", "Frauen und Pflege" oder "Besondere Probleme von Flüchtlingsfrauen". Ein aktuelles Beispiel für erfolgreiche Netzwerk-Arbeit ist die Einführung von Teilzeit-Berufsausbildungen bei der Stadt für junge Mütter und Väter, Menschen mit Behinderung oder Personen, die die Pflege von Angehörigen übernommen haben.

"Dieses Konzept wurde bereits erfolgreich bei der Agentur für Arbeit und im Jobcenter eingeführt", berichtet Freer. "Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dieser Ausbildungs-Variante konnte jetzt die erste Stelle in der neuen Stadtbibliothek nach dem Modell geschaffen werden."

Freer: " Unsere Arbeit bedeutet aber auch, dass wir tagtäglich dafür kämpfen müssen, dass unsere Belange Beachtung finden. Wir entwickeln in Zusammenarbeit mit Experten Vorschläge zu Maßnahmen und bringen diese direkt in die entscheidenden Gremien. Wir organisieren Fortbildungen, informieren die Öffentlichkeit. Unsere Aufgabe ist nach wie vor die Arbeit an strukturverändernden Maßnahmen im Hinblick auf die Gleichstellung und Gleichberechtigung von Mann und Frau."

(RP)
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