Heimat genießen - in Duisburg Hausmannskost zum Genießen

Duisburg · Der Bergbau ist Geschichte - doch was früher nach der Schicht unter Tage auf den Tisch kam, lieben die Duisburger auch heute noch. Die traditionellen Gerichte im Ruhrgebiet gehören zur Kultur dazu, findet Gastronom Frank Schwarz.

 Ein typisches Duisburger Menü: "Endivien untereinander" mit Fleischbeilage sind ein traditionelles Gericht im Ruhrgebiet. Eine besondere Note verleiht Gastronom Frank Schwarz dem Gericht mit etwas Rübenkraut, das zur Küche im Pott dazugehört.

Ein typisches Duisburger Menü: "Endivien untereinander" mit Fleischbeilage sind ein traditionelles Gericht im Ruhrgebiet. Eine besondere Note verleiht Gastronom Frank Schwarz dem Gericht mit etwas Rübenkraut, das zur Küche im Pott dazugehört.

Foto: Andreas Probst

Frikadellen, überbackene Mettwurst und deftige Eintöpfe: Typisches Duisburger Essen sei immer das gewesen, was die Leute im Henkelmann zur Arbeit ins Werk mitgenommen hätten, sagt Frank Schwarz, Gründer und Geschäftsführer der "Frank Schwarz Gastro Group". Und: "Der Duisburger isst gerne, und er ist kein Fastfood-Esser." Schnell dürfe es natürlich gehen - trotzdem soll es ein Genuss sein, und nicht "was schnell Hingestelltes". Einfach und deftig sollte ein typisches Duisburger Gericht sein, findet Schwarz.

Auf seinen typischen Duisburger Teller kommen "Endivien untereinander" und frisch gebratene Blutwurst auf gerösteten Zwiebeln. Zum Abschluss träufelt Schwarz etwas zähes, dunkles Rübenkraut auf die Wurstscheiben. Eine panierte Frikadelle rundet das Traditionsmenü aus dem Ruhrpott ab. Auf traditionelle Küche würden die meisten Duisburger stehen und seien stark von der Hausmannskost im Elternhaus geprägt - davon habe er sich in den letzten Jahren immer wieder überzeugt, sagt der 50-Jährige.

Und auch er selbst habe sich in seiner Kindheit immer auf den Sauerbraten oder die Rinderrouladen am Sonntag gefreut: "Das sind die feineren Gerichte, es war immer was Besonderes." Es sei wichtig, sich manche Gerichte für besondere Anlässe "aufzuheben"- Menüs, auf die man sich umso mehr freut, findet Schwarz.

Essen gehöre in Duisburg zur Tradition und Mentalität, findet er. Doch wie ist der typische Duisburger gestrickt? "Ehrlich und herzlich" seien die Menschen im Ruhrgebiet, und "haben eine große Schnauze", nachtragend seien sie aber nicht: "Wenn etwas nicht passt, dann gibt's manchmal auch Streit. Dieser ist dann aber auch schnell vorbei." Nicht um den heißen Brei reden, sondern offen die Meinung zu sagen - dies sieht Schwarz als eine Charakterstärke der Region an.

Die Küche im Ruhrgebiet sei oft einfach, werde aber mit guten Zutaten und den richtigen Handgriffen zu einem Geschmackserlebnis. Zunehmend würden bewusstes Essen und das Genießen wieder in den Vordergrund rücken, so Schwarz. "Es gibt immer mehr Genuss-Menschen, die hochwertiges Essen schätzen." Dabei muss es kein exotisches Gericht sein. Streetfood sei die Zukunft der modernen Küche, findet Schwarz: Traditionelle Gerichte, "die jeder kennt und die einfach gut ankommen", frisch und schnell zubereitet. Und dazu gehören auch Ruhrpott-Klassiker wie Schwarz' Duisburger Menü.

Doch nicht nur Frikadellen, Hackbraten und Bratwurst gehören zu den Duisburger Lieblingsspeisen. Duisburg habe mit dem Matjesmarkt ein "Matjesherz". Fisch sei in Duisburg beliebt - auch in vielen unterschiedlichen Variationen. In Duisburg kommen Tradition und Vielfalt zusammen, findet der Gastronom. Und nicht nur auf dem Teller trifft dies zu: "Hier sind so viele unterschiedliche Kulturen, und auch in der jetzigen Zeit können wir es schaffen, Leuten in Not zu helfen."

Im eigenen Betrieb beschäftigt er einen jungen Mann aus Eritrea, der seit etwa drei Jahren in Deutschland ist. "Alle Mitarbeiter gehören hier bei uns zu einer großen Familie." Natürlich herrscht nicht immer Einigkeit und manchmal "muss man auch die Ellbogen austrecken", aber genau dies gehöre dazu. Am Schluss zähle der Zusammenhalt, und dies "kriegt man in München oder anderorts nicht, das gibt's nur hier - im Ruhrgebiet", sagt Schwarz.

Schon als kleiner Junge habe er den Wunsch gehegt, Koch zu werden. "Mit 13 Jahren habe ich nach einem Ausbildungsplatz gesucht", erzählt er und lacht. "Ich habe dann mit 14 bei der Metzgerei Meinert in Ruhrort angefangen." Später machte er den Fleischermeister und kochte anschließend für Freunde, die auf ihren Veranstaltungen ein Buffet brauchten. "Die ersten Menüs kochten meine damalige Frau und ich im Keller auf dem Gasherd", erinnert er sich und lacht. Aus dem Cateringservice im Untergeschoss wurde später ein Unternehmen mit 85 Mitarbeitern. "Eine Leidenschaft, die zum Lebensinhalt geworden ist", wie er sagt. Seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren entstehen nun im Stammsitz am Duisburger Großmarkt die Kreationen für Events jeder Größenordnung.

(RP)
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