Duisburg Großartiges von der ersten bis zur letzten Minute

Duisburg · "Obelisco", die Suche nach Mitte von Martin Schläpfer, begann genial furios zu Musik von Marla Glenn und endete nach Sequenzen zu Mozart und Schubert musikalisch schließlich bei der Operette. In sieben Sequenzen wurden auf unterschiedlichste Weise Menschen auf ihrer Suche zur Mitte vorgestellt. Cool und modern, minimalistisch energiegeladen, schön und traurig, stürmisch und melancholisch anmutend und zu jedem Zeitpunkt höchste Tanzkunst aller Beteiligten. In manchen Momenten blitzt die Erkenntnis auf, dass das mit scheinbarer Leichtigkeit Dargebotene doch eine Form größter Akrobatik bedeutet, doch die Ausdruckstärke lässt keinen Raum für dererlei Gedanken und man versinkt wie mit einem guten Buch.

 Birgit Idelberger

Birgit Idelberger

Foto: Christoph Reichwein

Das zweite Werk "Adagio Hammerklavier" von Hans van Manen zu Musik von Ludwig van Beethoven lässt drei Paare vor sanft flatternden Falten eines Vorhanges erleben. Auch die Kostüme der Tänzerinnen fließen und flattern zu ihren Bewegungen im Hin und Her miteinander und auseinander. Man sucht sich, findet sich irgendwie und geht wieder fort. Ein sehr beeindruckendes auf Weniges und Langsamkeit reduziertes Werk, das leichte Sentimentalität zurücklässt. Sol León und Paul Lightfoot entwarfen ein Ballett, in dem das fragile Gefüge der Gesellschaft dargestellt und entlarvt wird. Dies geschieht durch Übersteigerung von Handlungsabläufen und übertriebenem Humor. So findet dieser kein Ventil im Lachen, sondern verwirrt und macht ratlos. Unter einer künstlichen und anfälligen Oberfläche einer glamourösen Gesellschaft trifft der Mensch auf Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit. Daraus scheint es kein Entrinnen zu geben und stürzt den Menschen in Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit. Dies alles wird mit großem Schwung und Dynamik präsentiert und findet seinen absurden Höhepunkt im Konfettiregen. Grandios!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort