Duisburg Graffiti-Kunst schon wieder zerstört

Duisburg · Seit wenigen Tagen ist das Graffito am Großenbaumer Bahnhof fertig. Bereits kurze Zeit später hat ein Unbekannter das Kunstwerk an vielen Stellen mit roter Farbe übermalt. Die Wirtschaftsbetriebe bessern das Motiv nun nach.

 Einfach darübergeschmiert: Diese Form des Vandalismus ärgert vor allem die Pendler, die täglich daran vorbei müssen.

Einfach darübergeschmiert: Diese Form des Vandalismus ärgert vor allem die Pendler, die täglich daran vorbei müssen.

Foto: Jan Luhrenberg

Künstler Marten Dalimot hat mit seinem Team den Großenbaumer Bahnhof verschönert. Seit dem 3. Oktober ist das Kunstwerk fertig, das er mit Spraydosen an die Wände des Bahnhoftunnels und die Zugänge zum Bahnhof gesprüht hat. Doch keine drei Tage später war das Graffito bereits an vielen Stellen mit Schmierereien übermalt worden. Vor allem im Bahnhofstunnel, in dem ein hölzerne Zug in Form eines Baumes die Wand schmückt, hat ein Unbekannter Schriftzeichen, Buchstaben und Symbole mit hellroter Farbe an die Wand gemalt.

Auf den ersten Blick ist der Vandalismus in dem dunklen Gang kaum zu erkennen. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, wie groß das Ausmaß ist: Fast alle 30 Zentimeter und auf beiden Seiten des Tunnels lassen sich über die ganze Wandfläche Schmierereien finden, die das Kunstwerk von Dalimot überdecken. Ähnliche Motive "zieren" auch den Treppenaufgang zu den Gleisen, den Bahnsteig oder den Ticketautomaten.

Achim Manz-Bohne hat die Schmierereien am 6. Oktober auf dem Weg zur Arbeit entdeckt. "Der Vorfall muss sich am Abend davor oder in der Nacht ereignet haben, weil ich jeden Morgen an dem Graffito vorbeilaufe und mir die Schmierereien an diesem Tag zum ersten Mal aufgefallen sind", sagt der Pendler. Er empfindet es als eine "Schande", dass das Kunstwerk beschädigt worden ist. "Diese Zerstörung fremden Eigentums ist ein absolutes Unding", sagt Manz-Bohne. "Ich kann nicht verstehen, wie es sein kann, dass ein Kunstwerk für die Gemeinschaft aus niederen Gründen dermaßen angegriffen wird."

Bei Reisenden und Bewohnern sei das Graffito trotz anfänglicher Skepsis sehr gut angekommen. "Ich habe viele Menschen gefragt und nur positive Meinungen gehört", berichtet der Großenbaumer, der bereits seit 40 Jahren den Bahnhof nutzt. "Viele Leute, mich eingeschlossen, sind sehr verärgert über den Vorfall, weil das Kunstwerk wirklich gut gelungen ist und unseren Stadtteil aufgewertet hat." Das Graffito zeigt passend zur Bahnhofsumgebung alle vier Jahreszeiten in einem Bild.

Das Problem am Großenbaumer Bahnhof ist kein neues. Immer wieder hatten sich in der Vergangenheit Sprayer an den Wänden der Unterführung verewigt - zum Ärger der Pendler und der Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe, die immer wieder anrücken mussten, um die Schmierereien zu entfernen. Mit dem Kunstwerk von Dalimot sollte dies ein Ende haben. Das Graffito des Künstlers sollte als Schutz dienen, da es unter Graffiti-Sprayern ein ungeschriebenes Gesetz gibt: "Motive von anderen Künstlern werden normalerweise nicht übersprüht", sagt Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe.

Besonders der Zeitpunkt, zu dem die Schmierereien an die Wand gemalt worden seien, sei extrem ärgerlich. Nur ein bis zwei Tage später und das Kunstwerk wäre durch eine klare Lackschicht geschützt gewesen. "Dieser Schutzfilm hätte gewährleistet, dass man Motive, die über das Kunstwerk gemalt werden, mit einem Reinigungsmittel leichter abbekommt", sagt Kersken. Doch im Bahnhoftunnel, in dem sich die Schmierereien befänden, sei die Schutzschicht vor dem Vorfall noch nicht aufgetragen worden.

Mitarbeiter des städtischen Unternehmens haben sich die Situation vor Ort am Dienstag angeschaut. WBD-Sprecherin Silke Kersken vermutet, dass jemand mit einem dickeren Filzstift über das Graffito gemalt hat.

"Die Schmierereien werden definitiv beseitigt", sagt die Sprecherin. Dazu werde sie Kontakt zum Künstler aufnehmen, der sein Werk nachbessern werde. Das sei aber nicht ganz einfach, sagt Kersken: "Die Farben kommen nicht aus Eimern, sondern werden an der Wand zusammengemischt." Es sei folglich schwer, kleine Stellen auszubessern. Es sei zudem fraglich, wann das Graffito von den Schmierereien bereinigt werde, da Dalimot andere Projekte vor der Brust habe.

Mut macht Kersken die Situation am Bahnhof in Rheinhausen. Auch dort haben die Wirtschaftsbetriebe vor knapp einem Jahr ein Kunstwerk an die Wände sprayen lassen. "Bis auf einen ähnlichen Vorfall ist seit der Fertigstellung nichts mehr passiert", berichtet Kersken. Darauf hoffe sie auch in Großenbaum.

(jlu)
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