Duisburg Glückauf: Die Halle wird frei gemacht

Duisburg · Die Homberger wird es freuen. Sie werden vermutlich Anfang kommenden Jahres die Glückauf-Halle, in der Flüchtlinge untergebracht sind, für ihre Feste, Feiern und den Sport zurückbekommen.

 Die Glückaufhalle wurde im Herbst 2015 zur Notunterkunft.

Die Glückaufhalle wurde im Herbst 2015 zur Notunterkunft.

Foto: crei

Hinter Duisburgs langjährigen Sozialdezernenten Reinhold Spaniel und seinen Mitarbeitern liegt ein hartes Jahr, "wie ich es noch nicht erlebt habe". Die Flüchtlingswelle 2015 zwang die Stadt, innerhalb kürzester Zeit Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, die schneller belegt waren, als sich Neue finden ließen. Seit einigen Wochen ist Entspannung eingetreten, sagten Oberbürgermeister Sören Link und sein Beigeordneter Spaniel. Derzeit leben 6800 Asylbewerber in Duisburg. Knapp jeder Dritte stammt aus Syrien, jeder siebte aus dem Irak.

Das allerdings sind mehr als am Ende des vergangenen Jahres (rund 5000). Grund für den scheinbaren Widerspruch ist, dass die Stadt in 2015 ihre Quote nicht erfüllen konnte und darum in diesem Jahr das Defizit (rund 1800) "abzuarbeiten" hatte. Aufatmen können die Handelnden dennoch. Denn die Zahl der Neuzuweisungen ist in den vergangene Monaten deutlich gesunken und liegt derzeit bei monatlich rund 90 Personen. Im vergangenen Jahr war es pro Woche ein Vielfaches. Im Dezember 2015 beispielsweise kamen 800 Geflohene hier an. Konsequenz dieser nun abgeflachten Zuwanderungswelle ist, dass die Stadt von 21 Notunterkünften neun nach und nach schließen wird. Es handelt sich dabei überwiegend um Schul-Turnhallen, die weiterhin im "Stand-by-Modus" gehalten werden, wie es gestern Reinhold Spaniel formulierte. Grund dafür ist, dass derzeit keiner prognostizieren könne, wie es weitergeht. Steigt beispielsweise der türkische Staatspräsident Erdogan aus der Flüchtlingsvereinbarung aus, könnte sich wie im vergangenen Jahr wieder ein riesiger Strom fliehender Menschen in unsere Richtung in Bewegung setzen.

Endgültig geräumt werden muss bis zum Jahresende die Jugendherberge am Kalkweg, weil die Sana-Kliniken, Eigentümerin dieser Immobilie, das Gelände für das Krankenhaus nutzen wollen. Ebenfalls endgültig aufgegeben wird die Notunterkunft an der Kaiserswerther Straße, weil sie in einem baulich schwierigen Zustand ist. Diese beiden Immobilien werden nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn wieder mehr Flüchtlinge untergebracht werden müssten, erläuterte Andrea Bestgen-Schneeberg, Leiterin des Sozialamtes.

Auch die Glückaufhalle soll nach Möglichkeit nur noch für Feste, Feiern, Sport und Theater zur Verfügung stehen. Wann sie wieder ihre ursprüngliche Funktion haben wird, ist noch nicht ganz sicher. Zwar sollen bis zum Jahresende alle Flüchtlinge dort ausgezogen sein. Danach aber hängt es von dem Zustand der Halle ab, wie lange die Sanierungsarbeiten dauern. So könnte es sein, dass der komplette Fußboden erneuert werden muss, was einige Zeit in Anspruch nehmen würde.

Etwa die Hälfte der Asylbewerber lebt hier nicht in Sammelunterkünften, sondern ist in Wohnungen untergebracht worden, die auch weiterhin belegt werden. Die Sozialamtsleiterin lobte gestern nicht nur die örtliche Wohnungswirtschaft dafür, dass sie im vergangenen Jahr die Stadt so bereitwillig unterstützt habe, sondern auch, "weil wir die Wohnungen zu marktüblichen Preisen bekommen haben".

Selbst für den Fall, dass die Zuwanderungszahlen nicht wieder deutlich steigen sollten, steht die Stadt noch vor einer großen Herausforderung. Denn diejenigen, die hierhergekommen sind und bleiben dürfen, müssen nun auch in die Stadtgesellschaft integriert werden.

(RP)
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