Duisburg "Glöckner von Notre Dame" in der Salvatorkirche

Duisburg · Vor 100 Jahren hatten mittlere bis große Kinos eine Kino-Orgel (die ganz großen ein eigenes Orchester), mit dem die Stummfilme begleitet wurden. Seit einigen Jahren wird diese Tradition in großen Kirchen wieder aufgenommen, auch die Duisburger Salvatorkirche beteiligt sich daran (die RP berichtete).

 Die Kuhn-Orgel in der Salvatorkirche war bestens geeignet, das Film-Kirchenkonzert zu begleiten.

Die Kuhn-Orgel in der Salvatorkirche war bestens geeignet, das Film-Kirchenkonzert zu begleiten.

Foto: Christoph Reichwein

Jetzt gab es in dem großen gotischen Gotteshaus am Burgplatz ein besonders passendes Exemplar, nämlich "Der Glöckner von Notre Dame" ("The Hunchback of Notre Dame") von Wallace Worsley, das war 1923 die erste erfolgreiche Verfilmung des Romans von Victor Hugo. Es geht um Quasimodo, der das Aussehen einer Missgeburt hat und sein einsames Dasein als Glöckner der Pariser Kathedrale Notre-Dame fristet. Sein Schicksal findet er in Esmeralda, einer bei Zigeunern aufgewachsenen Schönheit. Der Hauptdarsteller Lon Chaney erwarb 1921 die Rechte an dem Roman und machte sich auf die Suche nach einem Produzenten und Geldgeber. Er stieß auf das Interesse von Irving Thalberg, der unter die seiner Meinung nach seichten Produktionen seines Hollywood-Studios Universal mit einem Großprojekt einen Schlussstrich ziehen wollte. So wurden für den Film auch Kulissen in bis dahin noch nicht da gewesenem Ausmaß gebaut, zum Beispiel die komplette Fassade der Kathedrale; sie wurden jedoch 1967 bei einem Brand zerstört. Ferner forderte der Film Chaneys Talent als Maskenbildner. Die künstliche Warze auf dem rechten Auge kostete ihn einen Teil seiner Sehkraft. Der künstliche Buckel aus Gips wog immerhin gut zehn Kilogramm. Das Ganze ist wahrhaft großes Kino, für damalige Verhältnisse rasant geschnitten und psychologisch treffsicher inszeniert.

Über die gesamten zwei Stunden improvisierte dazu Elmar Thelen, Organist der Marien-Basilika Kevelaer. Es lag nahe, dass er sich dazu vom Stil der französischen Orgelspätromantik inspirieren ließ, etwa nach Art eines Louis Vierne, der zur Entstehungszeit dieses Films Organist an Notre-Dame war. Die Kuhn-Orgel der Salvatorkirche ist dafür bestens geeignet. Auch der Spannungsbogen hielt. Das Publikum war höchst angetan von dem exquisiten Film-Kirchenkonzert.

(hod)
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