Duisburg Gepflegter und beseelter Hornton

Duisburg · Im jüngsten, fünften und "russischen" Philharmonischen Konzert im Theater am Marientor stellte sich der Hornist Radek Babórak als Duisburgs "Artist in Residence" der laufenden Saison 2015/16 vor.

 Oben: Radek Baborák bestach durch seinen gepflegten Hornton.

Oben: Radek Baborák bestach durch seinen gepflegten Hornton.

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Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, dirigierte jetzt zum vierten Mal umsichtig und erfolgreich ein Duisburger Philharmonisches Konzert. Bei der jüngsten, fünften Ausgabe der wichtigsten Konzertreihe unserer Stadt im Theater am Marientor gab es ein Programm, das in vier Stationen einen Bogen über die Musikgeschichte Russlands schlug.

Der ideale Einstieg war die elegante "Ouvertüre über drei russische Themen" (11857/58), mit der Mili Balakirew ((1837-1910) erstmals bewies, dass sich Zitate russischer Volkslieder durchaus mit der Sonatenhauptsatzform vereinbaren lassen. Das zweite und dritte der Volkslieder verwendeten später auch Peter Tschaikowsky in seiner vierten Sinfonie beziehungsweise Igor Strawinsky in seinem Ballett "Petruschka" - nur natürlich auf ganz andere Weise.

Dann stellte sich der Hornist Radek Baborák als Duisburgs "Artist in Residence" (Gastkünstler) der laufenden Saison 2015/16 vor. Er spielte das Konzert für Horn und Orchester B-Dur op. 91 von Reinhold Glière (1875-1956), das zwar erst 1950 entstand, aber weitgehend auf die Tradition von Tschaikowsky und Sergej Rachmaninow zurückgreift. Es ist Standardrepertoire für dieses Instrument, dennoch nur sehr selten im Konzert zu erleben - sicherlich auch wegen der enormen Schwierigkeiten für den Solisten, die Baborák hier fast alle scheinbar mühelos meisterte. Sein gepflegter und beseelter Hornton überzeugte diesmal viel mehr als bei seinem Duisburger Debüt im Philharmonischen Konzert im April 2014 mit dem zweiten Hornkonzert von Richard Strauss (die RP berichtete).

Als geeignete Aufgabe für einen Laienchor wie den von Marcus Strümpe wieder bestens präparierten "philharmonischen chor duisburg" folgte die Kantate "Johannes Damascenus" op. 1 (1884) von Sergej Tanejew (1856-1915), Kompositions-Schüler unter anderem von Tschaikowsky und Lehrer unter anderem von Glière und Rachmaninow. Es geht darin vordergründig um den Kirchenlehrer, der am Hof des Kalifen von Damaskus lebte, in Wirklichkeit aber um das Andenken des verstorbenen Komponistenkollegen Nikolai Rubinstein. Das Stück wirkt etwas zäh, ist aber immerhin eine gelungene Kombination von Kontrapunkt und russischem Kirchengesang.

Als Kontrast und heiterer Kehraus fungierte das mit Abstand bekannteste Werk des Abends, die vor fast 100 Jahren komponierte Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 "Symphonie classique" von dem vor 125 Jahren geborenen Sergej Prokofjew, der einer der ersten Schüler von Glière gewesen war. Im ersten der vier Sätze hakte es noch ein wenig, doch bald fand Kober mit den Duisburger Philharmonikern zu jener polierten Pointierung, die hier gefordert wird, vor allem von den ersten Geigen.

(hod)
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