Duisburg Gastkünstler stellt sich im Kammerkonzert vor

Duisburg · Der Pianist Boris Giltburg, geboren 1984 in Moskau und aufgewachsen in Israel, gab ein Sonderkonzert.

 Boris Giltburg bewältigte fast alle noch so vertrackten Anforderungen.

Boris Giltburg bewältigte fast alle noch so vertrackten Anforderungen.

Foto: Sasha Gusov

Boris Giltburg ist Duisburgs "Artist in Residence" (Gastkünstler) der Saison 2017/18, in der er den gleichen Titel übrigens auch in Brüssel und Den Haag trägt. Zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution hatte er ein spannendes und aufschlussreiches Programm konzipiert. Zwischen Aufbruch und Resignation, Bildersturm und Nostalgie entfaltete er in der Philharmonie Mercatorhalle ein klanggewaltiges Panorama, hinter dem Umrisse einer großen politischen Zeitenwende aufragten.

Das Programm enthielt je ein Werk von fünf russischen Komponisten jener Zeit, die ähnliche aber verschiedene Wege gingen. Sergej Rachmaninow komponierte 1931 im amerikanischen Exil "Variationen über ein Thema von Corelli" (in Wirklichkeit die von dem Barockmeister Arcangelo Corelli nur arrangierte spanische Tanzweise "La Follia") op. 42, transparenter und somit moderner als in seinen früheren Werken. Dmitri Schostakowitsch schrieb sein bekanntes Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110 1960 in der Nähe von Dresden zu seinem eigenen Gedächtnis, Giltburg hat es vor zwei Jahren so gut wie möglich für Klavier bearbeitet. Nikolai Medtner beschwor in seiner "Sonata Reminiscenza" op. 38 Nr. 1 1919 noch einmal die gute alte Zeit, bevor auch er nach Westen auswanderte. Dagegen griff der schon 1915 gestorbene Alexander Skrjabin in seiner gleichfalls einsätzigen Sonate Nr. 5 op. 53 (1907) grenzenlos optimistisch nach den Sternen. Igor Strawinsky war längst im französischen Exil, als er drei Sätze aus seinem 1911 in Paris uraufgeführten Ballett "Petruschka" zehn Jahre später für Arthur Rubinstein extrem virtuos arrangierte.

Giltburg bewältigte fast alle noch so vertrackten spieltechnischen Anforderungen, schlug meist klare Schneisen noch in die vielstimmigsten Strukturen. Die erste der drei Zugaben, Fritz Kreisler bearbeitet von Rachmaninow, vollendete den Bogen zum Beginn, denn Rachmaninow hatte seine "Corelli-Variationen" Kreisler gewidmet.

In das nächste, zweite Kammerkonzert am 15. Oktober, um 19 Uhr, bringt Giltburg die Mezzosopranistin Rachel Frenkel mit. Karten unter karten@theater-duisburg.de.

(RP)
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