Duisburg Für die Gebag kein schlechtes Geschäft

Duisburg · Die Duisburger Wohnungsbaugesellschaft wird die Immobilie an der Emscherstraße kaufen, die zu einer Unterkunft für Asylbewerber umgebaut wird. Sie ist zuversichtlich, sie im Frühjahr zur Verfügung stellen zu können.

Dieses Verwaltungsgebäude an der Emscherstraße in Meiderich soll schon bald Flüchtlinge beherbergen. Doch dafür muss es erst einmal aufwändig umgebaut werden.

Dieses Verwaltungsgebäude an der Emscherstraße in Meiderich soll schon bald Flüchtlinge beherbergen. Doch dafür muss es erst einmal aufwändig umgebaut werden.

Foto: Christoph Reichwein

Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der Gebag, macht keinen Hehl daraus: "Im vorigen Jahr hätten wir wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage des Unternehmens das Geschäft noch nicht machen können." Doch inzwischen sei die Gebag so gesund, dass sie das ehemalige Thyssen-Verwaltungsgebäude kaufen, umbauen und dann der Stadt vermieten könne. "Das Projekt passt zu uns." Mit dem jetzigen Eigentümer sei daher schon verhandelt worden, "und ich gehe davon aus, dass der Verkauf sehr bald abgewickelt werden kann. Wir stehen Gewehr bei Fuß."

Duisburg: Für die Gebag kein schlechtes Geschäft
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bekanntlich hatte die Verwaltungsspitze am Montag im Rat davon Abstand genommen, eine entsprechende Vorlage zur Abstimmung zu stellen, weil die Konditionen für die Anmietung bei dem heutigen Eigentümer in der Politik für Kritik gesorgt hatten. Doch wesentlich günstiger als die darin geforderten fast 16 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter kann auch die Gebag nicht sein, "obwohl wir nicht mit den Gewinnhöhen kalkulieren, wie das bei privaten Unternehmen der Fall ist", so Wortmeyer. Die Miethöhe kann er heute noch nicht nennen. Denn sie wird sich unter anderem daran ausrichten, wie hoch die Investitionen sein werden. So, wie das Gebäude heute da steht, ist es für eine Asylunterkunft nicht nutzbar. Unter anderem mangelt es in dem alten Bürohaus an Küchenräumen und sanitären Einrichtungen. "Wenn überhaupt, so wird die Quadratmetermiete keinesfalls unter zehn Euro liegen", so Wortmeyer, und zwar bei einer Vertragslaufzeit von mindestens 20 Jahren. Sehr wahrscheinlicher sei aber, dass auch die Gebag mit 15 bis 16 Euro kalkulieren müsse.

Und je kürzer die Vertragslaufzeit, desto höher die Miete. Wie viel Geld die Gebag in das Bürohaus investieren muss, werde sich zeigen, wenn sie die Eigentümerin ist. Aber auch beim Umbau selbst könnte noch die eine oder andere Überraschung auftreten, die dann vielleicht sogar verhindert, dass die Unterkunft bereits im Frühjahr bezogen werden kann.

Dass in Rheinhausen Wohnungen für die Unterbringung von Flüchtlingen zu einem deutlich niedrigeren Preis angeboten werden konnten (unter sechs Euro) liege daran, dass diese Immobilien nicht mehr marktgerecht waren. Die Gebag wollte sie eigentlich abreißen. Doch die Notlage der Kommunen, die nicht mehr genug Quartiere für Asylsuchende auftreiben können, hat laut Wortmeyer geführt, dass eine Zwischennutzung wirtschaftlich doch noch Sinne mache. "Ich mache kein Geheimnis daraus: Für die Wohnungswirtschaft ist die aktuelle Lage gut."

Bei der Gebag ist der Wohnungsleerstand, anders als noch vor ein oder zwei Jahren, kaum noch ein Thema. 250 Wohnungen hat sie an die Stadt vermietet, "und mehr ist auch nicht drin". Es handele sich dabei keineswegs um so genannte Schrottimmobilien, so Wortmeyer. Es seien Wohnungen, sie nicht mehr zu den Angeboten des "normalen" Wohnungsmarktes gepasst hätten und für die unverhältnismäßig hohe Aufwendungen notwendig gewesen wären, um sie wieder marktfähig zu machen.

Zudem habe die Gebag der Stadt Objekte anbieten können, in die sie größere Gruppen von Asylbewerbern unterbringen konnte. Denn einzelne, verstreut liegende Wohnungen seien dazu wegen der unverzichtbaren Betreuung der Flüchtlinge nicht geeignet.

So weit, dass die Flüchtlingswelle für paradiesische Zustände bei Hausbesitzern führt, geht Wortmeyer nicht. Auch wenn die Not groß sei, so legten die Städte aus gutem Grund Wert darauf, dass die Unterkünfte in Ordnung sind. Wie das allerdings in Zukunft wird, wenn die Asylsuchenden aus den Unterkünften ausziehen und sich selber auf dem freien Markt nach bezahlbarem Wohnraum umschauen, "das kann ich nicht sagen". Vorstellbar sei, dass dann auch der eine der andere skrupellose Vermieter versuchen wird, Kasse zu machen.

(RP)
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