Duisburg Fröhliche Wissenschaft im Grammatikoff

Duisburg · Beim Science Slam ging es um Duschen mit Büchern, Wohlstandsplautzen und vieles mehr.

Groß war der Andrang beim Science Slam im Grammatikoff. Besonders die Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen war gut vertreten. Die Hauptziele des Science Slam sind "prodesse et delectare" - nützen und erfreuen. Ähnlich wie beim Poetry Slam gilt es, die Gunst des Publikums zu gewinnen, aber nicht mit poetischen Texten (mitnichten!), sondern mit wissenschaftlichen Fakten, unterhaltsam aufbereitet. Jeder der Slammer hat zehn Minuten Zeit, sein Thema dem Publikum schmackhaft bzw. in irgendeiner Form näher zu bringen. Der größte Applaus entscheidet schlussendlich über den besten Vortrag.

Den Anfang machte André Weiß, der sich mit dem innigen Verhältnis von Buch und Leser beschäftigte. Weiß schilderte die Entwicklung seiner Beziehung zum Buch. Was mit einer gemeinsamen Dusche begann, endete mit einer Art Hammerwurf im Wald (hier ertönte der begeisterte Ausruf einer Zuschauerin "geil!") André Weiß stellt fest, dass sein malträtiertes Buch einzigartig ist.

Die folgenden Slammer waren die beiden Juristen Mathias Bähr (spielt auch Trompete, zum Beispiel bei Karnevalsumzügen) und Nikolaus von Bargen (singt auch im Landesjugendchor, wofür er zuvor mit Arien und Liedstücken an einem "Casting" teilnahm). Ihr Beitrag fing außerordentlich wortgewandt in Versform an. Der Inhalt war komprimiert gehaltvoll, wie man das von Juristen zu erwarten hat. Des weiteren bewiesen sie aber darüber hinaus, dass die Grenzen des guten (?) Geschmacks nicht zwangsläufig verbindlich sein müssen. Sie prangerten gesellschaftskritisch die Besitzer von Wohlstandsplautzen an (selbst hatten sie keine) und statuierten, dass allgemeinhin "Kevin" immer häufiger zu "Dörte" mutiert. Im Eiltempo rasten der Schahparagraph 103, "Je suis Böhmermann" und ein riskanter Vergleich mit fragwürdigen politischen Machthabern am Auge des Zuschauers vorbei. Auch ein unbeaufsichtigter Jogi Löw durfte im Sortiment nicht fehlen. Dass Politik zum Showbiz geworden ist, brachten sie zum Schluss auf den Punkt. Mitunter fragte man sich schon "Ist das Kunst, oder kann das weg?"

Vermutlich noch eine Spur härter, oder zumindest konkreter, ging es bei Darius Rupalla zu. Er kommt aus Witten und hat eine Ausbildung zum Pharmazeuten gemacht. Das Analysieren von Tabletteneinnahmen ist ihm ein Anliegen. Wenn z. B. Patienten ihre Tüte mit Medikamenten vor ihm ausschütten und fragen "Darf ich das so einnehmen?" ist guter Rat teuer. Darius Rupalla ist hier der Meinung, dass das alles "für'n Arsch" sei.

Die letzte Jammerin war Alex Hofmann, sie ist klinische Psychologin und Tanztherapeutin. Insbesondere die Kontaktimprovisation liegt ihr am Herzen. Das sei so'n Hippie-Ding, dass sich "abgefuckte" Balletttänzer in den 60er und 70er Jahren ausgedacht hätten, die keinen Bock auf Dehnung hatten. Größte Aufmerksamkeit schenkt sie der Achtsamkeit, dem Bewusstsein über das Bewusstsein, das eine Entscheidung des Einzelnen ist.

Das Rennen machte an diesem Abend Darius Rupalla, der den Peak beim Applaus einheimste, da hatten weder Dörte noch Kevin eine Chance.

Wer sich am nächsten Science-Slam beteiligen möchte, möge sich melden unter slammer@science-slam.com.

(RP)
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