Duisburg Flüchtlinge: Stadt im Krisenmodus

Duisburg · Vor dem Hintergrund der immens gestiegenen Flüchtlingszahlen will sich die Verwaltung im Sinne einer besseren Integration der Schutzsuchenden in Teilbereichen eine neue Struktur geben.

Duisburg: Flüchtlinge: Stadt im Krisenmodus
Foto: Andreas Probst

Am Montag erläuterte Oberbürgermeister Sören Link den Maßnahmenkatalog beim Runden Tisch "Integration" und stellte ihn vor zahlreichen Vertretern von Vereinen, Verbänden und Bürgerinitiativen, die sich in der Stadt um die Flüchtlinge kümmern, zur Diskussion. Ein fertiges Konzept hatte der OB nicht in der Tasche, vielmehr gehe es zunächst darum, gemeinsam Strukturen zu schaffen, um einen "Pakt für Integration und Zusammenhalt" zu schließen. Klar sei, dass man im Krisenmodus arbeite. "Und es wird nicht einfacher, wenn die Zahlen so bleiben." Aber: "Wir müssen Kapazitäten für diejenigen schaffen, die dauerhaft hierbleiben werden."

Die veränderte Struktur innerhalb der Verwaltung soll sicherstellen, dass zum einen die Flüchtlinge möglichst schnell aus den Heimen in Wohnungen vermittelt werden können und Deutsch lernen. Außerdem sollen Plätze in Kitas und Schulen geschaffen werden, und die Erwachsenen sollen Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Zum anderen sollen die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Bürger und Initiativen besser eingebunden werden, indem sie etwa feste Ansprechpartner bekommen.

Die Arbeitsagentur, die am Montag ebenfalls am Runden Tisch saß, richtet mit zusätzlichen Bundesmitteln ab Januar einen "Integration Point" ein, um die Flüchtlinge vor und nach der Anerkennung des Asyls besser zu betreuen. Ulrich Käser: "Wir haben hierfür und für Arbeitsmarktprogramme vom Bund zusätzlich 4,5 Mio. Euro erhalten."

Das Sozialamt wird künftig sein Beratungs- und Betreuungsangebot vor Ort in oder in unmittelbarer Nähe der Flüchtlingsunterkünfte vorhalten. Andrea Bestgen-Schneebeck: "Die Mitarbeiter sollen auch diejenigen betreuen, die in der Umgebung der Unterkünfte bereits in Wohnungen leben."

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Foto: Dieter Weber

In den sieben Stadtbezirken werden Plattformen für einen besseren Austausch und bessere Abstimmung der Flüchtlingshelfer eingerichtet. Damit soll vorhandene Hilfe besser vernetzt werden. "Wer Ideen hat und helfen will, kann dort mitwirken", schildert Elisabeth Pater, Leiterin des kommunalen Integrationszentrum, die Möglichkeiten. Die Struktur werde nach oben hin offen sein, Ideen also auch die Entscheider erreichen.

Aus dem Kreis der Teilnehmer am Runden Tisch "Integration" kamen schon am Montag erste Anregungen. Dabei wurde deutlich, dass es einiges bereits gibt, was vielen nicht bekannt ist. Um den Informationsfluss zu verbessern ist mit Unterstützung der Bürgerstiftung zur Zeit die Einrichtung einer Website in Arbeit, die sowohl Ehrenamtlern wie auch den Flüchtlingen Informationen bieten soll. Eine große Herausforderung wird die Unterbringung in Kindertageseinrichtung und Schulen werden. Dies sei um so schwieriger, da durch mangelhafte Registrierungsverfahren nicht immer klar ist, wie viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche tatsächlich kommen. Klar ist laut Schuldezernent Thomas Krützberg hingegen: "Wir müssen neuen Schulraum schaffen."

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Foto: dpa, rwe jai

An den 144 Duisburger Schulen gibt es zur Zeit bereits 123 Vorbereitungsklassen, 2000 von 2200 Plätzen seien belegt. Mitarbeiter in den Kinder- und Jugendeinrichtungen würden künftig besser auf den Umgang mit Flüchtlingen vorbereitet.

Um voreiligen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen unterstrich Oberbürgermeister Sören Link, dass niemand einen sozialen Konkurrenzkampf um Leistungen befürchten müsse. Es gehe hier um zusätzliche Mittel, die von Bund und Land kämen.

Der Rat soll bereits im Sommer nächsten Jahres über ein Konzept beraten, das mit Hilfe der nun zu schaffenden neuen Strukturen erarbeitet werden soll.

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(RP)
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