Interview mit Kai Gottlob Das Filmforum hat jetzt eine Filmwerkstatt

Duisburg · Der Geschäftsführer des Kommunalen Kinos blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück. Demnächst gibt es neue Angebote im Filmforum. Stadtgeschichte wird am Dellplatz großgeschrieben; die "wilden 1970er Jahre" stehen aktuell im Focus.

 Der Geschäftsführer des Filmforums in Duisburg Kai Gottlob (Archivbild).

Der Geschäftsführer des Filmforums in Duisburg Kai Gottlob (Archivbild).

Foto: apr

Wie war das Jahr 2017 für das Filmforum?

Gottlob Großartig, denn mit knapp 130.000 verkauften Tickets war es für das Filmforum ein neues Rekordjahr. Noch nie hatten wir mehr Besucher am Dellplatz (ca. 85.000)und trotz eines eher nassen Sommers hat das Stadtwerke-Sommerkino bis auf 0,1 Prozent wieder seinen Vorjahresrekord (ca. 45.000) erreicht. Besonders toll ist aber, dass erstmals zehn Prozent der Besucher am Dellplatz junge Menschen in Schul- oder Kinderkinovorstellungen waren.

Wir treffen uns hier, für mich zum ersten Mal, in der neuen Filmwerkstatt des Filmforums. Was soll hier geschehen?

Gottlob Vieles, was bislang im Filmforum nur schlecht oder nicht möglich war. Der Raum mit seinen 70 Quadratmetern ergänzt unser Konzept perfekt. Hier können Seminare und Workshops für jede Zielgruppe angeboten werden, hier finden zukünftig Weiterbildungen für unsere Mitarbeiter statt und nebenbei wird genau das, was das Filmforum ausmacht, hier anhand einer kleinen Ausstellung sichtbar. Zudem, es rechnet sich, da ansonsten dafür Kinosäle blockiert oder Räume angemietet werden müssten, was erwiesenermaßen weniger wirtschaftlich wäre.

Hier in der Filmwerkstatt lagern auch Filmkopien aus der Sammlung des Filmforums. Das sind aber nicht alle Schätze...

Gottlob Nein, bei weitem nicht. Wir unterhalten noch weitere Archive für die Plakat- und Fotosammlung hier am Standort Dellplatz und lagern zudem Film-Unikate in einem klimatisierten Archiv in Düsseldorf. Neuere Filmkopien werden außerdem im Hauptgebäude digital gesichert.

Spätestens seit den beiden großen Duisburg-Filmen von Ihnen verbindet man das Filmforum auch mit der Stadtgeschichte. Wie sehen Sie das?

Gottlob Die Vermittlung von Stadtgeschichte ist seit den 1990er Jahren ein fester Bestandteil unserer Arbeit geworden. Grund dafür ist der Reichtum an historischen Filmen, den über viele Jahre das Stadtarchiv und seit 2004 die Filmforum GmbH zusammengetragen haben. Wir haben sie jetzt mit Hilfe des Landes NRW digital erschlossen und stellen sie etlichen TV-Sendern zur Verfügung. Um diesen Schatz beneiden uns Nachbarstädte, die nicht über derart viele historische Filme verfügen. Damit können wir sozusagen visuell in unsere lokale Geschichte reisen und dabei feststellen, dass Duisburg viel mehr ist als das mediale Klischee, das dieser Stadt seit Jahrzehnten anhaftet. Mich macht die Geschichte Duisburgs stolz und ich glaube, das Gefühl teile ich mit vielen von unseren Kinobesuchern.

Ich habe vor Jahren zum ersten Mal von Ihnen die Idee gehört, das einstige Mercatorhaus wieder aufzubauen. Die Idee ist aufgegriffen worden und wurde ausgeweitet zur Planung des so genannten Mercatorquartiers. Spricht das für ein gewachsenes Geschichtsbewusstsein in der Stadt?

Gottlob Sagen wir es einmal so - es wäre ein kapitaler Fehler, würde man das Mercatorhaus nicht wieder aufbauen. Mercator hat als Bürger dieser Stadt den Lauf der Welt verändert, indem er die Grundlage für die moderne Navigation in See- und Luftfahrt gelegt hat. Er steht für ein Duisburg der freien Wissenschaft und Bildung. Sein rekonstruiertes Haus, seine Werkstatt, also der Ort wo all das passierte, wird sein geniales Schaffen in der Stadt würdigen und gleichzeitig das Flaggschiff für das neue Quartier sein. Ich bin sehr froh, dass Sören Link als Oberbürgermeister das genauso gesehen hat und glaube, dass die Realisierung des sensiblen Projekts bei der GEBAG in guten Händen ist.

Arbeiten Sie an weiteren historischen Projekten?

Gottlob Natürlich! Aktuell interessieren uns besonders die "wilden 1970er Jahre" in Duisburg. Wer also noch Filmmaterial zur großen Musikszene dieser Zeit oder zum Beispiel aus dem legendären Eschhaus hat, sollte uns unbedingt anrufen.

Haben Sie die Nummer im Kopf?

Gottlob 0203 - 285 473!

(pk)
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